Chinesische Investoren im Norden: Die 100-Millionen-Luftnummer
Nicht nur in der Residenzstadt Ballenstedt, sondern auch rund 100 Kilometer entfernt im Harz, nämlich in der schönen „Berg- und Universitätsstadt“ Clausthal-Zellerfeld, sind chinesische Investoren aktiv. Auch hier geht es um die Entwicklung eines riesigen „Lost Places“. 100 Millionen Euro sollten hier investiert werden, das klang gut. Doch es gibt einen Haken.
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Nicht nur in der Residenzstadt Ballenstedt, sondern auch rund 100 Kilometer entfernt im Harz, nämlich in der schönen „Berg- und Universitätsstadt“ Clausthal-Zellerfeld, sind chinesische Investoren aktiv. Auch hier geht es um die Entwicklung eines riesigen „Lost Places“.
Die Bundesstraße 241 führt von Goslar nach Clausthal-Zellerfeld und direkt an dieser Straße, unmittelbar vor dem Zentrum Clausthals, befindet sich ein verlassener Klinik-Komplex. Bis 2011 wurde hier das „Rehazentrum Oberharz“ betrieben. Bereits kurz nach Kriegsende 1945 sind hier in der „Lungenheilanstalt Erbprinzentanne“ Männer behandelt worden, die an Tuberkulose litten. Die gute Luft im Harz war für die Behandlung förderlich. Doch in den 1960er Jahren nahmen die Krankheitsfälle stark ab und das Objekt „Erbprinzentanne“ wurde als allgemeine Rehaklinik weitergeführt. Im Jahr 2011 kam es zu einem Umzug in einen Neubau in Clausthal-Zellerfeld. Der alte Komplex begann zu verrotten.
Chinesische Investoren kündigten Investionen an
Schon 2012 meldeten chinesische Investoren Interesse an. Jahre später kam es zum Kauf des XXL-Grundstücks und die Unternehmer aus dem fernen China kündigten an, ein Zentrum für chinesische Medizin errichten zu wollen. Von einem Investment von 100 Millionen Euro war die Rede.
Doch geschehen ist nichts. Die Ankündigung auf dem verwitterten Firmenschild der „Erbprinzentanne GmbH“: „Wir planen und bauen für Sie“, war ein leeres Versprechen. Als Investoren-Vertreter fungierte Guoguang Guo. Der 66-Jährige starb jedoch im Januar 2023 in einem Gebäude auf dem verlassenen Klinikgelände. In einem Brief an die „Goslarsche Zeitung“ kündigte Sze Yung Cheng, der Geschäftspartner des Verstorbenen, an, das Projekt weiterverfolgen zu wollen.
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Aber verfügen die Investoren tatsächlich über das nötige Kapital? Recherchen ergeben Verbindungen der „Erbrpinzentanne GmbH“ zu den Unternehmen „Sino Win Europe“ und „Bohui International“. Als Geschäftszweck eingetragen sind Einrichtungen der Chinesischen traditionellen Medizin, des Tourismus und des Sports.
Außerdem geben die Chinesen an, den Handel mit diversen Waren zu betreiben. Auch den Kulturaustausch zwischen Europa und China wolle man fördern. Petra Emmerich-Kopatsch (SPD), die Bürgermeisterin von Clausthal, ließ eine MOPO-Anfrage zum Objekt „Erbprinzentanne“ unbeantwortet.