Geheimnisvolle Gruft: Das tragische Schicksal der dänischen Königin
Ein 400 Jahre alter herrlicher Altar, der Chorraum über und über geschmückt mit Figuren und Büsten der Braunschweiger Herzöge. Die Celler Stadtkirche St. Marien ist ein echtes Schmuckstück. Verborgen unter zwei schlichten Klapptüren befindet sich der Eingang zur Fürstengruft. Die MOPO durfte rein – und wir waren fasziniert vom tragischen Schicksal der dänischen Königin Caroline Mathilde die dort in einem acht Tonnen schweren Prunksarg liegt.
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Ein 400 Jahre alter herrlicher Altar, der Chorraum über und über geschmückt mit Figuren und Büsten der Braunschweiger Herzöge. Die Celler Stadtkirche St. Marien ist ein echtes Schmuckstück. Verborgen unter zwei schlichten Klapptüren befindet sich der Eingang zur Fürstengruft. Die MOPO durfte rein und wir waren fasziniert vom tragischen Schicksal der dänischen Königin Caroline Mathilde (1751-1775), die dort in einem acht Tonnen schweren Prunksarg liegt.
Schwungvoll klappt Küster Ralf Pfeiffer (62) eine Tür im Boden auf und dann geht es steil nach unten. Die Gruft tut sich auf – die 1576 errichtete „Grablege” der „Celler Linie” der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg. Dicht an dicht befinden sich hier die Särge. Doch einer sticht heraus, er ist geschmückt mit einer Tafel, auf der in Latein steht „Carolina Mathildis”. Hier ruht also in einem Mahagoni-Sarg Königin Caroline. Sie wurde als englische Prinzessin geboren und ihr Bruder Georg brachte es 1760 zum britischen König.
Lost Place in Celle: Die Fürstengruft von St. Marien
Prinzessin Caroline war 13 Jahre alt, als sie ohne ihr Einverständnis mit dem zwei Jahre älteren dänischen König Christian VII. verheiratet wurde. Von Liebe war hier natürlich nicht die Rede, es ging nur darum, das Verhältnis zwischen Dänemark-Norwegen und Großbritannien durch die Ehe zu festigen.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Wie ein Staatsgeschenk wurde die junge Caroline 1766 von den Briten im damals dänischen Altona „übergeben.” Die arrangierte Ehe stand unter keinem guten Stern. König Christian ignorierte seine Gattin und lebte seine sado-masochistischen Neigungen bei einer Geliebten aus.
Dazu kam, dass der Dänen-Herrscher geisteskrank war. Deswegen freundete er sich mit dem Arzt Johann Friedrich Struensee an. Der war Armenarzt in Altona gewesen und für seine modernen Behandlungsformen bekannt. Und Struensee wusste den Monarchen zu nehmen und gleichzeitig beglückte der attraktive Arzt die unglückliche Königin. Dem König war es recht und eine „Menage à trois” begann. 1771 kam Prinzessin Louise auf die Welt. Der Vater war wohl Struensee, doch der König erkannte die Kleine als eigen an und machte seinen Leibarzt zum Grafen. Weil König Christians Krankheit sich verschlimmerte, stieg Struensee zum heimlichen Herrscher Dänemarks auf.
Königin Caroline: Intrige führte zum Tod ihres Liebhabers
Dem dänischen Adel gefiel das gar nicht. Zumal der Arzt als Vertreter der Aufklärung galt. Der Adel startete eine Intrige und plötzlich war von „Komplott” und „Staatsstreich” durch Struensee die Rede. Der schwache König ließ sich manipulieren und nach einem Maskenball ließ er den Grafen Struensee am 17. Januar 1772 verhaften. Wenige Wochen später wurde Struensee wegen „Hochverrats” erst geköpft, dann gevierteilt und aufs Rad geflochten.
Gleichzeitig kam es zur Scheidung des dänischen Königspaars. Caroline wurde ins Jagdschloss Göhrde verbannt. Doch dann ließ man das leerstehende Celler Schloss für die Ex-Monarchin herrichten. Dort litt sie sehr unter der Trennung von ihren Kindern, doch bald führte sie einen kleinen Hof, hatte regen Kontakt mit Celler Bürgern und adoptierte eine vierjährige Halbwaise.
Mit 24 starb Caroline an Scharlach
Kaum 24 Jahre alt, starb Caroline an Scharlach. Ihr Traum, noch einmal nach Dänemark zurückzukehren, der erfüllte sich nicht.
Küster Pfeiffer führt uns weiter durch die Gruft, in der die traurige Königin ihre letzte Ruhe fand, und weist auf einen weiteren Sarg: „Hier liegt die Prinzessin von Ahlden”. Wer bitte? Sophie-Dorothea Herzogin von Braunschweig und Lüneburg (1666-1726). Auch sie hatte kein Glück mit ihrem Gatten und wurde im Alter von 16 mit ihrem Cousin Georg verheiratet. Doch der vergnügte sich lieber mit seiner Mätresse Melusine Gräfin von der Schulenburg.
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Die frustrierte Sophie wiederum tröstete sich mit einem feschen Oberst der Leibgarde – Philipp Graf von Königsmarck. Beide wollten durchbrennen. Doch dann verschwand Königsmarck spurlos. Sophies Mann hatte ihn vermutlich kidnappen und ermorden lassen. Ein Leichnam wurde nie entdeckt. Die arme Sophie wiederum wurde lebenslang nach Schloss Ahlden bei Hannover verbannt, wo sie im Alter von 60 Jahren verbittert starb.