Letzter Platz! Hamburg versagt bei Solar-Ausbau – und will das mit aller Macht ändern
Schon wieder eine Solar-Klatsche für Hamburg! Die Hansestadt ist im großen Städtevergleich Schlusslicht, was den sauberen Strom von den Dächern angeht – dabei gilt das Potenzial als enorm. Das Sorgenkind Solar sorgt immer wieder für harsche Kritik am Senat. Deshalb plant der eine Solarpflicht. Doch jetzt will Rot-Grün die Zügel plötzlich noch straffer anziehen.
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Schon wieder eine Solar-Klatsche für Hamburg! Die Hansestadt ist im großen Städtevergleich Schlusslicht, was den sauberen Strom von den Dächern angeht – dabei gilt das Potenzial als enorm. Das Sorgenkind Solar sorgt immer wieder für harsche Kritik am Senat. Deshalb plant der eine Solar-Pflicht. Doch jetzt will Rot-Grün die Zügel plötzlich noch straffer anziehen.
Eine neue Bescheinigung des Hamburger Solar-Versagens: Dem Städteranking 2023 von IW Consult, WirtschaftsWoche und ImmoScout24 zufolge belegt Hamburg beim Thema Solar-Ausbau den letzten Platz.
Mit nur 56 Kilowatt pro 1000 Einwohner hat Hamburg unter den 71 untersuchten Großstädten am wenigsten Solar-Leistung installiert. Das ist zwölf Mal weniger als das erstplatzierte Kaiserslautern.
Solar-Dächer in Hamburg: Ausbau geht kaum voran
Besonders frustrierend: Auch der Ausbau geht nur schleppend voran. Seit 2018 geht es zwar schneller, doch im Schnitt wurden in Hamburg (und Berlin) seit 2005 nur drei Kilowatt im Jahr je 1000 Einwohner installiert. Das ist nur ein Zehntel der Top 3 Kaiserslautern, Ulm und Ingolstadt, die hier ein ganz anderes Tempo vorlegen.
Der mangelnde Solar-Ausbau in Hamburg ist nicht neu und hat schon häufig für Kritik gesorgt. Mit der Novellierung des Klimaschutzgesetzes soll daher eine schrittweise Solar-Pflicht für Hamburgs Privatbauten und Stellplätze kommen.
Solar auf öffentlichen Gebäuden: Eine offene Flanke
Doch besonders die Solar-Ausstattung der öffentlichen Gebäude ist eine offene Flanke des Senats: Auf nur 211 der insgesamt 10.610 Gebäuden der Stadt und ihrer öffentlichen Unternehmen gibt es der CDU zufolge Photovoltaikanlagen. Und der Ausbau kam 2022 abgesehen von wenigen Solar-Anlagen auf Schulgebäuden fast zum Stillstand. Im Sommer mahnte der Klimabeirat, die Stadt solle endlich als gutes Vorbild vorangehen.
Kurz vor der Verabschiedung des Klimastärkungsgesetzes und der zweiten Fortschreibung des Klimaplans in der Bürgerschaft am Mittwochnachmittag wollen Grüne- und SPD-Fraktion die Pflicht daher nun verschärfen: Sie haben am Dienstag noch einen Zusatzantrag eingebracht, der auch eine Solar-Pflicht für alle öffentlichen Gebäude vorsieht – und zwar auf jeweils so viel Fläche wie möglich. Zudem wollen sie eine richtige Solar-Strategie mit Ausbauzielen bis 2030 und kurz- und mittelfristigen Maßnahmen entwickeln.
„Auf allen öffentlichen Dächern – egal ob neu oder alt – sollen künftig Solar-Module günstigen, grünen Solar-Strom produzieren”, so Grünen-Fraktionschef Dominik Lorenzen. „Dazu kommt eine umfassende Solar-Strategie für ganz Hamburg: Unsere Stadt steckt voller Potenziale für die Solar-Energie, etwa auf Dächern von Discountern und Gewerbehallen sowie über Parkplätzen und landwirtschaftlichen Flächen. Hier wollen wir gemeinsam mit den Eigentümer:innen Win-Win-Lösungen für alle schaffen.”
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Zusätzlich beinhaltet der Antrag, der der MOPO vorliegt, unter anderem, dass Wärmenetzbetreiber nachweisen müssen, wie sie CO2-freie Fernwärme produzieren. Die Stadt soll auch „weitestgehend CO2-freie Fahrzeuge” beschaffen. Zunächst hatte der NDR berichtet.
Heißt das nun also Ende gut, alles gut? Stephan Jersch (Linke) befürwortet die neue Solar-Pflicht für öffentliche Gebäude. Sie komme aber reichlich spät: „Das hätte man auch früher haben können”, sagt er der MOPO.
In der CDU hält man den Antrag nicht für den großen Wurf: Rot-Grün habe sich für den Ausbau keine Ziele gesetzt, während die CDU die Flächen bis 2030 ausstatten wolle, kritisiert Sandro Kappe. „In diesem Schneckentempo wird der Senat weiterhin beim Ausbau der eigenen Immobilien versagen”, sagt er der MOPO.
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Deutlich besser als beim Thema Solar steht Hamburg dem Städteranking zufolge bei der Windenergie da. Doch auch bei der Photovoltaik gäbe es in unserer Stadt eigentlich riesiges Potenzial, meint der Klimabeirat. Rund zwei Drittel des Hamburger Strombedarfs könnten durch Solar gedeckt werden, so die Forscher, wenn denn die Solar-Energie aus ihrem Schattendasein treten würde. Das meiste davon durch Anlagen auf Gebäuden.