Koks-Kundin packt aus: So beliefert mich das „Drogen-Taxi“
In Hamburg werden Gras, Koks und Ecstasy immer öfter per „Drogen-Taxi“, eine Art Bringdienst, gedealt. Für Nutzerin Tatjana (29, Name geändert) ist dieser Service Normalität. Die Hotelfachfrau erzählt der MOPO, wie das Geschäft mit den Dealern der Drogen-Taxis läuft und wie sie überhaupt zum Koksen kam.
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In Hamburg werden Gras, Koks und Ecstasy immer öfter per „Drogen-Taxi“, eine Art Bringdienst, gedealt. Für Nutzerin Tatjana (29, Name geändert) ist dieser Service Normalität. Die Hotelfachfrau erzählt der MOPO, wie das Geschäft mit den Dealern der Drogen-Taxis läuft und wie sie überhaupt zum Koksen kam.
Die Hotelfachfrau hat Abitur gemacht, danach eine Ausbildung. In dem Betrieb kam sie dann das erste Mal mit Kokain in Berührung. „Die Angestellten haben ihr Trinkgeld in Gramm ausgerechnet“, erzählt Tatjana, streicht sich eine lange braune Haarsträhne aus dem Gesicht und lacht ihr Angelina-Jolie-Lachen.
„Jeder in der Hotellerie kokst, das ist einfach eine Koks-Hölle“, so ihre Einschätzung. Sie hat die Nummer des Dealers von einer Kollegin bekommen. Vorher gab diese ihrem Dealer Bescheid, dass sie Tatjana kennt. „Wenn man dem Dealer einfach so schreibt, ohne diese Bestätigung, dann antwortet der nicht – die sind krass paranoid.“
Hamburg: Dealer liefert Koks per Drogen-Taxi
Tatjana ließ sich den Stoff ins Hotel liefern, hat ihn oft während der Arbeit gezogen. Ungewöhnlich findet sie den Drogen-Lieferdienst nicht. „Ich weiß gar nicht, woher man Koks bekommt, wenn nicht vom Koks-Taxi“, sagt Tatjana. In einer dunklen Ecke herumschleichen, im Sekundentakt über die Schulter schauen und warten bis der Dealer das Päckchen aus den Untiefen der Jacke gepult hat, das ist nichts für sie.
Lieber direkt zur Arbeit bestellen oder in ihre Wohnung in Eimsbüttel. „Das war für mich immer das Normalste der Welt.“ Tatjana passt damit ins Profil der Staatsanwaltschaft. Zwar könne man die Kunden keiner bestimmten Bevölkerungsgruppe zuordnen, so die Sprecherin, sie seien in der Regel jedoch „gut betucht“.
Kundin Tatjana: Ein Gramm Koks kostete 80 Euro
„Ich hab damals immer ein Gramm Koks für 80 Euro gekauft“, erzählt die 29-Jährige. Die Lieferung laufe jedesmal gleich ab: Die Fahrer haben die Stadt in bestimmte Gebiete unterteilt. Wer etwas kaufen will, schreibt dem Dealer. Innerhalb von 15 Minuten ist er am gewünschten Ort. „Meistens haben sie verschiedene Autos, oft sehr prollig und auffällig: Ein perlmutterner Mercedes, gerne auch mal einer in mattschwarz.“ Man steigt ein, fährt kurz um den Block. Damit es nicht so auffällig ist. Erst im Auto sagt man, was man kaufen will. Dann der Tausch: Geld gegen Ware. Anschließend folgt nur noch die Frage, wo man aussteigen möchte.
In Hamburg laufen derzeit mehrere Verfahren gegen Dealer, die mit Drogen-Taxis arbeiten.