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  • Leeres Wartezimmer: Aus Angst vor Corona gingen viele Patienten nicht zum Arzt. 
  • Foto: dpa

Leere Wartezimmer wegen Corona: Diese Ärzte haben die wenigsten Patienten

Ein leeres Wartezimmer – ein Bild, das viele Fachärzte aus den vergangenen Monaten gut kennen. In der Hochphase der Corona-Krise ist die Zahl der Facharzt-Besuche in Deutschland um bis zu 80 Prozent zurückgegangen. Das hat eine bundesweite Abfrage des NDR bei Berufsverbänden, sowie der Kassenärztlichen und der Kassenzahnärztlichen Vereinigungen ergeben. Besonders bei Herz-Kreislauf- oder Krebs-Patienten hat das teilweise dramatische Konsequenzen.

Zum Arzt gehen trotz Corona? Davor hatten viele Deutsche in den letzten Monaten zu große Angst. Das zeigt eine bundesweite Abfrage des NDR. Kardiologen und Onkologen vermelden für ihre Patienten, die in der Regel zu einer Risikogruppe gehören, Rückgänge der Termine zwischen 30 und 50 Prozent. Zahnärzte verzeichnen sogar ein Minus von bis zu 80 Prozent.

Wegen Corona nicht zum Arzt: Das kann schwere Folgen haben

Kardiologin Christina Brinkmann arbeitet in einem Hamburger Versorgungszentrum, das wegen Corona etwa 30 Prozent weniger Patienten mit Herzbeschwerden als im gleichen Zeitraum 2019 verzeichnete.

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Mit teilweise lebensbedrohlichen Folgen: Ein junger Mann, der sich vor den Corona-Einschränkungen mit Herzbeschwerden vorgestellt hatte, sei nicht zu seinem Folgetermin erschienen. „Von dem Patienten haben wir jetzt leider erfahren, dass er mit einem schweren Herzinfarkt, der auch einen Herzstillstand beinhaltet hat, auf einer Intensivstation liegt – mit wirklich unklarem Ausgang für ihn.“ Wäre er gekommen, hätte man den Ausgang des Falls sicherlich beeinflussen können, so Brinkmann gegenüber dem NDR.

Wegen Corona: Terminanfragen brechen um die Hälfte ein

Doch nicht nur viele Ärzte berichten von leeren Wartezimmern, auch die Zahlen der telefonischen Terminvergabestellen der Kassenärztlichen Vereinigungen weisen auf einen Rückgang hin. In Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Hamburg etwa haben sich die Anfragen halbiert. Viele Patienten hätten auch ihre Vorsorge-Untersuchungen versäumt, sagt Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Bundesvereinigung.

Trotz Corona-Angst: Vorsorge nicht aufschieben

Auch die Kassenärztlichen Vereinigungen warnen davor, dass sich Krankheitsverläufe verschlimmern können, wenn Patienten ihre Routine-Untersuchungen versäumen. Viele Therapien seien während der vergangenen Wochen unterbrochen worden, sagt Monika Schliffke, Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein, zum NDR. Diese müssten jetzt wieder in Gang gebracht werden: „Vorsorgeuntersuchungen wie Hautkrebs, Brustkrebs und Darmkrebsvorsorge sind wichtig. Und vor allem Verdachts-Abklärungen sollten nicht aufgeschoben werden.“

Erst leere Wartezimmer nun sind Engpässe möglich

Viele Menschen würden sich auch langsam wieder in die Sprechstunde trauen, sagt Monika Schliffke. Doch müssten viele der versäumten Termine nun erst einmal nachgeholt werden. Es könnte Engpässe geben, zum Beispiel bei der Darmkrebsvorsorge oder gewissen radiologische Untersuchungen: „Wenn jetzt alle auf einmal sich die Termine holen, dann kann es da natürlich zu einem Berg kommen, der abgearbeitet werden muss.“

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Die Gefahr von Termin-Stau sieht auch Kardiologin Brinkman aus Hamburg. Um lange Wartezeiten zu verhindern, wollen sie und ihre Kollegen die Abläufe in der Praxis umorganisieren und gegebenenfalls auch mehr arbeiten. Denn ihr Appell an die Patienten lautet ganz klar: Bitte gehen Sie zum Arzt. (alu)

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