Lost Place: Die geheimnisvolle Grotte von der Alster
Die sechsspurige Straße An der Alster (St. Georg) dürften die meisten Hamburger mit dem Hotel Atlantic in Verbindung bringen. Doch nur ein paar Hausnummern weiter befindet sich ein geheimnisvolles Bauwerk, das selbst alteingesessene Hanseaten nicht kennen. Eine Grotte nämlich, sogar mit Wasserfall. Die hat die bekannte Hamburger Familie Mutzenbecher vor fast 150 Jahren errichtet und vermutlich für Rituale der Freimauer genutzt.
Das Haus An der Alster 34 befindet sich in dem leicht zurückliegenden Teil der Straße. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es Johannes Eduard Mutzenbecher (1822-1903), der sich hier 1878 eine Villa bauen ließ. Sie hatte damals noch einen großzügigen Garten, der bis ans Alsterufer reichte. Damals war das eine der begehrtesten Wohnlagen der Hansestadt.
Lost Place in Hamburg: Die Grotte von der Alster
- Deutsch (Deutschland)
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Die sechsspurige Straße An der Alster (St. Georg) dürften die meisten Hamburger mit dem Hotel Atlantic in Verbindung bringen. Doch nur ein paar Hausnummern weiter befindet sich ein geheimnisvolles Bauwerk, das selbst alteingesessene Hanseaten nicht kennen. Eine Grotte nämlich, sogar mit Wasserfall. Die hat die bekannte Hamburger Familie Mutzenbecher vor fast 150 Jahren errichtet und vermutlich für Rituale der Freimauer genutzt.
Das Haus An der Alster 34 befindet sich in dem leicht zurückliegenden Teil der Straße. Mit hoher Wahrscheinlichkeit war es Johannes Eduard Mutzenbecher (1822-1903), der sich hier 1878 eine Villa bauen ließ. Sie hatte damals noch einen großzügigen Garten, der bis ans Alsterufer reichte. Damals war das eine der begehrtesten Wohnlagen der Hansestadt.
Lost Place in Hamburg: Die Grotte von der Alster
Die Mutzenbechers stammten aus Kiel, siedelten nach Hamburg um und schon 1710 wurde ein Mutzenbecher hier Senator. Der Villen-Bauherr von dem hier wiederum die Rede ist, erlangte im 19. Jahrhundert großen Reichtum und zwar mit „Pinguin-Schiet”. Diese Guano genannten Ausscheidungen wurden damals vor allem in Südamerika gewonnen und waren als Dünger heiß begehrt. So konnte Herr Mutzenbecher sich mit dem Erlös aus dem Guano-Handel den teuren Traum eines Wintergartens mit Grotte erfüllen.
Der Wintergarten aus Bleiglas begann an der Rückfront seines Hauses an der Alster und führte in Richtung der heutigen Straße Koppel. Durch die Glaskonstruktion konnten hier bei jeder Witterung exotische und einheimische Gewächse gedeihen. Am Ende des Wintergartens ließ Mutzenbecher dann aus Thüringer Tuffstein die Grotte mit Wasserfall errichten und schon war die Illusion einer natürlichen Landschaft perfekt. Mutzenbecher war Freimauer und dürfte hier Rituale der geheimnisvollen Freidenker abgehalten haben. Auf der Grotte befanden sich Sitzgelegenheiten und der Hausherr pflegte hier bei schönem Wetter seinen Kaffee zu trinken.
Künstliche Grotten waren im 19. Jahrhundert sehr angesagt
Im 19. Jahrhundert waren künstliche Grotten bei Adel und reichem Bürgertum schwer angesagt. Größter Grotten-Fan war Bayerns „Märchenkönig” Ludwig II. und die „Venusgrotte” im Schloss Linderhof ist weltbekannt.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verfiel die Hamburger Villa und die Grotte geriet in Vergessenheit. Vor zehn Jahren wurde sie bei einem Neubau-Projekt entdeckt und zwar durch Hausmeister Ronnie Petersen. Der 68-Jährige zur MOPO: „Ich ahnte, dass das etwas Besonderes ist, was sich dort hinter dichtem Efeu verbarg.” Denkmalschützer sprachen sogar von einer „Sensation”. Es handelte sich um den ersten Fund dieser Art in Deutschland.
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Die Grotte blieb zunächst im Dornröschenschlaf, doch jetzt wird sie von Bauherr „Epos” saniert und stimmungsvoll beleuchtet. Denkbar wäre auch, die Grotte am „Tag des offenen Denkmals” für Besucher zugänglich zu machen. Doch das müssen die Eigentümer der 25 neu gebauten Wohnungen entscheiden, denn die Grotte befindet sich auf Privatgelände.