Das Kreuzfahrtschiff „AIDAsol” läuft in den Hamburger Hafen ein

Ab 2027 wird die Landstrom-Nutzung für Kreuzfahrtschiffe am Hamburger Hafen zur Pflicht. Wie genau diese Pflicht durchgesetzt werden soll – dazu hüllt sich der Senat bislang in Schweigen. Foto: picture alliance/dpa/Bodo Marks

Landstrompflicht für Kreuzfahrtschiffe: Senat schweigt, Linke wütend

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Kreuzfahrtschiffe in Hamburg müssen womöglich früher als geplant Landstrom nutzen. Die Hamburger Wirtschaftsbehörde erwägt, eine solche Vorgabe schon 2027 statt 2030 einzuführen, wie die Behörde auf Anfrage mitteilte. Ein entsprechendes Gesetz gebe es bislang nicht. 

Der Behördensprecher sagte, die Hafenverwaltung HPA könne von 2026 an Strom vom Land an allen Kreuzfahrtterminals anbieten. „Ab dem darauffolgenden Jahr 2027 erwarten wir von den landstromfähigen Kreuzfahrtschiffen, die nach Hamburg kommen, auch eine entsprechende Nutzung.“

Landstrompflicht könnte in Hamburg schon 2027 kommen

HPA-Geschäftsführer Jens Meier hatte bereits in der vergangenen Woche angekündigt, dass die Landstrompflicht 2027 kommen werde. Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) äußerte sich ähnlich. Zunächst berichtete die maritime Fachzeitung „Täglicher Hafenbericht“ über den Plan. 


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Was vertraglich zwischen der HPA und den Reedereien in Bezug auf die Nutzung von Landstrom vereinbart wurde, dazu gibt es keine offiziellen Angaben der Stadt. Das berichtet die Linksfraktion und verweist auf eine Anfrage an den Senat. Auf Fragen nach den konkreten Vereinbarungen zur geplanten Landstrompflicht gab es vom Senat nur eine allgemeine Antwort. Stephan Jersch, umweltpolitischer Sprecher der Fraktion: „Die Antworten des Senats zur Landstrompflicht sind eine reine Arbeitsverweigerung. Sämtliche vertragliche Vereinbarungen sollen dem Betriebs- und Geschäftsgeheimnis unterliegen, dabei geht es um nichts weniger, als die Gesundheit der Menschen in dieser Stadt, die ein Recht darauf haben zu erfahren, wie die Landstrompflicht ab 2027 umgesetzt werden soll!“

Strom aus erneuerbaren Energien vom Land soll dazu beitragen, die Schifffahrt zu dekarbonisieren und die Luft in den Häfen zu verbessern. Die Technik ist nicht neu: In Los Angeles gilt nach Angaben der HPA seit 2014 eine Landstrompflicht. In der EU müssen Container- und Kreuzfahrtschiffe einer gewissen Größe ab 2030 in bestimmten Häfen solchen Strom nutzen.

Deshalb brauchen Schiffe im Hafen Strom

Schiffe brauchen im Hafen etwa für den Betrieb der Bordsysteme und die Kühlung von Containern Strom. Dazu betreiben manche Schiffe Hilfsmotoren und Generatoren, was allerdings Umwelt und Anwohner belastet. Denn die Schiffe stoßen Feinstaub, Stickstoff und CO2 aus und verursachen Lärm.

Hamburg verzeichnete vergangenes Jahr mehr als 1,3 Millionen Kreuzfahrtpassagiere. Bei 71 Prozent der landstromfähigen Kreuzfahrtschiffe im Hafen sei Landstrom genutzt worden, teilte die Wirtschaftsbehörde mit. Es gebe im Kreuzfahrtsegment kein Akzeptanzproblem von Landstrom, sagte Meier. 

Naturschutzbund nennt Hamburg „Vorreiter“

Der Naturschutzbund Hamburg lobte die Pläne zur vorgezogenen Landstrompflicht. Diese sei gut für die Natur, das Klima und die Gesundheit der Bürger. „Hamburg ist damit ein Vorreiter beim Thema Landstrom“, hieß es vom Naturschutzbund.

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Stephan Jersch von den Linken sagte weiter, es sei grundsätzlich gut, dass die Vorgabe 2027 kommen solle. Gleichzeitig kritisierte er, dass das zu spät geschehe. Kreuzfahrtschiffe hätten die Hamburger über viele Jahre mit einem „Schadstoffteppich“ eingedeckt. (dpa/mp)

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