„Liebes Kind“ auf Netflix: Staffel zwei? Das sagt der Hamburger Serien-Star
Platz eins der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Serien, auf der Top Ten-Liste in mehr als 90 Ländern: Die deutsche Netflix-Miniserie „Liebes Kind“ ist ein internationaler Hit. Ein Psychothriller ohne plakative Gewaltszenen, der dennoch grausamer kaum sein könnte. Ein Riesenerfolg – mit dem Hauptdarsteller Hans Löw (Kommissar Gerd Bühling) nicht gerechnet hätte. Die MOPO traf den 47-jährigen Schauspieler, der seit mehr als 20 Jahren in Hamburg lebt, bei Nieselregen an seinem Lieblingsort, dem Jenischpark in Klein Flottbek. Und stellte die Frage, die im Netz heiß diskutiert wird: Wie geht es mit „Liebes Kind“ weiter?
Platz eins der erfolgreichsten nicht-englischsprachigen Serien, auf der Top Ten-Liste in mehr als 90 Ländern: Die deutsche Netflix-Miniserie „Liebes Kind“ ist ein internationaler Hit. Ein Psychothriller ohne plakative Gewaltszenen, der dennoch grausamer kaum sein könnte. Ein Riesenerfolg – mit dem Hauptdarsteller Hans Löw (Kommissar Gerd Bühling) nicht gerechnet hätte. Die MOPO traf den 47-jährigen Schauspieler, der seit mehr als 20 Jahren in Hamburg lebt, bei Nieselregen an seinem Lieblingsort, dem Jenischpark in Klein Flottbek. Und stellte die Frage, die im Netz heiß diskutiert wird: Wie geht es mit „Liebes Kind“ weiter?
MOPO: „Liebes Kind“ ist ein Psychothriller ohne grausame Gewaltszenen. Es sind die Bilder, die im Kopf eines jeden Zuschauers entstehen, die das Ganze zuweilen an den Rand des Erträglichen führen. Haben Sie das beim Dreh ebenfalls empfunden?
Hans Löw: Da meine Figur der Ermittler ist, war ich beim brutalen Geschehen in dem Bunker nicht dabei. Ich hatte nur einen Drehtag am Tatort, eine Lagerhalle in Köln. Bevor ich in die Maske gegangen bin, wollte ich mir die Räume einmal anschauen. Ich bin da durchgegangen und wollte nur schnell wieder raus. So alleine war es ein eher beklemmendes Gefühl. Diese Räume mit angeketteten Kinderstühlen, Ringe in der Wand – das war spooky. Ähnlich wie in der Serie aber nicht vordergründig, sondern es entstehen dadurch Bilder.
„Liebes Kind“-Star: „Ich bin sicherlich keiner, der mit der Tür ins Haus fällt“
Und was haben Sie empfunden, als Sie das Werk das erste Mal in Gänze gesehen haben?
Vor der Veröffentlichung habe ich einen Link bekommen und durfte schon etwas reinschauen. Ich war positiv angetan, wie auch schon beim Lesen des Drehbuchs, wie gut und spannend der Plot arrangiert ist. Das ist für mich das Hauptmerkmal der Serie. Neu war für mich beim Ansehen lediglich die Musik. Die schiebt natürlich ordentlich.
Sie spielen den LKA-Beamten Gerd Bühling – was ist das für ein Typ?
Ein sehr einsamer Wolf, vollkommen verstrickt in einen Fall, der fast 13 Jahre zurückliegt. Den er nie wieder losgeworden ist. Befreundet mit den Eltern, deren Tochter verschwunden ist. Er macht sich große Vorwürfe, in dem Fall nicht weitergekommen zu sein und ist darüber regelrecht depressiv geworden.
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Hat das irgendwas mit Ihnen zu tun?
Sicherlich. Immer. Man sucht in den Figuren immer nach Parallelen. Die findet man mal mehr und mal weniger. Die Figur entsteht im Dialog mit mir und dem Geschriebenen.
Der Kommissar ist ein sehr sensibler Mensch. Sind Sie das ebenfalls?
