Rotlicht, rechte Verschwörer: Die dubiose Versteigerung des verlassenen Kinderheims
„Immenhof“ ist der Name eines verlassenen Kinderheims in der Lüneburger Heide – eigentlich ein Routine-Job für das Lost-Place-Team der MOPO. Denkste! Denn erst wurden die Reporter dort von zwei Unbekannten aggressiv angegangen, dann führte uns die Recherche zu rechten Verschwörungs-Fans, weiter ins Hamburger Rotlichtmilieu und schließlich zu einer jungen Frau, die das Grundstück mal eben für 5,5 Millionen Euro ersteigert hat.
Die Geschichte des idyllisch im „Drei-Bäche-Dorf“ Hützel bei Bispingen (Heidekreis) gelegenen Immenhofs beginnt vor genau 110 Jahren. 1912 errichtet hier ein Hamburger Rechtsanwalt ein Gutshaus mit Pension. 1927 übernahm die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Immobilie. Die sich dann nach 1933 die Nazis unter den Nagel rissen. 1946 bekam die AWO den Immenhof zurück und betrieb hier bis Ende der 1980er Jahre ein Kinder- und Jugendheim. Es entstanden diverse weitere Gebäude mit Namen wie „Sonnenhaus“ oder „Sachsenhaus“, ein großes Wirtschaftsgebäude wurde gebaut, ebenso ein Hallenbad und eine Turnhalle.
Lost Place: Hier planten rechte Schwurbler eine Siedlung
„Immenhof“ ist der Name eines verlassenen Kinderheims in der Lüneburger Heide – eigentlich ein Routine-Job für das Lost-Place-Team der MOPO. Denkste! Denn erst wurden die Reporter dort von zwei Unbekannten aggressiv angegangen, dann führte uns die Recherche zu rechten Verschwörungs-Fans, weiter ins Hamburger Rotlichtmilieu und schließlich zu einer jungen Frau, die das Grundstück mal eben für 5,5 Millionen Euro ersteigert hat.
Die Geschichte des idyllisch im „Drei-Bäche-Dorf“ Hützel bei Bispingen (Heidekreis) gelegenen Immenhofs beginnt vor genau 110 Jahren. 1912 errichtet hier ein Hamburger Rechtsanwalt ein Gutshaus mit Pension. 1927 übernahm die Arbeiterwohlfahrt (AWO) die Immobilie. Die sich dann nach 1933 die Nazis unter den Nagel rissen. 1946 bekam die AWO den Immenhof zurück und betrieb hier bis Ende der 1980er Jahre ein Kinder- und Jugendheim. Es entstanden diverse weitere Gebäude mit Namen wie „Sonnenhaus“ oder „Sachsenhaus“, ein großes Wirtschaftsgebäude wurde gebaut, ebenso ein Hallenbad und eine Turnhalle.
Lost Place: Hier planten rechte Schwurbler eine Siedlung
1992 verkaufte die AWO das 42 Hektar große Areal für rund vier Millionen Mark (zwei Millionen Euro) an den Hamburger „Kaufmann“ Helmut B. Der gründete später die Firma „Immenhof Heidequelle“ und sammelte ordentlich Geld bei Anlegern. Diese wollten an den Erlösen der Heilquelle mitverdienen. Auch der damalige MOPO-Verleger Hans Barlach (1955-2015) beteiligte sich. Doch die Quelle sprudelte nie, das Geld der Anleger war futsch. Und auch Helmut B. ging bald das Geld aus. Angeblich sitzt der heute 85 Jahre alte Mann auf einem Schuldenberg von 14 Millionen Euro. Deswegen wurde für den 29. Juni die Zwangsversteigerung des Immenhofs am Soltauer Amtsgericht anberaumt.

Einige Tage vorher kam es auf dem Grundstück des Kinderheims zu einem „Camp“ von etwa 80 Menschen aus dem ganzen Bundesgebiet. Mitarbeiter der Onlineplattform „Endstation Rechts“ beobachteten das Treffen, machten rechte Milieus von Verschwörungstheoretikern, „Schwurblern“ und „Reichsbürgern“ aus. Mobilisiert wurden diese über einen geheimen Telegram-Kanal. Ziel war es, die Möglichkeiten für ein „Siedlungsprojekt“ auszuloten. Einer der Wortführer nennt sich laut „Endstation Rechts“ „Generalbevollmächtigter der geeinten deutschen Völker und Stämme“.
Auf solche Leute hatten Ortspolitiker nun gar keine Lust und riefen zur Demo auf. Unter der Parole „Bispingen gegen rechte Öko-Aussteiger“ nahmen 300 Menschen teil.

Auch der SPD-Bundesvorsitzende Lars Klingbeil, Bundestagsabgeordneter des Heidekreises, äußerte sich: „Wer andere ausgrenzt und unsere Demokratie gefährdet und spaltet, hat im Heidekreis keinen Platz.“
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Die Spannung war also groß, als die Zwangsversteigerung begann, und der Saal brechend voll. Die Gemeinde Bispingen bot mit, doch Bürgermeister Jens Bülthuis musste bei 2,6 Millionen „aussteigen“. Den Zuschlag bekam eine junge Dame aus Hamburg. Die bot stolze 5,5 Millionen Euro und kündigte an, dort „etwas mit Pferden“ machen zu wollen. Bot sie im Namen der Schwurbler? Oder handelte sie gar im Auftrag eines bekannten Hamburger Clans, der sein Millionen-Vermögen auf St. Pauli gemacht hat? So wurde jedenfalls vor dem Gericht getuschelt. Für viel Gesprächsstoff im sonst so verschlafenen Hützel ist also gesorgt.