Wohnen in „Santa Fu“? Das passiert jetzt mit den historischen JVA-Gebäuden
KZ, Gestapo-Gefängnis, Zuchthaus: Die JVA-Gebäude Fuhlsbüttel sind wichtige Zeugnisse deutscher Geschichte. Doch einige der Häuser auf dem Gelände stehen seit Jahren leer, große Flächen sind ungenutzt. Diese will die Stadt nun abgeben – und stellt erstmals Ideen zum geplanten „Quartier Santa Fu“ vor.
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KZ, Gestapo-Gefängnis, Zuchthaus: Die JVA-Gebäude Fuhlsbüttel sind wichtige Zeugnisse deutscher Geschichte. Doch einige der Häuser auf dem Gelände stehen seit Jahren leer, große Flächen sind ungenutzt. Diese will die Stadt nun abgeben – und stellt erstmals Ideen zum geplanten „Quartier Santa Fu“ vor.
Die Justizvollzugsanstalt Fuhlsbüttel ist ein Männerknast mit langer Geschichte. Der große Gebäudekomplex wurde 1879 in Betrieb genommen, auf dem Areal gab über die Jahre mehrere, teils grauenhafte Einrichtungen: ein Gefängnis und Zuchthaus für Männer, ab 1933 auch das KZ Fuhlsbüttel (KoLaFu) sowie ab 1944 das Außenlager des KZ Neuengamme.
Mittlerweile wird von dem großflächigen Areal jedoch nur noch ein Bruchteil genutzt. Etliche Gebäude stehen leer. Das soll sich nun ändern: Die Hamburger Justizbehörde hat sich zum Ziel gesetzt, den Justizvollzug in Fuhlsbüttel – sprich: Gefängnis und Sozialtherapeutische Anstalt – neu aufzubauen und zu optimieren. Damit einhergehend sollen die ungenutzten Flächen, Gebäude und benachbarten Dienstwohnungen abgegeben werden, um neue Nutzflächen zu schaffen. Geplant sind das „Quartier Santa Fu“ – und eine effizientere Vollzugsanstalt.
Hamburg: Wohnungsbau auf Gelände von „Santa Fu“
Die Antwort des Senats auf eine Schriftliche Kleine Anfrage der Linken zur Zukunft der historischen JVA-Gebäude gibt nun erste Einblicke in die Pläne für das Areal. Dort heißt es, die historischen Gefängnisbauten (heute Haus I und Haus III) sollen erhalten bleiben, die dortigen Flächen der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und für die Stadtentwicklung genutzt werden. Die bisher in den Gebäuden untergebrachten Teile des Justizvollzugs sollen in räumliche Nähe zu Haus zwei, dem heutigen Hauptgebäude, verlagert werden.
Konkret heißt das: Die Freiflächen sollen bebaut werden. Geplant sind hier – je nach Variante – um die 174 bis 178 neue Wohnungen. In den bereits bestehenden Gefängnisbauten sei es hingegen nicht möglich, neuen Wohnraum zu schaffen. Das habe sowohl mit ihrer historischen Bedeutung wie auch mit dem Schnitt der Gebäude zu tun, heißt es.
Es gibt jedoch Überlegungen, in Haus I, das 1879 als „Centralgefängnis“ für 800 Gefangene eröffnet wurde, Mikro-Appartments oder ein Hotel zu eröffnen, wobei dort zusätzlich Restaurants und Büros entstehen könnten. Haus III, in dem 1933 das KZ Fuhlsbüttel untergebracht war, soll als Gedenkstätte der „Stiftung Hamburger Gedenkstätten und Lernorte zur Erinnerung an die Opfer der NS-Verbrechen“ erhalten bleiben.
Die historischen Wohnhäuser Am Hasenberge 14-34 aus dem 19. Jahrhundert werden derzeit von der SAGA saniert. Auch die Dienstwohnungen dort sollen erhalten bleiben – genau wie die zwei Dienstvillen rechts und links vom Torhaus Suhrenkamp 106. Auf dem dann reduzierten Gelände der Justizvollzugsanstalt sollen zudem zwei Neubauten errichtet, die Außensicherung des Hochsicherheitsgefängnisses teilweise versetzt und weitere bauliche Maßnahmen zur Fortentwicklung der Sozialtherapie umgesetzt werden.
Hamburg: Stadt bringt „Quartier Santa Fu“ voran
Mit den jetzigen Schritten treibt die Stadt einen Prozess voran, der bereits vor längerer Zeit angestoßen wurde. 2018 veröffentlichte der Senat einen sogenannten Letter of Intent (Absichtserklärung) mit Blick auf die nicht mehr genutzten Häuser I und III des Areals. Darin heißt es, es solle eine Machbarkeitsstudie über die Zukunft des Geländes durchgeführt werden.
Heike Sudmann, die stadtentwicklungspolitische Sprecherin der Linken, kritisiert das schleppende Vorankommen: „Dass der Senat die Machbarkeitsstudie so lange hat schleifen lassen, zeugt nicht davon, dass ihm die Entwicklung dieses einzigartigen Ensembles wichtig ist. Ich bin gespannt auf die Ergebnisse der Studie und die weitere kritische Diskussion.“
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Seit Dezember 2019 kümmert sich die städtische Sprinkenhof GmbH um die Entwicklung des „Quartiers Santa Fu“. Sie hat die Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, deren Ergebnisse im Januar 2023 erstmals veröffentlicht werden sollen.