Das müssen andere beantworten. Aber ich bin sicherlich keiner, der mit der Tür ins Haus fällt.
„Liebes Kind“ auf Netflix: Kinder hatten zu ihrem Schutz ein eigenes Drehbuch
Wie haben Sie sich auf die Rolle vorbereitet? Hatten Sie Kontakt zu einem richtigen LKA-Beamten?
Es ist erst das zweite Mal in meinem Berufsleben, dass ich einen Polizisten gespielt habe. Das erste Mal war fast mein erster Film. 2006 „Knallhart“ mit Detlev Buck. Der hat mich damals auf Feldforschung geschickt. Da bin ich mit einem Berliner Beamten eine Nacht durch die Stadt gefahren. Bei der Vorbereitung habe ich mich erinnert, was das für ein auf gewisse Weise getriebener Wolf war. Wieviel Idealismus und Wille dahintersteckte, hat mich damals sehr beeindruckt.
Wie waren die Dreharbeiten für die beiden Kinder?
Es gab ein komplett parallel gestaltetes Kinderdrehbuch. Die Kinder kannten den Plot gar nicht. Alle Situationen, die sie spielen mussten, hatten einen ganz anderen Handlungsbackground. Alle Beteiligten waren angehalten, den Kindern auch nur das zu kommunizieren. Das war sehr aufwendig und durchdacht zum Schutze der Kinder. Ich habe schon viel mit Kindern gedreht, aber das habe ich erstmalig erlebt. Das war sehr beeindruckend.

Also gab es keine Momente, in denen man die Kinder hätte auffangen müssen?
Ich hatte das Gefühl, dass die Kinder sehr fröhlich und unbeschadet da durchkamen. Auch ich habe während des Drehs wahnsinnig viel gelacht. Wir hatten viel Spaß, manchmal vielleicht auch als Kompensation.
Die Kinder müssen in der Serie Grauenhaftes ertragen. Sie haben selbst zwei Kinder. Hat sich nach dem Dreh im Umgang mit Ihren Kindern irgendwas verändert?
Nein. So weit geht es nicht. Meine Kinder waren zum Teil in den Sommerferien am Set zu Besuch und haben auch die anderen beiden Kinderdarsteller kennengelernt. Sie fragen hin und wieder, ob sie mal in die Serie reinschauen dürfen. Das dürfen sie natürlich nicht mit ihren elf und 13 Jahren.
Sie werden hoch gelobt dafür, Ihre Rolle hervorragend sensibel ausgefüllt zu haben. Von Kritikern wie von Kolleg:innen. Zudem ist die Serie immens erfolgreich. Was hat für Sie die größte Bedeutung?
Ich freue mich am meisten, wenn Kollegen und andere Menschen einfach auf mich zukommen und mir sagen, dass sie es toll fanden. Kritiken lese ich eher nicht so. Das nicht zu tun, musste ich mir, glaube ich, beim Theater angewöhnen. Sonst würde es mir schwerfallen, wieder auf die Bühne zu gehen.
Eine schlechte Kritik – da könnten Sie ja auch drüberstehen …
Könnte man. Dafür wäre ich dann aber wohl doch zu sensibel.
Die Resonanz hat das „Liebes Kind“-Team überrascht
Haben Sie mit einem solch großen Erfolg gerechnet?
Alle hatten wohl immer das Gefühl, es könne gut und spannend werden. Aber diese Resonanz hat uns dann doch eher überrascht. Aber ich hatte vorher auch keine Vorstellung davon. Ich kenne mich in dem Netflix-Serienkosmos nicht so aus. Das war meine erste Netflix-Produktion.
Ihre erste Netflix-Produktion. Auch das erste Mal, dass Sie etwas gedreht haben, das so durch die Decke gegangen ist?
Auf jeden Fall. Die Filme, die ich sonst gemacht habe und sehr gerne mag, locken eher so 8000 bis 10.000 Zuschauer ins Kino (lacht).
Hat sich dadurch für Sie etwas verändert? Dass Sie nicht mehr ungestört im Café sitzen können?
