Lange gegen Kündigung gewehrt: Das traurige Ende für den City-Trödler
Mohammed Shafaad (65) hat keine Kraft mehr. Keine Kraft mehr, gegen seine Vermieterin anzukämpfen und keine Kraft mehr, sein geliebtes Geschäft in der Danziger Straße zu verteidigen. Ende März wird der Antikhändler St. Georg verlassen – nach 22 Jahren. Und sein Laden wird wie die Nachbargeschäfte leer stehen, während die Vermieterin jegliche Kontaktversuche abblockt.
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Mohammed Shafaad (65) hat keine Kraft mehr. Keine Kraft mehr, gegen seine Vermieterin anzukämpfen und keine Kraft mehr, sein geliebtes Geschäft an der Danziger Straße zu verteidigen. Ende März wird der Antikhändler St. Georg verlassen – nach 22 Jahren. Und sein Laden wird wie die Nachbargeschäfte leerstehen, während die Vermieterin jegliche Kontaktversuche abblockt.
Im Herbst 2022 lag die Kündigung in den Briefkästen der drei Ladengeschäfte und der „Contact-Bar“ in dem großen Gebäudekomplex in der Danziger Straße 47-51. Warum? Das wissen die Gewerbetreibenden bis heute nicht. „Die Vermieterin hat weder auf Anrufe noch auf Mails reagiert und unsere Besuche abgewehrt“, berichtet Antikhändler Mohammed Shafaad. Auch auf diverse Presseanfragen, auch von der MOPO, reagierte die Verantwortliche nicht.
Ladenschließung: Nachbarn organisieren Abschiedsfeier
Doch während seine Kollegen ihre Geschäfte aufgaben, zog Shafaad vor Gericht. „Es war ein langer und harter Kampf, ich habe wenig geschlafen und wenig gegessen. Diese Kündigung hat alles kaputt gemacht“, berichtet der 65-Jährige. Er sei unendlich traurig, und das sieht man ihm auch an. Jetzt, eineinhalb Jahre später, will er die Kündigung akzeptieren und den Laden verlassen.
„Ich hätte vieles getan, um ihn zu behalten. Auch eine Mieterhöhung hätte ich mir vorstellen können. Doch ich kam ja gar nicht dazu, so etwas vorzuschlagen“, sagt er.
- Florian Quandt Mohammed Shafaad in seinem Geschäft an der Danziger Straße
- Florian Quandt In Shafaans Laden gibt es unter anderem kleine Figürchen.
- Florian Quandt Mohammed Shafaad vor seinem Geschäft
Für den Samstag (12-15 Uhr) haben Nachbarn eine Abschiedsfeier mit Kaffee und Kuchen für Mohammed Shafaad organisiert. „Ihre Hoffnung ist, dass noch ein paar Leute bei mir einkaufen, damit ich etwas Geld zurücklegen kann“, so der Ladenbesitzer. Wie es weitergeht, weiß er noch nicht – die Ladenmieten seien zu teuer. „Ich habe gerade weder die Kraft noch das Geld für eine Neueröffnung. Ich brauche etwas Zeit, um mich neu zu orientieren.“
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Noch sieht das Geschäft so aus wie 2022, als die MOPO Shafaad zuletzt besuchte: überall kleine Schätze, Figürchen, Technik aus zweiter Hand und Schmuck. In den nächsten vier Wochen wird sich das ändern: Ende März muss der Laden besenrein sein. „So einfach kann man das Leben anderer zerstören“, sagt er. „Das muss ich erstmal verkraften.“