Hamburg im Blindflug: „Wissen nicht, ob Patienten wegen oder mit Corona hier liegen“
Omikron sorgt bei Hamburgs Behörden für Land unter: 12.000 Fälle in einer Woche! Die schiere Masse an Neuinfektionen lässt kaum Kapazitäten für eine Analyse der Datenflut. Wer liegt wegen, wer nur mit Corona im Krankenhaus? Die jüngsten Zahlen dazu stammen von Ende Dezember. Inzwischen hat sich die Inzidenz in der Stadt aber mehr als verdoppelt und auch die Zahl der Intensivpatienten steigt steil an.
Die extrem relevante Frage, wie viele Menschen „nur“ mit und wie viele wegen Corona im Krankenhaus landen, liegt in Hamburg im Nebel verborgen. Es liegt nahe, dass angesichts der explodierenden Inzidenzen auch die Zahl der Patienten steigt, die etwa mit einem urologischen Problem auf eine Normalstation ins Krankenhaus kommen und eher zufällig auch einen positiven Corona-Test haben.
„In allen Zahlen – für Normal- und Intensivstationen – sind alle Patienten mit einem positiven Befund aufgezählt“, erklärt Behördensprecher Martin Helfrich, „auch jene, die nicht wegen Covid-19 im Krankenhaus sind.“
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Omikron sorgt bei Hamburgs Behörden für Land unter: 12.000 Fälle in einer Woche! Die schiere Masse an Neuinfektionen lässt kaum Kapazitäten für eine Analyse der Datenflut. Wer liegt wegen, wer nur mit Corona im Krankenhaus? Die jüngsten Zahlen dazu stammen von Ende Dezember. Inzwischen hat sich die Inzidenz in der Stadt aber mehr als verdoppelt und auch die Zahl der Intensivpatienten steigt steil an. Hamburg im Blindflug?
Eine 7-Tage-Inzidenz von 659,7 – vor einem Jahr wäre die Stadt vor Schreck kollektiv vom Stuhl gefallen, inzwischen sorgt die Entwicklung für ernsthafte Besorgnis, aber keine Panik. Einer der Gründe für ausbleibende Schnappatmung: Die Situation auf den Intensivstationen ist relativ entspannt. Am Montag, 10. Januar, meldet das Divi-Intensivbettenregister 88 Covid-Patienten auf Hamburger Intensivstationen. Dahinter steht zwar eine durchaus Besorgnis erregende Dynamik: Noch eine Woche zuvor meldete das Register „nur“ 63 Covid-Intensivpatienten in Hamburg – dennoch ist die Belegung noch weit entfernt vom Höchststand im April 2021, als nur wenige Hamburger geimpft waren und an einem Tag 120 Personen mit Covid intensivmedizinisch behandelt werden mussten.
Omikron und die Lage in Hamburgs Krankenhäusern
Auch die Zahl der freien Intensivbetten ist laut dem tagesaktuellen Register derzeit relativ stabil. „Bislang mussten wir unsere Reservekapazitäten nicht nutzen, und wir verfügen in unseren Häusern auch weiterhin über freie Intensivkapazitäten, um zusätzliche, schwer an Covid erkrankte Patient:innen aufzunehmen“, betont Mathias Eberenz, Sprecher der sieben Hamburger Asklepios-Kliniken, die derzeit rund drei Viertel der Covid-Intensivpatienten betreuen.
Verwirrend: Die Politik bekommt nur alle paar Tage die aktuelle Zahl der mit Corona infizierten Krankenhauspatienten. Derzeit steht auf der Seite der Gesundheitsbehörde der Stand vom 7. Januar, als 73 Menschen auf Intensivstationen lagen. Eine Zahl, die längst überholt ist, und das, obwohl sich viele Maßnahmen des Senats auf die Lage in den Krankenhäusern stützen. Müssten die Kliniken ihre Zahlen da nicht tagesaktuell an die Politik melden? Wünschenswert wäre das, gibt der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Martin Helfrich, auf MOPO-Nachfrage zu, aber: „Im Rahmen der Dauerbelastung durch die Pandemie ist das schlicht nicht dauerhaft zu leisten. Die Daten werden dreimal pro Woche erhoben und berichtet.“ Es komme bei den Schutzmaßnahmen nicht auf einzelne Tageswerte, sondern auf die Tendenz an, die derzeit ansteigt.
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Im Nebel liegt auch die Datenlage bei der Frage, wie viele Menschen mit und wie viele wegen Corona im Krankenhaus landen. Es liegt nahe, dass angesichts der explodierenden Inzidenzen auch die Zahl der Patienten steigt, die etwa mit einem urologischen Problem auf eine Normalstation ins Krankenhaus kommen und eher zufällig auch einen positiven Corona-Test haben.
Corona: Wer liegt wirklich wegen einer Infektion im Krankenhaus?
Genau weiß es aber niemand: „In allen Zahlen – für Normal- und Intensivstationen – sind alle Patienten mit einem positiven Befund aufgezählt“, erklärt Behördensprecher Helfrich, „auch jene, die nicht wegen Covid-19 im Krankenhaus sind. Die Gründe für die Einlieferung werden nicht erhoben.“
Auch der Sprecher der Asklepios-Kliniken bestätigt auf MOPO-Nachfrage: „Wir erfassen nicht, ob ein Patient wegen oder mit Corona auf den Normalstationen liegt.“ Und weiter: „Wir wissen nur, welche Patienten einen positiven Test haben.“ Diese werden, auch wenn sie unterschiedliche Erkrankungen haben, nach Möglichkeit auf abgetrennten Covid-Stationen behandelt. Ebenso handhabt es das UKE: „Positiv getestete Patient:innen werden isoliert behandelt und zählen unabhängig von möglichen weiteren Erkrankungen als Covid-19-Patient:innen“, so die Auskunft.
Exemplarisch wurden die Wochen zwischen dem 1. Oktober 2021 (Inzidenz: 58,4) bis 21. Dezember 2021 (Inzidenz: 272,4) auf diese Frage hin untersucht, wie aus einer Senatsanfrage der fraktionslosen FDP-Abgeordneten Anna-Elisabeth von Treuenfels-Frowein hervorgeht. In dem Zeitraum meldeten Hamburgs Krankenhäuser 1.125 mit Sars-Cov-2 infizierte Personen. Drei Viertel davon (74,8 Prozent) kamen wegen eines schweren Covid-Verlaufes ins Krankenhaus. 13,4 Prozent hatten eine andere Erkrankung und waren nur „nebenher“ auch mit dem Virus infiziert und bei 11,7 Prozent war die Frage „mit oder wegen Corona“ nicht zu beantworten.