Lehrer fordern: Es wird Zeit für echte Arbeitszeit!
Tests korrigieren, an Konferenzen und Elterngesprächen teilnehmen oder die Schultechnik betreuen — Hamburgs Lehrerinnen und Lehrer leisten viel über den Unterricht hinaus. Das geht an die Belastungsgrenzen. Eine Studie der Uni Göttingen will mit Unterstützung der Hamburger Bildungsgewerkschaft GEW jetzt herausfinden, welche Arbeitszeitbelastungen Lehrkräfte an Stadtteilschulen und Gymnasien wirklich aushalten müssen.
Tests korrigieren, an Konferenzen und Elterngesprächen teilnehmen oder die Schultechnik betreuen — Hamburgs Lehrerinnen und Lehrer leisten viel über den Unterricht hinaus. Das geht an die Belastungsgrenzen. Eine Studie der Uni Göttingen will mit Unterstützung der Hamburger Bildungsgewerkschaft GEW jetzt herausfinden, welche Arbeitszeitbelastungen Lehrkräfte an Stadtteilschulen und Gymnasien wirklich aushalten müssen.
15 Minuten Zeit hat Lehrer Torben Willander, für die Vor- und Nachbereitung einer ganzen Unterrichtsstunde. So gibt es ihm das Hamburger Lehrerarbeitszeitmodell vor. „Ich habe das Gefühl, dass ich im Durchschnitt etwas mehr arbeite, als es der Dienstherr einplant, aber das ist nur ein diffuses Gefühl“, sagt Willander, der Mathe und Physik an einer Stadtteilschule unterrichtet. Manchmal müsse er dann eben improvisieren.
Studie zur Arbeitszeit von Lehrkräften
Weil es vielen Lehrkräften in Hamburg ähnlich geht, unterstützt die Bildungsgewerkschaft GEW jetzt eine Studie der Kooperationsstelle Hochschulen und Gewerkschaften der Universität Göttingen. Die Studie mit dem Titel „Es wird Zeit für echte Zeit“ hat das Ziel, die reale Arbeitszeit von Lehrkräften zu erfassen und sie mit der geplanten zu vergleichen. Außerdem soll auch die Belastung über die geplante Arbeitszeit hinaus erfasst und dokumentiert werden. Teilnehmen können alle Lehrkräfte an Hamburger Gymnasien und Stadtteilschulen.

„Wir haben ein Tool für die Arbeitszeiterfassung entwickelt, das sich auch in anderen Studien schon bewährt hat“, sagt Studienleiter Frank Mußmann von der Uni Göttingen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollen ihre Arbeitszeit täglich innerhalb weniger Minuten digital, etwa auf ihrem Smartphone oder Laptop erfassen.
Hamburg nutzt als einziges Bundesland das Lehrerarbeitszeitmodell
„,Es ist Zeit für echte Zeit‘ ist eine Forderung, ein Ausdruck von bestehendem Notstand, denn seit zwanzig Jahren gibt es die Lehrerarbeitszeitverordnung“, sagt Yvonne Heimbüchel, stellvertretende Vorsitzende der GEW. Die Verordnung bilde die reale Arbeitszeit der Lehrkräfte in keiner Weise ab.
Hamburg nutzt als einziges Bundesland das Lehrerarbeitszeitmodell. Es soll eigentlich entlasten, denn für jede Lehrkraft wird die gesamte Arbeitszeit in Zeiten für Unterricht und für andere Aufgaben aufgeteilt. Alle anderen Bundesländer arbeiten mit dem Pflichtmodell, hier sind allgemeine Aufgaben nicht in der Arbeitszeit festgelegt.
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Doch da das Lehrerarbeitszeitmodell vor zwanzig Jahren entwickelt wurde, sind die Abmessungen nicht immer auf die heutige Realität anwendbar, so die Kritik der GEW. Inzwischen seien viele neue Aufgaben hinzugekommen und die Zeit damit knapper geworden.
Die Studie startet ab Februar 2024 in den Feldversuch und soll das komplette zweite Schulhalbjahr erfassen. Vorher werden noch Teilnehmerinnen und Teilnehmer gesucht. Ergebnisse sind Mitte 2025 zu erwarten. „Mich würde doch sehr wundern, wenn der Abgleich mit der Realität nicht dringende Anpassungsnotwendigkeiten im Modell zeigen wird“, sagt Lehrer Willander.