„Liebe auf den dritten Blick“: Harburger rettet eines der ältesten Häuser der Stadt
Ein völlig verfallenes Fachwerkhaus mit eingesacktem Dach – das kaufte sich Bauunternehmer Arne Weber (79) vor Jahren. Einfach nur, weil er einen Durchgang zu seinem Firmengelände brauchte und es wegreißen wollte. Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen und das Bornemannsche Haus steht noch immer. „Es war erst Liebe auf den dritten Blick“, sagt Kunstliebhaber Weber und lacht. Der Erhalt eines der ältesten Bürgerhäuser der Stadt hat ihn viel Geld und Nerven gekostet. Nun hat er es quasi ganz Hamburg geschenkt, denn heute ist es eine Galerie – und jeder kann hineingehen und es bestaunen.
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Ein völlig verfallenes Fachwerkhaus mit eingesacktem Dach – das kaufte sich Bauunternehmer Arne Weber (79) vor Jahren. Einfach nur, weil er einen Durchgang zu seinem Firmengelände brauchte und es wegreißen wollte. Seitdem sind fast 20 Jahre vergangen und das Bornemannsche Haus steht noch immer. „Es war erst Liebe auf den dritten Blick“, sagt Kunstliebhaber Weber und lacht. Der Erhalt eines der ältesten Bürgerhäuser der Stadt hat ihn viel Geld und Nerven gekostet. Nun hat er es quasi ganz Hamburg geschenkt, denn heute ist es eine Galerie – und jeder kann hineingehen und es bestaunen.
Freigelegte Wände, offene Decken und löchrige Holzbalken. Wie nackt präsentiert sich das Bornemannsche Haus in der Harburger Schloßstraße 13 dem Besucher heute von innen. Und das ganz bewusst: „Sie haben hier fast 500 Jahre Baugeschichte, durch die Sie hindurchlaufen können“, schwärmt Arne Weber. Der Senior-Chef des Bauunternehmens HC Hagemann hätte nie gedacht, dass er die Bruchbude, die er 2006 im Binnenhafen kaufte, einmal so wertschätzen würde. „Jahrhundertealte Holzböden und Fliesen, das ist einmalig in der Republik.“
Erbaut wurde das Bornemannsche Haus, benannt nach der letzten Eigentümerfamilie, bereits 1565. Bei der Restaurierung des denkmalgeschützten Gebäudes blieb kaum ein Stein auf dem anderen, so marode war alles. Freigelegt wurden dabei historische Bilder an alten Balken und auch Putzstücke mit uralten Ornamenten. „Das mussten wir alles dokumentieren“, so Weber. „Das ist eine Teelöffel-Arbeit, die da geleistet werden muss.“
Überhaupt sei die Zusammenarbeit mit dem Denkmalschutz ein großes Ärgernis für ihn gewesen, über das er im Nachhinein aber besänftigt ist. „Nervenzerfetzend“ sei das teils gewesen. Ursprünglich wollte er den alten Schuppen ja auch nur abreißen. Das Gebäude sei so verfallen, dass man es nicht sanieren oder renovieren könne, hatte er damals beim Kauf gedacht. Dass es unter Denkmalschutz steht, war dem Bauunternehmer bekannt. „Es hat gedauert, bis wir geschluckt haben, dass wir es tatsächlich erhalten müssen.“
Dann kamen im Laufe der Jahre immer neue Ideen, zuletzt sollten Studierende nach der Sanierung einziehen. „Aber als ich eines Abends dann im Haus stand und diese alten freigelegten Wände und Balken sah, da wollte ich das um keinen Preis hinter Gipsplatten verschwinden lassen.“ Das war der Zeitpunkt, an dem er Herzblut für die Sache entwickelte und sich in das Haus verliebte, „aber erst auf den dritten Blick.“
Fünf Jahre dauerten die Restaurierungsarbeiten am Gebäude, ein Zuschuss von zwei Millionen Euro Denkmalfördermittel vom Bund half bei der Finanzierung. Weber pumpte noch einmal doppelt so viel hinein, „das alles verschlang ein riesiges Investment“, so der Chef des Harburger Familienunternehmens.
Eins der ältesten Bürgerhäuser: Bornemannsches Haus
Ob das Bornemannsche Haus damit eins seiner schwierigsten Projekte war? Wohl kaum. Das Harburger Traditionsunternehmen HC Hagemann blickt auf 150 Jahre Firmengeschichte zurück. Die Experten für Brücken und Tunnel haben den Alten Elbtunnel saniert, Brücken im Hafen gebaut, die Köhlbrandbrücke in Schuss gehalten und werden regelmäßig beim Tunnelbau von der Hochbahn beauftragt. „Wir suchen und lieben das Komplizierte“, sagt Weber. Dann war das mit dem Bornemannschen Haus wohl Kismet.
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Für sein Engagement erhielt der Unternehmer jetzt den Denkmalpreis des Museumsvereins Harburg. „Das Bornemannsche Haus, eines der ältesten Gebäude Hamburgs und Zeuge der renaissancezeitlichen Bebauung der Harburger Schloßstraße, wurde von ihm zu neuem Leben erweckt“, heißt es in der Würdigung.
Seit einigen Monaten können sogar alle Hamburger das historische Gebäude besichtigen. Denn mittlerweile hat Weber im Haus die „Galerie1565“ eröffnet. Aktuell werden die Bilder des Künstlers Jakob Schöning gezeigt, aber Besucher sind auch willkommen, wenn sie einfach nur eines der ältesten Häuser Hamburgs bewundern wollen.