Verwunschener Wachturm im Wald: Wer hier einen Spaziergang macht, der erschrickt!
Dassow ist ein ehemaliges Fischerdorf unweit der Lübecker Bucht. Und wer hier im Ortsteil Pötenitz einen kleinen Waldspaziergang macht, der erschrickt. Steht da doch plötzlich ein bedrohlich wirkendes massives Bauwerk: ein Wachturm der ehemaligen DDR-Grenze.
- Deutsch (Deutschland)
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Dassow ist ein ehemaliges Fischerdorf unweit der Lübecker Bucht. Und wer hier im Ortsteil Pötenitz einen kleinen Waldspaziergang macht, der erschrickt. Steht da doch plötzlich ein bedrohlich wirkendes massives Bauwerk: ein Wachturm der ehemaligen DDR-Grenze.
Doch halt, Wachturm ist nicht ganz korrekt. Bei dem Gebäude handelt es sich genau gesagt um einen Führungsturm. Dieses Objekt war bei den Grenztruppen der Deutschen Demokratischen Republik unter dem Kürzel „BT 6“ bekannt. Es war in der Regel mit einem Offizier oder einem erfahrenen älteren Unteroffizier besetzt. An dem auch „Führungsstelle“ genannten Turm liefen die Informationen mehrerer benachbarter Wachtürme zusammen. Bei einem „Grenzdurchbruch“ wurde die Jagd auf die „Grenzverletzer“ aus dem vier mal vier Meter großen Gebäude heraus geleitet.
132 „Führungstürme“ gab es an der DDR-Grenze
Diese quadratischen Führungstürme sind von der DDR erstmals 1976 errichtet worden. Kurz vor der Wende 1989 gab es entlang der 1400 Kilometer langen innerdeutschen Grenze 132 dieser Gebäude. Die allermeisten der Türme sind schon um 1990/91 abgerissen worden, der Turm von Pötenitz steht heute leer, dient Fledermäusen als Quartier.
Die heutige Grenze zwischen Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern war bis 1989 einer der am stärksten abgesicherten Grenzabschnitte der DDR. Hier verlief die tödliche Grenze nämlich direkt am Strand. Der Travemünder Priwallstrand war Bundesgebiet und der Strand von Pötenitz gehörte zur DDR. Hier war auf Bundesgebiet auch FKK erlaubt und es kam zu teils tragikomischen Vorfällen.
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Im Sommer 1966 konnte ein Portugiese die Warnschilder auf bundesrepublikanischer Strandseite nicht lesen und geriet auf DDR-Gebiet. Die dortigen Grenzer der „Grenzbrigade Küste“ gaben einen Warnschuss aus der Kalaschnikow ab und nahmen den nackten 39-Jährigen fest.
Im selben Jahr versuchte ein Bauer aus Pötenitz, die gestaffelten Drahthindernisse am Ostseestrand zu überwinden und Richtung Priwall zu flüchten. Als er 80 Meter vor dem letzten Hindernis war, eröffneten die Grenzer das Feuer. Der unverletzte Mann gab auf und wurde festgenommen. Ein DDR-Gericht verurteilte den Flüchtling später wegen des versuchten „ungesetzlichen Grenzübertritts“ zu zweieinhalb Jahren Haft.