„Goldener Engel“ in Harburg: Der traurige Verfall eines Traditionslokals
Der „Goldene Engel“ ist nichts weniger als Harburgs ältestes Gasthaus. Schon 1742 ist hier ein „Ausspann“ – eine Wirtschaft mit Pferdestall – verbürgt. Jahrhundertelang war das urige Lokal ein beliebter Treffpunkt der Harburger. Doch aktuell ist hier gar nichts mehr golden, der Fachwerkbau steht leer und beginnt langsam zu verfallen. Warum tut sich hier nichts?
Das denkmalgeschützte Gebäude an der Harburger Schloßstraße 7 bietet ein trauriges Bild. Im Schaukasten am verrammelten Lokal steht auf einem vergilbten Zettel: „Liebe Gäste, der Goldene Engel erhält eine neue Bestimmung und wird dazu im Innenraum etwas umgebaut.“
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Der „Goldene Engel“ ist nichts weniger als Harburgs ältestes Gasthaus. Schon 1742 ist hier ein „Ausspann“ – eine Wirtschaft mit Pferdestall – verbürgt. Jahrhundertelang war das urige Lokal ein beliebter Treffpunkt der Harburger. Doch aktuell ist hier gar nichts mehr golden, der Fachwerkbau steht leer und beginnt langsam zu verfallen. Warum tut sich hier nichts?
Das denkmalgeschützte Gebäude an der Harburger Schloßstraße 7 bietet ein trauriges Bild. Im Schaukasten am verrammelten Lokal steht auf einem vergilbten Zettel: „Liebe Gäste, der Goldene Engel erhält eine neue Bestimmung und wird dazu im Innenraum etwas umgebaut.“
Geschrieben hat die Mitteilung die vorerst letzte Wirtin, Waltraud Hörlberger. Sie bedankt sich bei den Gästen für die „schöne gemeinsame Zeit“. Vor ihr hatte die Harburger Gastro-Legende Heiko Hornbacher die Gaststätte ab 2003 betrieben. Diese wäre 1985 beinahe einem Großbrand zum Opfer gefallen, doch in jahrelanger Arbeit konnte der Bau bis 1990 wiederhergestellt werden.
Hotel-Planungen in Harburg nicht umgesetzt
Nach der Schließung 2019 wurde bekannt, dass der Projektentwickler „Aestate“ das große Grundstück Harburger Schloßstraße 7–9 erworben hatte. 2019 ließ der Eigentümer einen Schuppen abreißen und kündigte an, ein 142-Betten-Hotel bauen zu wollen.
Der „Goldene Engel“ sollte in die Neubauplanungen einbezogen werden und als Rezeption, Frühstücksraum, Bar und Restaurant betrieben werden. Die Planungen verzögerten sich während der Corona-Pandemie und dann kam die Immobilienkrise mit steigenden Zinsen und Baukosten. Dem Projektentwickler fehlte vermutlich die Finanzierung und er verkaufte Anfang 2022 das Grundstück an die Hotelgruppe „Novum Hospitality“.
Auf MOPO-Nachfrage hieß es von dort etwas kryptisch: „Die Novum Development Projekt Nord I GmbH hat als eigenständiges Unternehmen das Objekt Harburger Schloßstraße 7–9 erworben und prüft weitere Nutzungsmöglichkeiten.“
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (re.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Schloßstraße war das Zentrum von Harburg im Mittelalter
Tja, „Prüfung“ bedeutet wohl, dass das Unternehmen abwartet, ob sich Baukosten und Zinsen wieder senken und sich somit das Bauen eines Hotels wieder lohnen würde. Viele Harburger fürchten nun, dass die Bausubstanz wegen des langen Leerstands leidet. Erste Schäden sind an der Rückseite des Bauwerks sind schon zu erkennen.
Die Harburger Schloßstraße war einst das Zentrum des mittelalterlichen Harburgs. Hier befanden sich das Rathaus und die Häuser wohlhabender Bürger. Der „Goldene Engel“ ist eines der letzen Zeugnisse aus diesen vergangenen Zeiten.