„Mutter aller Lost Places“: In dieser Geisterfabrik ist neues Leben eingekehrt
Dutzende verlassene Gebäude, verrostete Maschinen, unterirdische Tanks: Die alte Teppichfabrik in Geesthacht ist so etwas wie die „Mutter aller Lost Places“ in Norddeutschland. Immerhin umfasst das Areal 220.000 Quadratmeter. Mehrfach hat es hier schon gebrannt, doch in einem Teil der Fabrik ist gänzlich unerwartet neues Leben eingekehrt – TV-Zuschauer wissen das.
Dutzende verlassene Gebäude, verrostete Maschinen, unterirdische Tanks: Die alte Teppichfabrik in Geesthacht ist so etwas wie die „Mutter aller Lost Places“ in Norddeutschland. Immerhin umfasst das Areal 220.000 Quadratmeter. Mehrfach hat es hier schon gebrannt, doch in einem Teil der Fabrik ist gänzlich unerwartet neues Leben eingekehrt.
Erst Anfang dieses Monats wurde die Feuerwehr erneut zu dem Gelände an der Düneberger Straße gerufen. Es brannte in einer alten Villa an mehreren Stellen. Die Feuerwehr konnte die Flammen schnell ersticken. Schon 2018 war das Haus bei einem Brand schwer beschädigt worden. Es stammt noch aus der Zeit um 1876, als auf dem Areal die „Pulverfabrik Düneberg“ errichtet worden war. 1951 gründete dann Hubertus Rösel auf dem Gelände die Teppichfabrik „Nordpfeil“.

Das Unternehmen wurde rasch größer, ein Gebäude nach dem anderen wurde errichtet. In den 1970er Jahren waren hier bis zu 600 Menschen beschäftigt. Wer heute über das Gelände streift, der kann noch alte Teppich-Prospekte finden, „Betreten Sie die Welt des Schönen“ steht auf der Titelseite. 2013 aber ging die „Welt des Schönen“ unter.
2013 meldete das Unternehmen Insolvenz an
Das Unternehmen musste Insolvenz anmelden, und die riesigen Maschinen, mit denen über Jahrzehnte Auslegeware mit Namen wie „Ethik“ oder „Apart“ hergestellt worden waren, gingen teilweise nach Osteuropa. Andere Großgeräte verblieben auf dem Gelände, wo sie bis heute verrotten.

Das Möllner „Wohnungsunternehmen Gaedeke“ übernahm die Immobilie 2018 aus der Insolvenzmasse. Was die Unternehmerfamilie aus dem Lauenburgischen in Geesthacht vorhat, ist nicht bekannt.
Teppichfabrik wurde Drehort für ZDF-Serie
Aber: „Gaedeke“ genehmigte eine interessante Zwischennutzung. Der „Lost Place“ wurde zum Drehort! Die „Neue deutsche Filmgesellschaft“ errichtete 2022 in der großen Werkhalle die Kulissen von „Hotel Mondial“. Da die hohe Halle abseits vom lauten Verkehr auf dem Gelände steht, ist sie für Filmaufnahmen ideal.

Im Januar startete die Vorabendserie um ein fiktives Nobelhotel in Schwerin im ZDF. Die Außenaufnahmen wurden auch tatsächlich in Schwerin gedreht. Doch Rezeption, Flure oder Hotelzimmer entstanden dank kreativer Kulissenbauer in der 3000 Quadratmeter großen Geesthachter Fabrikhalle. Damit auch der Blick aus den Hotelfenstern authentisch wirkt, wurde eine Leinwand mit Darstellung der Schweriner Innenstadt aufgespannt.

Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Inzwischen läuft die zweite Staffel, mehr als zwei Millionen Menschen sollen regelmäßig „Hotel Mondial“ einschalten. Aktuell geht es um einen Investor – gespielt von Götz Otto –, der das Hotel gekauft hat und daraus ein Billig-Spielcasino machen will. Die Belegschaft ist entsetzt und hofft darauf, dass die von Gesine Cukrowski gespielte Hoteldirektorin die Pläne vereiteln kann …
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Achten Sie beim Schauen der TV-Serie doch mal auf die Details – vielleicht entdecken Sie noch Spuren des „Lost“-Drehorts vor den Toren Hamburgs.