Seit Jahren verlassen: Dieses legendäre Gasthaus verfällt
„Anno 1817“ — so steht es über dem Eingang des wunderschönen Backsteinhauses an der Stör. Doch die Ziffern sind schon stark verblasst und direkt über der Inschrift haben Graffiti-Sprayer in grell-grüner Farbe „Fuck Sleep“ gesprüht. Das legendäre Gasthaus bei Itzehoe mit dem eigentümlichen Namen „Breitenburger Fähre“ steht seit Langem leer und verfällt.
„Anno 1817“ — so steht es über dem Eingang des wunderschönen Backsteinhauses an der Stör. Doch die Ziffern sind schon stark verblasst und direkt über der Inschrift haben Graffiti-Sprayer in grell-grüner Farbe „Fuck Sleep“ gesprüht. Das legendäre Gasthaus bei Itzehoe mit dem eigentümlichen Namen „Breitenburger Fähre“ steht seit Langem leer und verfällt.
Hier trafen sich die Freiwillige Feuerwehr, der Schützenverein, die Landjugend und natürlich kam auch der Breitenburger Bürgermeister regelmäßig auf ein Glas kühles Helles und ein Bratkartoffel-Gericht vorbei. In der „Breitenburger Fähre“ wurden Hunderte Goldene Hochzeiten gefeiert, runde Geburtstage und Konfirmationsfeiern zelebriert. Doch das ist lange her.
Heute pfeift der Wind durch die geborstenen Fensterscheiben, im Festsaal türmt sich der Müll und der Keller steht unter Wasser. Im leerstehenden Gebäude finden sich noch Dutzende Untersetzer mit Werbung von Itzehoer Betrieben. „Autohaus Kahlert“ preist darauf den Mazda 121 LX an – einen Kleinwagen, der 2003 zuletzt produziert wurde. Sollte das Gasthaus wirklich schon seit 20 Jahren dicht sein? Genau kann das im beschaulichen Breitenburg keiner sagen.
- Quandt Von außen wirkt das Gasthaus „Breitenburger Fähre“ noch intakt, doch im Gebäude sieht es desolat aus.
Von außen wirkt das Gasthaus „Breitenburger Fähre“ noch intakt, doch im Gebäude sieht es desolat aus. - Quandt Im Lokal sind fast alle Glasscheiben zertrümmert.
Im Lokal sind fast alle Glasscheiben zertrümmert. - Quandt „Anno 1817“ wurde der schöne Backstein-Bau errichtet.
„Anno 1817“ wurde der schöne Backstein-Bau errichtet. - Quandt Im leerstehenden Gasthaus türmt sich der Müll.
Im leerstehenden Gasthaus türmt sich der Müll. - Quandt Die Bronzeplastik des Künstlers Karlheinz Goedtke steht an der Auffahrt des Lokals.
Die Bronzeplastik des Künstlers Karlheinz Goedtke steht an der Auffahrt des Lokals.
Wie kam es überhaupt zu dem ungewöhnlichen Namen für die Gaststätte? Ursprünglich gab es hier vor den Toren Itzehoes tatsächlich eine Fähre über die Stör. Doch schon vor fast genau 400 Jahren ist hier die erste Brücke errichtet worden. 1979 wurde vorm Gasthaus ein Kunstwerk aufgestellt. Der Bildhauer Karlheinz Goedtke (1915-1995) hatte eine Bronzeplastik geschaffen, die die einzelnen Phasen der Stör-Querung – von der Furt über die Fähre zu Brücken aus Holz und Stahl – darstellte.

Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Heute verläuft die Landesstraße 116 auf einer Spannbetonbrücke über die Stör. Viele Autofahrer fragen sich, ob jemals wieder Leben einkehrt in das 206 Jahre alte Gemäuer, in dem früher so fröhlich gefeiert wurde.
Das prächtige Schloss Breitenburg der Rantzauer Grafen (Feldherr Wallenstein plünderte es 1627) liegt gleich um die Ecke und zieht jährlich viele Tausend Besucher an. Da müsste sich der Betrieb eines Ausflugslokals mit großer Terrasse doch eigentlich lohnen …