Legendäre Konzerte in Hamburg: Als Fans von Pink Floyd das Konzert stürmten
Es war, als wäre ein Ungetüm vom Himmel auf die Festwiese im Stadtpark gefallen. Dieses Monstrum aus Metall – eine Open-Air-Bühne mit gigantischen Ausmaßen. Am 16. Juni 1989 baten die Psychedelic-Rocker von Pink Floyd hier zur Audienz. Etliche Fans ohne Tickets lechzten nach diesem ganz besonderen Live-Erlebnis – und stürmten kurzerhand das Gelände.
Es war, als wäre ein Ungetüm vom Himmel auf die Festwiese im Stadtpark gefallen. Dieses Monstrum aus Metall – eine Open-Air-Bühne mit gigantischen Ausmaßen. Am 16. Juni 1989 baten die Psychedelic-Rocker von Pink Floyd hier zur Audienz. Etliche Fans ohne Tickets lechzten nach diesem ganz besonderen Live-Erlebnis – und stürmten kurzerhand das Gelände.
Trotz Bitten, mit der U-Bahn anzureisen, kommen viele Fans mit dem Auto. Rund um den Stadtpark entsteht ein Verkehrschaos. Auf der Wiese: munteres Treiben. Buden, Picknickkörbe, Grillwürste sind zu sehen. Die Fans fiebern dem Auftritt der Londoner entgegen, einige sind eigens aus Dänemark und England angereist. „Vollgetrunkene Alt-Rocker, geschniegelte-End 40er, bekiffte Freaks und hochnäsige Yuppies – die Mischung des Stadtparkpublikums war perfekt“, notiert ein MOPO-Reporter damals. Der Eintritt kostet happige 45 Mark. Fotografiert werden darf übrigens nicht, Ordner lassen sich Filme und Batterien aushändigen.
Pink Floyd 1989 in Hamburg: Europas größte Open-Air-Bühne
Die Band, die für ihre mehrstündigen Klangcollagen und einzigartigen visuelle Effekte verehrt wird, hat auf ihrer Tour Europas größte Open-Air-Bühne im Gepäck. Sie ist 51 Meter breit, 27 Meter hoch, 24 Meter tief. Ein Technik-Goliath mit 16 Tonnen Licht- und 150 Tonnen Sound-Anlage. Fetter geht es nicht.
Um 21.05 kommt Band auf die Bühne, David Gilmour & Co. lassen die ersten Töne erklingen, „Shine On You Crazy Diamond“. Wie viele Zuschauer gekommen sind, weiß niemand so genau. Es sollen zwischen 50.000 und 60.000 gewesen sein. Und es werden noch mehr.
Gut eine halbe Stunde nach Beginn des Konzerts reißen Fans die Zäune nieder und stürmen das Gelände – wie schon zwei Jahre zuvor bei dem Auftritt von David Bowie. Mehrere Tausend Fans gelangen so ohne Ticket auf die Festwiese. „Als die Absperrung niedergerissen wurde, liefen wir mit. Sekunden später waren wir drin“, freuen sich eine 18- und eine 19-Jährige. Um kurz nach 22 Uhr lässt die Polizei die Zäune räumen.

Die Fans erleben eine Show mit Licht und Schatten. Die, die nicht direkt vor der Bühne stehen, beklagen einen jämmerlichen Sound. Und dann die vielen neuen Lieder. Bis zur Pause gibt es fast nur Stücke vom aktuellen Studio-Album „A Momentary Lapse of Reason“. Stimmung kommt nicht so richtig auf. Die Leute wollen lieber alte Songs hören.
Die Fans hören „Time“, „Money“, „Wish You Were Here“
Nach der Pause, als es endlich richtig dunkel ist, entfaltet die Show ihre hypnotische Wirkung. Vier Roboter mit je 3800 Spots bestrahlen die Bühne aus allen Richtungen in allen Farben. Surrealistische Filme flimmern über die runde Leinwand, ein überdimensionales Bett fliegt über die Köpfe der Zuschauer. Und endlich kommen die großen Hits, „Time“, „Money“, „Wish You Were Here“. Ein pompöses Spektakel.
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Nach drei Stunden und 23 Liedern ist die Show vorbei. Die Fans sind selig, der Veranstalter am nächsten Tag geschockt über die Schäden. Vieles wurde einfach niedergetrampelt, die Wiese ist ruiniert. Überall haben Wildpinker ihre Duftmarken hinterlassen. Und es hat ein Dutzend Verletzte gegeben. Ein Mann fiel aus fünf Metern Höhe vom Baum, ein anderer kenterte mit seinem Boot auf dem Stadtparksee.
Nach dieser Show dürfen sehr lange keine Musiker mehr auf der Festwiese auftreten. Erst fast 30 Jahre später wieder. „Ich hoffe, dass ihr euch besser benehmt als die Fans von Pink Floyd“, sagt Mick Jagger von den Rolling Stones am 9. September 2017. Auch um dieses Konzert wird es Schlagzeilen geben. Aber das ist eine andere Geschichte.