„Leichengeruch noch in der Nase“: Hilfe! Unsere Wohnung ist eine Ungeziefer-Hölle
Wenn Svetlana Adzovic und ihr Partner Damir Featovski die Tür zu ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss aufschließen, werden sie emotional. Das, was einmal ihr langjähriges Zuhause gewesen ist, wird jetzt von Würmern, Maden und Fliegen bevölkert. In allen Ritzen, in allen Möbeln und in jeder Ecke haben sie sich eingenistet. Der Grund dafür ist die Leiche ihres Nachbarn, die fast sechs Wochen unbemerkt über ihnen lag. Wie es jetzt weitergehen soll, wissen die beiden nicht – von ihrem Vermieter fühlen sie sich im Stich gelassen.
Wenn Svetlana Adzovic und ihr Partner Damir Featovski die Tür zu ihrer Wohnung im ersten Obergeschoss aufschließen, werden sie emotional. Das, was einmal ihr langjähriges Zuhause gewesen ist, wird jetzt von Würmern, Maden und Fliegen bevölkert. In allen Ritzen, in allen Möbeln und in jeder Ecke haben sie sich eingenistet. Der Grund dafür ist die Leiche ihres Nachbarn, die fast sechs Wochen unbemerkt über ihnen lag. Wie es jetzt weitergehen soll, wissen die beiden nicht – von ihrem Vermieter fühlen sie sich im Stich gelassen.
„Ich hab wirklich Gänsehaut, wenn ich das sehe“, sagt Damir Featovski (35), während er ungläubig auf die Meere von toten Fliegen blickt. Zwölf Jahre hat er hier in der Washingtonallee in Horn zusammen mit Svetlana Adzovic (30) und seinen Kindern gewohnt. Nie habe es Probleme gegeben. Jetzt steht auf den Schränken und Fensterbänken ein ganzes Arsenal an Insektengiften. „Wir haben alles ausprobiert, aber es hilft einfach nichts“, sagt er frustriert. In die Wohnung gehen sie nur noch mit Maske.
Wegen Leiche von Nachbarn: Maden in der Wohnung
Anfang August bemerken sie die Insekten zum ersten Mal. „Ich habe mir erst einmal nichts dabei gedacht und die Tiere entfernt“, erzählt Adzovic. Dann sei irgendwann ein komischer Geruch dazu gekommen. „Wir haben die Polizei gerufen und die haben ihn dann oben tot aufgefunden. Den Leichengeruch habe ich immer noch in der Nase.“

Durch Ritzen und Löcher im Haus fanden die Kriech- und Krabbeltiere schließlich ihren Weg nach unten. „Sie kamen überall raus“, erinnert sich die 30-Jährige und muss sich allein beim Gedanken schütteln. „Sie sitzen in den Möbeln, in den Schränken …“ Einmal sei sie rausgerannt und habe sich davon übergeben müssen.
Sie wandten sich an die Hausverwaltung, berichteten von ihrem Zustand. Fast nie sei jemand telefonisch zu erreichen gewesen. „Man hat uns dann zwar Ersatzwohnungen angeboten, aber viel kleiner als unsere jetzige“, berichtet Adzovic. „53 Quadratmeter mit fünf Kindern ist einfach nicht möglich. Eine andere lag in Itzehoe, das sind über 60 Kilometer von unserer Heimat hier entfernt!“
Horn: Tote Fliegen bedecken den Boden der Wohnung
Die Insekten wurden immer mehr, in ihrer Not wandten sie sich an den Mieterverein zu Hamburg und zeigten Rechtsberater Jonas Suritsch die Fotos. „Normalerweise schicken wir erst einmal ein offizielles Schreiben und klären einen Mietminderungsvorbehalt“, sagt er im Gespräch mit der MOPO. „In diesem Fall ging es aber darum, so schnell wie möglich eine Lösung für die Familie zu erreichen. Deshalb habe ich direkt zum Telefon gegriffen.“

Mit der Hausverwaltung sei das dann hin und her gegangen. „Sie sagten sie verstünden die Aufregung nicht, sie hätten der Familie ja eine Ersatzwohnung angeboten“, erzählt Suritsch. „Ein Prospekt für eine Neu-Anmietung war dann auch dabei, aber darum ging es mir nicht. Was ich erreichen wollte, war eine adäquate Ersatzwohnung mit Grundausstattung.“ Derzeit sind alle bei den Eltern von Featovski untergekommen. „Aber das ist ja auch keine Dauerlösung.“
Familie leidet unter Maden-Befall: Mieterverein springt ein
Vor ein paar Tagen habe er dann eine E-Mail bekommen, da sei ihm „die Kinnlade auf den Schreibtisch geknallt“. „Der Vermieter bat jetzt um eine konkrete Benennung der Mängel, als ob das zu keinem Zeitpunkt passiert sei“, sagt der Rechtsberater. „Außerdem erübrigt sich das, wenn die Mängel bekannt sind – und das sind sie.“
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Zweimal sei bereits eine Kammerjäger-Firma vor Ort gewesen, organisiert vom Vermieter. „Die erste erzählte, dass ohne eine professionelle Reinigung oben und unten diese Wohnung nicht mehr bewohnbar wird“, sagt Azkovic. „Die zweite habe ich gar nicht mehr reingelassen, die wollten das nur absaugen. Was bringt das? Die kriechen gleich wieder aus den Ritzen nach.“

Die MOPO versuchte mehrfach, die Hausverwaltung zu erreichen, die aber nicht reagierte. „Ich erlebe das relativ oft“, erzählt Suritsch. „Das Jobcenter zahlt weiter Mieter und der Vermieter sieht dann keinen Handlungsbedarf und versucht, die Mieter abzubügeln.“ Wie geht es also weiter? Die beiden Hamburger wissen es nicht. „Ich hoffe, dass wir irgendwann in unsere Wohnung zurückkehren können“, sagt Adzovic. Dann aber nur ohne die ungewollten Mitbewohner. Diejenigen die ihr und ihrem Partner helfen wollen, können sich mit Tipps oder Infos an svetlanalana426@gmail.com melden.