Vor den Toren Hamburgs: Hier stand einst die älteste Burg des Nordens
Sie ist größer und viel älter als unsere Hammaburg: Die Wallburg in Stade datiert auf das Jahr 673 und ist damit unglaubliche 1349 Jahre alt. Das ergaben aufwendige Untersuchungen von Holzresten der Palisade. Wie die Menschen dort damals lebten – Archäologen haben spannende Details herausgefunden.
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Sie ist größer und viel älter als unsere Hammaburg: Die Wallburg in Stade datiert auf das Jahr 673 und ist damit unglaubliche 1349 Jahre alt. Das ergaben aufwendige Untersuchungen von Holzresten der Palisade. Wie die Menschen dort damals lebten – Archäologen haben spannende Details herausgefunden.
„Hier befand sich der sieben bis acht Meter hohe Wall, eine Holz-Erde-Mauer.“ Stolz deutet Dr. Andreas Schäfer im Stader Ortsteil Groß Thun auf eine unscheinbare Grünfläche unweit des Flusses Schwinge. Nur wir MOPO-Reporter sehen gar nichts! Erst per Drohne sind aus der Luft die Umrisse der ältesten Burg zwischen Rhein und Elbe gut erkennbar und die war alles andere als klein. Stades Stadt-Archäologe erläutert uns die Ausmaße: Immerhin 100 mal 170 Meter war die Anlage groß. Zum Vergleich: Die Hammaburg in Hamburg maß bei ihrer Errichtung um das Jahr 800 gerade mal 50 mal 70 Meter.
Die Stader Wallburg war eine Fluchtburg für bis zu 500 Menschen. Die Zahl der ständigen Bewohner betrug vermutlich aber nur etwa 150.
Durch Funde von Öfen und Feuerstellen ist gesichert, dass die Burg-Bewohner bereits in der Lage waren, hier Bunt- oder Edelmetalle zu verarbeiten. Vor der Palisade befand sich eine kleine Hafenanlage. Reste einer hölzernen Kaimauer sind 2007 entdeckt worden.
Wertvolle Grabbeigaben entdeckt
Gleichzeitig fanden Archäologen hier auch erstmals in Deutschland vier Ruder aus dem Frühmittelalter. Die Experten legten etwa einen Kilometer von der Wallburg entfernt auch einen Friedhof frei. Die Archäologen sicherten hier Grabbeigaben wie Perlen, Ohrringe oder Messer.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Genutzt wurde die Burg vermutlich bis in das Jahr 900 hinein. Um diese Zeit errichteten die Stader Grafen nämlich eine neue Burg auf dem Stader Spiegelberg und der Vorgänger-Bau wurde aufgegeben. Die Entdeckungen rund um die Stader Wallburg haben unter Archäologen internationales Interesse geweckt.
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Die Grabungen hatte 2006 übrigens der Fund einer Scherbe ausgelöst, die in einem Maulwurfshügel lag. Und wenn Sie einen Stader nach der Wallburg fragen, wird er Sie wahrscheinlich belehren, dass das doch die „Schwedenschanze“ sei. Der Name beruht allerdings auf einem Irrtum. Jahrzehntelang war angenommen worden, dass schwedische Truppen im Dreißigjährigen Krieg die Wälle angelegt hätten.