Ex-TV-Nonne über Swinger-Clubs, Sex-Fantasien und warum sie gerne nackt rumläuft
Als zugeknöpfte „Schwester Jenny“ wurde sie in der TV-Serie „Um Himmels Willen“ bekannt. Dabei liebt es Antje Nikola Mönning (46) freizügig. Sie kämpft für sexuelle Befreiung und zeigt sich gerne nackt. Schon mehrfach sorgte die als „Nackt-Nonne“ betitelte Schauspielerin für Schlagzeilen. Die Schauspielerin erzählt, warum sie unbekleidet zu Mittag in einem Restaurant speiste, wie sie sich vor zwei Polizisten entblößte und vor Gericht landete. Und sie verrät, was sie am Abend ihrer anstehenden Lesung in Hamburg (nicht) anhaben wird.
Als zugeknöpfte „Schwester Jenny“ wurde sie in der TV-Serie „Um Himmels Willen“ bekannt. Dabei liebt es Antje Nikola Mönning (46) freizügig. Sie kämpft für sexuelle Befreiung und zeigt sich gerne nackt. Schon mehrfach sorgte die als „Nackt-Nonne“ betitelte Schauspielerin für Schlagzeilen. Am 3. Dezember liest Antje Nikola Mönning aus ihrem Buch „Nicht normal ist ganz normal“ im „Club de Sade“ auf dem Kiez (18 Uhr, 14 Euro). Die Schauspielerin über „Schlampen“, geheime Sexfantasien, die Angst sich anzuvertrauen, ihren Nacktbesuch im Restaurant und das eine Mal, als sie vor Gericht landete.
MOPO: Ihr Buch „Nicht normal ist ganz normal“ ist eine Entdeckungsreise in die Welt der Sexualität. Nicht normal zu sein – was bedeutet das für Sie?
Antje Nikola Mönning: Ich habe schon im Kindergarten erlebt, wie es sich anfühlt, als „nicht normal“ betrachtet zu werden. Als ich mit vier Jahren als Kind von Hippie-Eltern der 68er-Generation aus der liberalen Stadt Münster ins katholische Münsterland gezogen bin, wurde ich am ersten Tag im neuen Kindergarten von den anderen Kindern ausgelacht und getreten. Einfach nur, weil ich braune Schlaghosen und keine rosa Röckchen getragen habe. Ab da wollte ich nur so sein, wie die anderen. Ich wollte normal sein und akzeptiert werden. Bis ich irgendwann festgestellt habe, dass es so etwas wie „normal“ gar nicht gibt. Auch nicht in der Sexualität.
„Frauen wurden schnell als Schlampen dargestellt“
Ist es Ihnen wichtig, nicht normal zu sein?
Für mich ist es wichtig, das gar nicht als Wertebezeichnung zu benutzen. Vielleicht ist etwas für mich normal, was für jemand anderen nicht normal ist und umgekehrt. Menschen einfach zu akzeptieren, wie sie sind, gerade in Bezug auf Sexualität, das ist mir wichtig und darum geht’s in meinem Buch. Um sexuelle Befreiung und Selbstbestimmung.
Wie haben Sie ihre sexuelle Befreiung selbst erlebt?
Das war ein sehr langer Prozess, weil ich in den 90ern sozialisiert wurde und da gab es sehr wenig Aufklärungsmöglichkeiten für uns – außerhalb der Bravo. Uns wurde immer ein bestimmtes Bild vorgelegt. Frauen wurden schnell als Schlampen dargestellt, wenn sie sexuell aktiv waren oder mal die Initiative ergriffen haben. Ich musste meinen eigenen Weg finden und das habe ich über die Schauspielschule in München.
Inwiefern hat die Schauspielschule bei der sexuellen Befreiung geholfen?
Da musste ich mich mit meiner eigenen Sexualität auseinandersetzen, weil das zum Beruf gehört. Ich konnte in Rollen schlüpfen, die erstmal nichts mit mir zu tun hatten, wie zum Beispiel eine Prostituierte. Dadurch konnte ich mich auf spielerische Weise selbst besser kennenlernen und feststellen, womit ich mich sexy und wohl fühle und womit eher nicht. Während ich viele Jahre später bei „Um Himmels Willen“ mitgespielt habe, lernte ich 2007 in Cannes die Menschen vom wtp-Kollektiv (Filmproduktionsgesellschaft, Anm. d. Red.) kennen und habe sofort beschlossen, mit denen Filme zu machen. Das Konzept des kreativen Miteinanders, bei dem sich jeder einbringen kann, fand ich großartig.
