Lost Place im Norden: Das Geheimnis der verlassenen Klinik
Das Reetdach-Anwesen wirkt imposant: Selbst das weiße Eingangstor ist reetgedeckt. Die Pracht setzt sich im Inneren fort: Es gibt Kronleuchter und Kamine in vielen Räumen, in den Badezimmern sind sogar einige Wasserhähne vergoldet. Doch der Eindruck täuscht: Die ehemalige Dialyse-Klinik ist ein „Lost Place“.
Der Arzt Dr. Uwe Merkel hatte große Plane in dem kleinen Ort. 1978 begann er mit dem Bau eines „Dialyse-Instituts“. Doch als der Komplex neun Jahre später fertig gestellt war, sah man ihm die medizinische Nutzung nicht an. Erfahren Sie mehr mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang testen für nur 99 Cent!
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Das Reetdach-Anwesen im Örtchen Boye bei Celle wirkt imposant: Selbst das weiße Eingangstor ist reetgedeckt. Die Pracht setzt sich im Inneren fort: Es gibt Kronleuchter und Kamine in vielen Räumen, in den Badezimmern sind sogar einige Wasserhähne vergoldet. Doch der Eindruck täuscht: Die ehemalige Dialyse-Klinik ist ein „Lost Place“.
Der Arzt Dr. Uwe Merkel hatte große Plane in dem kleinen Ort. 1978 begann er mit dem Bau eines „Dialyse-Instituts“. Doch als der Komplex neun Jahre später fertig gestellt war, sah man ihm die medizinische Nutzung nicht an.
Dr. Merkel hatte sich bei der Gestaltung an einem herrschaftlichen Anwesen orientiert und lebte auch selbst zusammen mit seiner Frau in einem der Gebäude. Dabei hat der Mediziner tief in die Tasche gegriffen: Neben der luxuriösen Einrichtung entstanden auch ein Schwimmbad und eine große Garagenanlage mit Autolift.
Lost Places
Der Autor: Thomas Hirschbiegel (l.) ging 1977 direkt von der Schule zur MOPO, war erst zehn Jahre Fotoreporter und dann ab 1987 Redakteur mit dem Spezialgebiet Polizei, Architektur und Stadtentwicklung.
Der Fotograf: Florian Quandt begann seine journalistische Tätigkeit beim „Elbe Wochenblatt“, absolvierte ein Redakteurs-Volontariat beim „ Pinneberger Tageblatt“ und ist seit 2005 Fotoreporter bei der MOPO.
Doch der Arzt starb wenig später. Ein Nachfolger behandelte Nierenkranke dort weiterhin. 2009 wurde der Betrieb eingestellt – und der Verfall der Gebäude begann. 2012 leitete die Sparkasse Göttingen eine Zwangsversteigerung am Celler Amtsgericht ein, doch das höchste Gebot lag nur bei 600.000 Euro. Das war der Sparkasse zu wenig, der Verkehrswert lag immerhin bei zwei Millionen Euro.
Laut der „Celleschen Zeitung“ bot eine Immobilien-GmbH aus Linz in Österreich ein Jahr später 738.000 Euro und wurde neuer Eigentümer. Doch erst mal geschah nichts auf dem idyllisch am Dorfrand gelegenen großen Grundstück mit altem Baumbestand.
Abriss läuft, Reihenhäuser sollen gebaut werden
Als die MOPO im Februar vorbeischaute, war alles eingezäunt, wenig später rückten schon die Abrissbagger an und rissen zunächst die hinteren Gebäude ein. Auf MOPO-Nachfrage erklärte Heiko Gevers (CDU), der Ortsbürgermeister von Boye, dass das 10.000 Quadratmeter große Grundstück erneut veräußert wurde und die Erwerber hier nun Reihenhäuser für junge Familien bauen werden. Auch ein Spielplatz ist geplant.
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Ein wenig schade ist es ja um das eigenwillige Ensemble. Die Träume eines Arztes von einer Klinik unter Reet enden auf dem Schutthaufen.