Flughafen Hamburg: NATO-Manöver und Pistensanierung – sogar das Nachtflugverbot wankt
In Hamburg wird es laut. Zumindest rund um den Flughafen. Denn das riesige NATO-Luftmanöver „Air Defender“ fällt hier ausgerechnet mit der Sanierung einer Start- und Landebahn zusammen. Welche Anwohner Glück haben – und wer mit noch mehr Lärm als sonst rechnen muss.
In Hamburg wird es laut. Zumindest rund um den Flughafen. Denn das riesige NATO-Luftmanöver „Air Defender“ fällt hier ausgerechnet mit der Sanierung einer Start- und Landebahn zusammen. Welche Anwohner Glück haben – und wer mit noch mehr Lärm als sonst rechnen muss.
Es ist die größte Übung dieser Art: Zwei Wochen üben 25 Nationen bei dem NATO-Manöver „Air Defender“ die Verlegung großer Luftstreitkräfte. Von Transporter bis Kampfjet sind dafür vom 12. bis zum 23. Juni mehr als 250 Militärmaschinen über Deutschland unterwegs. Weil für die Übung abwechselnd bestimmte Lufträume gesperrt werden, hat das auch Folgen für die zivilen Flieger.
Hamburg: Mit Verspätungen am Flughafen ist zu rechnen
Die Bundeswehr spricht nur von einzelnen Flugverspätungen, der Chef der Lotsengewerkschaft GdF rechnet dagegen mit „massiven Auswirkungen“. Bis zu 50.000 Verspätungsminuten können sich sogar pro Manövertag ergeben, errechnete die europäische Flugsicherungsorganisation Eurocontrol in einem Szenario. Besonders problematisch wird das in den Abendstunden, denn bis zu 100 Flugzeuge könnten so nicht mehr rechtzeitig vor dem Nachtflugverbot ihre Zielflughäfen erreichen.

Und in Hamburg? „Zur Frage, wie sich die Übung auf Flüge am Hamburger Flughafen auswirken wird, sind konkrete Aussagen zurzeit noch nicht möglich“, sagt eine Sprecherin des Flughafens zur MOPO. Weil es die bisher größte Luftübung der NATO sei, würden dazu noch keine Erfahrungswerte vorliegen. Der Bund empfahl den Ländern jedoch, kurzfristig die Beschränkungen zu lockern, damit Flüge auch später noch starten und landen können.
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In Hamburg wurde die Entscheidung dafür noch nicht getroffen, wird aber wahrscheinlich zeitnah fallen – die Behörde halte es für „sinnvoll und geboten, mit einer Ausweitung der Flugzeiten auf die außergewöhnlichen Umstände zu reagieren, um die Einschränkungen für Fluggäste so gering wie möglich zu halten“, sagt der Sprecher der zuständigen Wirtschaftsbehörde zur MOPO.
Wird Nachtflugverbot gelockert? Diese Anwohner besonders betroffen
Und was sagen die Anwohner? Martin Mosel vom Verband der Bürgerinitiativen und Vereine gegen Fluglärm (BIG-Fluglärm) ist alarmiert. „Die Bevölkerung am Boden soll den Lärm ertragen, der sich nun höchstwahrscheinlich ergeben wird, damit die wenigen Fliegenden des Nachts nach Hause kommen“, sagt er der MOPO. „Die Lasten sollten aber alle tragen.“ Es gibt in Hamburg immer wieder Kritik an nächtlichem Fluglärm, obwohl eigentlich ein Verbot von 23 bis 6 Uhr gilt. Bei einer jetzigen Lockerung des Verbots sollte daher genau geprüft werden, ob die jeweilige Verspätung tatsächlich durch die Militärübung und nicht durch andere Planungsfehler der Airlines zustande kommt, fordert Mosel.
Besonders betroffen von den Nachtflügen sind die Hamburger, die in den Luftschneisen der Landebahn Norderstedt/Alsterdorf wohnen. Die andere Landebahn Niendorf/Langenhorn wird derzeit saniert – deshalb starten und landen noch bis zum 28. Juni alle Flüge über Norderstedt und die Innenstadt.

Ab Ende August und im September werden die Rollen vertauscht und die andere Landebahn saniert. Grund für die Bauarbeiten ist, dass wie bei Straßen die obere Deckschicht erneuert werden muss. Dabei wird auch nachts gearbeitet. Zusätzlich wird die Piste Norderstedt/Alsterdorf vom 3. bis 7. Juli wegen Bauarbeiten gesperrt.
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Und merkt man etwas von der Militärfliegern selbst? Die Übungen finden außerhalb der Ballungsräume statt, so der Flughafen. Kampfjets könnten den Hamburg Airport allerdings als Ausweichflughafen anfliegen. Auch zu einzelnen Überflügen von Militärflugzeugen könne es kommen, die in der Regel lauter seien als zivile Flugzeuge.