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In ihrem ersten „wtp international“-Film „Engel mit schmutzigen Flügeln“, der mit seinen Nacktszenen für ordentlich Wirbel gesorgt hat, sind Sie sehr freizügig unterwegs. Wie war das für Sie?
Während des Drehens habe ich gemerkt, dass es mir total viel Spaß macht, nackt zu sein und das auch zu zeigen. Ich hatte vorher privat ganz viel ausprobiert, war auch in Swinger- und BDSM-Clubs. Da war für mich aber noch nicht ganz das Richtige dabei. Der Film war sozusagen eine Reise, die ich gemeinsam mit meiner Rolle Lucy angetreten bin.
Und ab da haben Sie angefangen sich mit der Sexualität in der Gesellschaft zu beschäftigen?
Genau. Durch die mediale Präsenz haben mir ganz viele Menschen von ihrer eigenen Sexualität und ihren Neigungen berichtet. Ich habe viele Zuschriften bekommen, weil die Leute sich teilweise einfach nicht getraut haben, sich ihren eigenen Partnerinnen oder Partnern anzuvertrauen. Irgendwann dachte ich, wenn so viele Menschen das Bedürfnis haben darüber zu sprechen, dann schreibe ich ein Buch und gebe diesen Menschen eine Stimme.
Was für Menschen haben sich Ihnen anvertraut?
Das waren Menschen aus allen Teilen Deutschlands, von jung bis alt, von Angestellten bis zu Ärzten und Lehrerinnen. Sogar ein Bundestagsabgeordneter hatte mir von seinen sexuellen Neigungen erzählt, weil er sich endlich einmal vorurteilsfrei austauschen wollte. Er kommt in dem Buch auch vor, aber ich musste seine Geschichte wieder rausnehmen, weil er so große Angst davor hatte, irgendwie enttarnt zu werden. Ich habe viele Menschen jahrelang begleitet, wie zum Beispiel eine Transfrau, die, als ich sie kennengelernt habe, erstmal nur ein Mann war, der gerne Frauenkleider trug. Bis er sich dann entschieden hat, sich operieren zu lassen und eine Frau wurde. Was das mit den Kindern gemacht hat und welche Schwierigkeiten die Ex-Frau hatte, davon erzähle ich.
Es erzählen einige Menschen ihre Geschichte im Buch. Gab es da jemanden, der Sie besonders berührt hat?
Ja, das Camgirl Else Sunshine. Sie wurde als junges Mädchen beinahe von ihren Eltern für Sex verkauft. Für ein paar Flaschen Alkohol. Wie sie sich selbst aus dieser Situation befreit hat und eine starke und selbstbestimmte Persönlichkeit geworden ist, hat mich sehr berührt. Ich habe durch das Buch und durch meine Gespräche sehr viel gelernt, auch über meine eigenen Vorurteile.
Welche Vorurteile hatten Sie?
Ich hatte zum Beispiel Vorurteile im Gespräch mit Jones Bolt, der in München Männergruppen leitet. Da hatte ich sofort irgendwelche Klischeevorstellungen vor Augen. Männer, die sich zum Saufen treffen. So Ballermann-Gruppen. Dabei geht es um Kontakt und Austausch. Ganz vorurteilsfrei ist glaube ich kein Mensch.
„Starke Vorurteile gegenüber Männern, die Frauenkleider tragen“
Welches sind die größten Vorurteile, auf die Sie gestoßen sind?
Es gibt noch immer sehr viele Vorurteile. Sei es gegenüber BDSM-Praktizierenden oder Menschen, die Pornos drehen. Und Sexarbeitende müssen teilweise sogar befürchten, dass sie ihre Familien verlieren oder umziehen müssen, wenn herauskommt, was sie beruflich machen. Ganz starke Vorurteile gibt es auch gegenüber Männern, die Frauenkleider tragen.
Ärgert es Sie, dass es noch so viele Vorurteile gibt?