Wir waren jetzt gerade länger mit der Familie in Berlin. Da waren die Kinder etwas konsterniert, dass zweimal Touristen Fotos mit mir machen wollten. Aber nein, ansonsten hat sich nichts verändert.
„Liebes Kind“ auf Netflix: Ist eine Fortsetzung der Serie geplant?
Gibt es noch eine Hintertür, wie „Liebes Kind“ weitergehen könnte?
Das ist eine abgeschlossene Miniserie nach einer Romanvorlage. Das sollte da bleiben, wo es ist. Manche Dinge sind auch besser, wenn sie auserzählt sind.
Sollte Netflix allerdings eine weitere Serie planen und Sie anfragen – wären Sie dabei?
Dann würde ich die Drehbuchvorlage lesen und schauen, ob es eine gute Geschichte ist. Aber ich denke, alle freuen sich über den Erfolg der Serie und ich glaube nicht, dass eine Fortsetzung diskutiert wird.

Psychothriller – ist das ein Genre, das Sie privat auch gerne schauen?
Klassiker wie „Das Schweigen der Lämmer“ habe ich natürlich geguckt. Aber ansonsten ist das jetzt nicht so mein bevorzugtes Genre. Aber ein bevorzugtes Genre habe ich auch gar nicht.
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Gibt es irgendeine Rolle, die Sie sich mal wünschen würden?
Die Frage, was ich schon immer mal spielen wollte, konnte ich noch nie beantworten. Das ist der Gesamtton eines Buches, der mich anspringen lässt. Und dann die Frage: Was hat das mit mir zu tun? Wo wird da was in mir angeschlagen? Welche Seite, auf der ich dann Lust habe, an mir rumzuzupfen.
In Hamburg sind Sie vielen als Theaterschauspieler am „Thalia“ bekannt. Leinwand oder Bühne – was machen Sie lieber?
Die Mischung macht es. Ich finde es super, wenn es sich die Waage hält. Wenn man beim Einen Urlaub vom Anderen machen kann. Wenn ich gar nicht mehr Theater spielen würde, käme ich mir in meinem Beruf nicht mehr komplett vor. Durchspielen ist etwas anderes als Häppchen spielen. Ich habe das Filmemachen aber auch sehr liebgewonnen. Da genieße ich es, ganz bei mir zu sein.
Was steht in Zukunft bei Ihnen an?
Im Frühjahr werde ich einen neuen Kinofilm drehen. Das ist aber noch nicht ganz spruchreif. Aktuell spiele ich bei einem ZDF-Film mit, frei nach dem Roman „Der Trinker“ von Hans Fallada. Im Winter steht ein neues Stück am „Thalia-Theater“ an, „Meister und Margarita“ von Bulgakow.
Steckbrief Hans Löw: Mein Hamburg
Mein Lieblingsort in Hamburg… ist der Jenischpark. Ich lebe mit meiner Familie in der Nähe und bin hier sehr gerne mit unserem Hund unterwegs. Wenn man mich fragt: Ja, Elbe statt Alster.
Ich lebe in Hamburg, weil… ich die Stadt liebe. Zum Bleiben gebracht haben mich auf der langen Strecke aber immer wieder andere Gründe. Natürlich das „Thalia-Theater“, meine Familie, die Schule der Kinder und unser Umfeld.
Am liebsten Essen gehe ich… im „Cuneo“ auf dem Kiez oder im „Vienna“ in Eimsbüttel.
Meine Lieblingskneipe… Oh Mann, meine Kneipenzeiten sind ein bisschen her. Ich bin gerne im „Nachtasyl“ am „Thalia-Theater“. Ein toller Ort. Und ein weiterer schöner Ort: Über „Thomas i Punkt“ in der Innenstadt hat jetzt ein Café aufgemacht. Da gehe ich auch sehr gerne hin.
Ich würde in Hamburg gerne… wieder mit Dauerkarte zu St. Pauli ins Stadion. Ich Vollhorst habe sie vor Jahren nicht verlängert. Ich weiß nicht mehr, warum. Das wurmt mich bis heute.