Leuchtwerbung in Hamburg soll abgeschaltet werden – und was bringt’s?
Sie sind fester Teil des Stadtbilds: Die leuchtenden Plakate und Monitore, die an Bushaltestellen oder Kreuzungen Hamburger mit Werbeversprechen berieseln. Der Volksinitiative „Hamburg Werbefrei“ sind sie schon lange ein Dorn im Auge, jetzt nimmt auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Reklame-Tafeln ins Visier – um Energie zu sparen. Aber lohnt sich das überhaupt? Erfahren Sie mehr mit MOPO+ – jetzt vier Wochen lang testen für nur 99 Cent (jederzeit kündbar)!
Sie sind fester Teil des Stadtbilds: Die leuchtenden Plakate und Monitore, die an Bushaltestellen oder Kreuzungen Hamburger mit Werbeversprechen berieseln. Der Volksinitiative „Hamburg Werbefrei“ sind sie schon lange ein Dorn im Auge, jetzt nimmt auch Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Reklame-Tafeln ins Visier – um Energie zu sparen. Aber lohnt sich das überhaupt?
Jetzt wird’s ernst: Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) will zum 1. September zahlreiche Maßnahmen zum Energiesparen durchsetzen. Ein Punkt in dem am Freitag bekanntgewordenen Verordnungsentwurf: Beleuchtete Außenwerbung zwischen 22 und 6 Uhr abschalten.
Energiekrise: Streit um Stromverbrauch in Außenwerbung
Besonders dürfte das die Initiative „Hamburg Werbefrei“ freuen. Sie kämpft ohnehin für weniger Werbung im öffentlichen Raum – und gerade die beleuchteten und digitalen Werbeträger sind ihnen auch wegen des Stromverbrauchs suspekt.
Denn der ist laut ihrer Argumentation extrem hoch: Allein ein „City-Light-Poster“ von zwei Quadratmetern, zum Beispiel an Bushaltestellen, verbrauche mit 15.000 Kilowattstunden (kWh) so viel wie zehn Single-Haushalte im Jahr. Dabei beruft sich „Hamburg Werbefrei“ auf Angaben des Herstellers. Bei den 150.500 beleuchteten Werbeträgern, die es in ganz Deutschland gibt, wäre der Verbrauch nach dieser Rechnung immens.
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Leuchtwerbung als Energiesünder also? Nicht laut dem Fachverband Aussenwerbung e.V. (FAW): Denn die Angabe beziehe sich auf die Vollleistung – also was bei einem 24-Stunden-Betrieb mit maximaler Beleuchtung verbraucht werden würde. Tatsächlich liege der Verbrauch im Schnitt aber nur bei maximal 40 Prozent. Die meisten Monitore seien mit LEDs, automatischen Dimmern und nächtlicher Abschaltung zwischen 1 und 6 Uhr morgens schon für den Stromverbrauch optimiert. Insgesamt sei die Branche mit einem Gesamtverbrauch von 60 Millionen kWh im Jahr sogar eine der energie-effizientesten Mediengattungen, meint der Geschäftsführer des Verbands Kai-Marcus Thäsler.
Fachverband Aussenwerbung sieht seine Branche in der Pflicht
Dafür müssten sich sechs moderne Windräder ein Jahr lang drehen. Gedruckte Werbeeinlagen verbrauchen laut der Deutschen Umwelthilfe aber sogar 4,3 Milliarden Kilowattstunden im Jahr, argumentier der Verband. Allein der geplante Verzicht auf Prospekte bei REWE spart nach Angaben des Handelsriesen 380 Millionen kWh im Jahr – das ist mehr als das Sechsfache als die gesamte Außenwerbebranche benötigt.
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In der Pflicht sieht der Verband sich und seine Branche trotzdem – und wolle auch seinen Beitrag leisten, so Thäsler. „Noch ist unklar, welche Maßnahmen die Verordnung, die ja noch nicht verabschiedet ist, genau beinhalten wird“, sagt er der MOPO. Vorsorglich habe man aber auf die Besonderheit der sogenannten City-Light-Medien hingewiesen – denn die seien im Nahverkehr für die Betriebssicherheit und öffentliche Ordnung wie Straßenbeleuchtung zu behandeln.
Und wie viel würde die Abschaltung nun in Hamburg bringen? Schriftlichen Kleinen Anfragen zum Thema nach gibt es etwa 1080 digitale und hintergrundbeleuchtete Werbeträger in der Stadt. So ganz genau weiß es die Stadt aber nicht, und auch was sie verbrauchen ist nicht öffentlich bekannt – schließlich sind die beiden in Hamburg vertretenen Anbieter Ströer und Wall Privatunternehmen. Wirtschaftsminister Habeck findet eine längere Abschaltung als einen relativ einfach und schnell umzusetzenden Baustein im Sparprogramm offenbar trotzdem lohnenswert.