Es wundert mich. Ich habe immer gedacht, wir sind doch schon viel weiter. Aber viele Rollen-Klischees halten sich hartnäckig. Warum können wir nicht Menschen so leben lassen, wie sie möchten? Dabei ist natürlich immer die Voraussetzung, dass sie niemandem damit schaden und alle einverstanden sind.
Sie haben schon mal ein Nackt-Interview gegeben, sorgten für Aufregung wegen eines Nacktbesuchs in einem Kölner Restaurant. Warum zeigen Sie sich unbekleidet?
Ich mag meinen Körper, ich stehe zu meinem Körper und für mich ist es etwas ganz Natürliches, nackt zu sein. Ich möchte zeigen, dass man damit weder übergriffig sein muss, wenn man nackt ist, noch, dass Nacktheit eine Einladung zu Übergriffigkeit darstellt. Weil ich mich nackt zeige, heißt das ja noch lange nicht, dass alle Menschen mich anfassen dürfen. Also, ich bin dann kein Freiwild. Allerdings möchte ich auch niemandem schaden. Bei dem Restaurantbesuch habe ich mit einem Aktmodell nackt auf der Terrasse gegessen. Wir haben vorher alle Menschen gefragt, ob es in Ordnung wäre, wenn wir uns ausziehen.
Würden Sie sich als Exhibitionistin bezeichnen?
Das Wort ist so stigmatisiert, weil jeder gleich an diesen Mann in der Unterführung denkt, der seinen Mantel aufreißt. Das verurteile ich natürlich. Dabei heißt „exhibire“ einfach nur „sich ausstellen, etwas von sich zeigen“, wie im englischen Wort „exhibtion“ für „Ausstellung“. Und weil ich gerne etwas von mir zeige, auch auf der Bühne oder in Filmen, bin ich eine exhibitionistisch veranlagte Persönlichkeit.
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2018 standen Sie wegen ihrer Freizügigkeit sogar vor Gericht. Weil sie sich gegenüber Polizisten auf einem Parkplatz im Allgäu entblößt hatten.
Das hat mich sehr überrascht, weil ich ja tatsächlich gar nicht so viel gezeigt habe. Also wesentlich weniger als ein Flitzer, der nackt durchs Fußballstadion läuft. Ich bin auf diesen Parkplatz gefahren, weil ich mir die Beine vertreten wollte und habe diese drei Männer gesehen, die im Gespräch waren. Ich trug ein durchsichtiges Oberteil und der eine schaute immer. Ich habe dann ein bisschen getanzt und mein Röckchen angehoben. Es war als Persiflage auf die mediale Klischeedarstellung leicht bekleideter Frauen gedacht. Ich fand das witzig.
Blöd nur, dass zwei der Männer Beamte waren.
Das stellte sich erst im Nachhinein heraus, dass das Zivilpolizisten waren. Sie haben überhaupt nicht mit mir gesprochen. Einer hat mich gefilmt, ohne, dass ich es mitbekommen habe. Hätten die gesagt, ich solle das lassen, hätte ich es doch sofort gelassen. Sie haben mich wegen Erregungen öffentlichen Ärgernisses verklagt, aber ich wurde freigesprochen und musste nur ein Bußgeld von 300 Euro zahlen.
„Lesung in Hamburg gebe ich nackt“
Sind Sie dadurch vorsichtiger geworden?
Nein, aber ich versuche immer zu fragen, bevor ich mich nackt ausziehe. Zum Beispiel am Badesee, wenn es keinen FKK-Bereich gibt.
Bei einer Ihrer Lesungen waren Sie mit Lederhose und oben ohne bekleidet. Was für ein Outfit ist für die Lesung in Hamburg geplant?
Die gebe ich komplett nackt. Aber das kommuniziere ich vorher und dann wissen die Leute Bescheid. Sie können entscheiden, ob sie das sehen möchten oder nicht.
Wie sind Sie auf den „Club de Sade“ auf dem Kiez als Location gekommen. Waren Sie da schon mal?
Das Erotik Art Museum hat mich eingeladen und den Club vorgeschlagen. Einen Ort mit solcher Atmosphäre finde ich super. Das letzte Mal war ich vor fast 16 Jahren in Hamburg. Ich freue mich sehr und bleibe auch ein paar Tage. Derby-Besuch, Kieztour und Fotoshooting sind geplant.