Legales Cannabis am Kiosk: Was es mit HHC auf sich hat
High werden, ganz legal, ohne das heimliche Getue mit dem Dealer an der Ecke. In Berlin ist es Trend, in Hamburg kommt es langsam an: E-Zigaretten mit Hexahydrocannabinol (HHC). Die Substanz wirkt ähnlich wie Cannabis – fällt jedoch nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Ein Toxikologe und Drogen-Experte warnt jedoch vor leichtfertigem Gebrauch.
High werden, ganz legal, ohne das heimliche Getue mit dem Dealer an der Ecke. In Berlin ist es Trend, in Hamburg kommt es langsam an: E-Zigaretten mit Hexahydrocannabinol (HHC). Die Substanz wirkt ähnlich wie Cannabis – fällt jedoch nicht unter das Betäubungsmittelgesetz. Ein Toxikologe und Drogen-Experte warnt jedoch vor leichtfertigem Gebrauch.
Der Staat diskutiert über die Legalisierung von Cannabis – Drogenlabore wollen weiter Kohle machen. Dafür nutzen sie jede Möglichkeit, Rauschmittel zu entwickeln, die im gesetzlichen Graubereich liegen, die also nicht unter das Betäubungsmittelgesetz oder das Neue-psychoaktive-Stoffe-Gesetz (NpSG) fallen. Der neueste Streich: Hexahydrocannabinol, kurz HHC, eine chemische Verbindung, die in der Hanfpflanze vorkommt.
„Es handelt sich bei Hexahydrocannabinol um ein Cannabinoid. Es kommt, wenn überhaupt, in Spuren (in der Hanfpflanze, Anm. d. Red.) vor, ist aber, wenn man sich das Molekül anschaut, ganz eng verwandt mit Tetrahydrocannabinol (THC) oder mit Cannabinol (CBN)“, erklärt der Toxikologe und Drogen-Experte Dr. Fabian Pitter Steinmetz.
Marihuana und Haschisch werden aus der Hanfpflanze gewonnen, diese enthält Cannabinoide. Tetrahydrocannabinol (THC) besitzt die höchste Psychoaktivität.
Toxikologe: Keine pharmakologischen Daten für Vergleich mit THC
Verkauft wird HHC in verschiedenen Variationen: Eingebacken in Kekse (Space-Cookies), in Gummibärchen verarbeitet, auf THC-arme Hanfblüten gesprüht oder auch in Vape-Pans, also E-Zigaretten, die am Kiosk oder im Internet zu erwerben sind. Online kostet ein Vape-Pan – es gibt verschiedene Geschmacksrichtungen wie Ananas, Zitrone oder Blaubeere – ab 29,95 Euro.
Viele Verkäufer preisen das Produkt als „natürlich“ an. Eine Verkaufsmasche, die signalisieren soll, es sei „gesünder“. Toxikologe Steinmetz hält die angeblich natürliche Herstellung für Unsinn. Denn HHC könne nicht in den Mengen, die man zum high werden braucht, von der Cannabis-Pflanze synthetisiert werden. Bedeutet: Es ist ein chemisches Produkt.
Toxikologisch handelt es sich bei HHC um einen relativ neuen Stoff, auch wenn er bereits 1947 das erste Mal synthetisiert wurde. „Es gibt noch keine pharmakologischen Daten für einen direkten Vergleich, aber von dem, was ich bisher gehört habe, ist HHC tendenziell etwas schwächer als THC“, sagt Fabian Pitter Steinmetz. „Aber man sollte beachten, dass die HHC-Konzentration in einigen Produkten sehr hoch ist.“
Die fehlenden pharmakologischen Daten bringen ein grundsätzliches Problem mit sich: Die Langzeitfolgen des HHC-Konsums sind völlig unklar. Davor warnt auch der Drogen-Experte: „Wenn man es ein paar Mal ausprobiert, ist das Risiko von qualitätskontrollierten Produkten kalkulierbar, sofern man typische Safer-Use-Regeln beachtet. Für einen Dauerkonsum ist die Datenlage einfach zu schlecht, da sind die Unsicherheitsfaktoren zu groß.“
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Er sieht das Risiko der HHC-Produkte zwischen normalem Cannabis und den Produkten mit potenten, synthetischen Cannabinoiden wie Spice (wird wie Hanf geraucht), Fake-Haze (chemisch behandeltes Marihuana) und Baller-Liquid (üblicherweise mit E-Zigaretten konsumiert). „Auch wenn das Risiko durch den Wirkstoff HHC nur etwas höher ist als bei THC, ist das Hauptproblem wohl, dass es sich um einen unregulierten Markt handelt, wo es keine Qualitätsstandards gibt.“
Hamburg: Polizei sieht noch keinen Trend zu HHC
Ein Aspekt, der auch von der Hamburger Polizei thematisiert wird. Es fände keine kontrollierte Abgabe statt, sagt ein Polizei-Sprecher der MOPO. Dementsprechend könnten die Käufer und Konsumenten nicht unbedingt die Zusammensetzung und Konzentration des Stoffes erkennen.
In Berlin wird HHC, wie Zigaretten und Alkohol, an den Spätis verkauft – und erfreut sich großer Beliebtheit. „Das Phänomen Hexahydrocannabinol (HHC) ist auch an Hamburg nicht vorbeigegangen, sodass diese Substanz bereits in Einzelfällen sichergestellt worden ist“, so der Polizei-Sprecher weiter. „Ein Trend lässt sich hieraus noch nicht ableiten.“ Die Polizei Hamburg werde das Phänomen aber im Auge behalten.
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Der Toxikologe ist überzeugt, dass HHC seinen Zauber verlieren werde, sobald die Bundesregierung Cannabis legalisiert. „Sobald es einen vernünftigen Zugang gibt, egal ob über Coffeeshops, Eigenanbau, Cannabis Social Clubs (CSC) oder Apotheken, spielen solche Substanzen kaum eine Rolle“, sagt Steinmetz. „HHC grundsätzlich zu verbieten ist übrigens keine sinnvolle Maßnahme.“