Lehrer-Aufstand an Hamburger Eliteschule: Wir wollen endlich mehr Gehalt!
Lehrer auf Zinne: In einer bekannten Hamburger Privatschule gibt es Streit. Die Lehrkräfte wollen nach drei Jahren endlich wieder eine Gehaltserhöhung – und einen Tarifvertrag, denn auf Versprechungen der Schulleitung will man sich hier nicht verlassen. Jetzt greifen sie zu drastischen Mitteln.
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Lehrer auf Zinne: In einer bekannten Hamburger Privatschule gibt es Streit. Die Lehrkräfte wollen nach drei Jahren endlich wieder eine Gehaltserhöhung – und einen Tarifvertrag, denn auf Versprechungen der Schulleitung will man sich hier nicht verlassen. Jetzt greifen sie zu drastischen Mitteln.
Es herrscht Unzufriedenheit in den roten Fassaden der „International School of Hamburg“ (ISH) am Hemmingstedter Weg (Osdorf): Seit 2019 gab es in der renommierten Privatschule keine Gehaltserhöhung für die Beschäftigten mehr.
Mit der steigenden Inflation komme das über die vergangenen fünf Jahre faktisch einer Gehaltskürzung von zehn Prozent gleich, kritisiert die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Hamburg (GEW).
Streit an Hamburger Privatschule: Lehrer wollen Tarifvertrag
Nun kämpfen die Lehrer für einen Haustarifvertrag und eine rückwirkende Angleichung der Gehälter zum 1. Januar 2022. An den Internationalen Schulen in München und Frankfurt gibt es bereits Tarifverträge, so die Gewerkschafterin Birgit Rettmer zur MOPO.
In Hamburg sind die Gehälter bislang aber über eine Betriebsvereinbarung geregelt. Das Einstiegsgehalt liegt bei fast 54.000 Euro im Jahr.
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Die Schule generiere die Einnahmen hauptsächlich über Schulanmeldungen, sagt eine ISH-Sprecherin der MOPO. In den vergangenen Jahren seien die Anmeldungen wegen der allgemeinen wirtschaftlichen Situation und der Corona-Pandemie aber zurückgegangen.
„Trotz dieser Umstände hat sich die Schule dafür ausgesprochen, Arbeitsplätze zu erhalten, anstatt Stellen abzubauen.“ Das habe die Möglichkeit für Gehaltserhöhungen eingeschränkt. Die jährliche Stufenerhöhung sei jedoch beibehalten worden.
Internationale Schule machte Angebot – Lehrer lehnen ab
Die Lehrer aber überzeugt das nicht: 50 Menschen haben bereits vor der Schule protestiert. Auch ein Angebot der Schulleitung über eine Gehaltserhöhung – laut der GEW über jeweils zwei Prozent über drei Jahre – stieß auf Ablehnung. „Angesichts der starken Inflation ist das zu wenig“, sagt Rettmer.
„Außerdem wollen die Kollegen und Kolleginnen die rechtssichere Basis eines Tarifvertrags. Wir haben den Verdacht, dass die Schulleitung mit dem Angebot versuchen wollte, die Gewerkschaft rauszuhalten.“
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Zwar gebe es einen guten Betriebsrat in der Schule. „Trotzdem funktioniert eine Verhandlung auf echter Augenhöhe nur mit einer Gewerkschaft“, meint Rettmer. „Denn selbst bei einem Betriebsrat besteht noch eine gewisse Abhängigkeit zum Arbeitgeber.“ Gerade an der Internationalen Schule sei der Einsatz der Gewerkschaft wichtig, da das internationale Kollegium nicht unbedingt mit den deutschen Rechten für Arbeitnehmer vertraut sei.
ISH: Warnstreik am Dienstagnachmittag
„Die Schule bevorzugt personelle Angelegenheiten, wie Verträge, intern zu behandeln“, sagt dagegen die Sprecherin der ISH. „Wir sind in einem offenen Austausch mit allen Teilnehmern, um eine für alle zufriedenstellende Lösung zu finden.“ Dabei müsse aber auch die wirtschaftliche Situation berücksichtigt werden, „da wir nicht über die vorhandene Leistungsfähigkeit hinaus agieren können.“
Jetzt hat die GEW die 192 Beschäftigten der Schule zu einem Warnstreik am Dienstagnachmittag aufgerufen. „Wir hoffen, dass der Vorstand der Schule einlenkt und sich für ein erstes Tarifgespräch mit uns zusammensetzt – und wir offen über die Finanzsituation in der Schule reden können“, sagt Rettmer.
Unterricht fällt am Dienstag noch nicht aus. Doch das könnte bei weiteren Warnstreiks noch folgen.