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  • Amelie Deuflhard ist seit 2007 künstlerische Leiterin des Kulturzentrums Kampnagel.
  • Foto: dpa

Kultur und Corona: Kampnagel-Leiterin: Theater müssen eigene Wichtigkeit überdenken

Die Kultur steht im November erneut still. Theater, Kinos, Konzertclubs – sie alle mussten vorerst ihre Türen schließen. Die schwierige Lage kann viele Betriebe der Kultur- und Veranstaltungsbranche ihren Fortbestand kosten. Jammern? Das kommt für die Kampnagel-Intendantin Amelie Deuflhard trotzdem nicht in Frage. Sie fordert stattdessen: Theater sollen sich während der Pandemie in der Gesellschaft nützlich machen.

„Offensichtlich scheinen wir nicht so besonders wichtig, wenn wir trotz unserer Sicherheitsmaßnahmen geschlossen werden“, sagte Amelie Deuflhard in einem Gespräch mit „Deutschlandfunk Kultur“. Sie glaube, die Theaterszene müsse nun ernsthaft „darüber nachdenken, wie wir noch weiter in die Gesellschaft hineinwirken können“, sodass bei eventuellen künftigen Corona-Einschränkungen nicht nur der Einzelhandel geöffnet bleibe – sondern auch der Kulturbetrieb.

Kampnagel-Intendantin Deufelhard: Das können Theater für die Gesellschaft tun

Die Theater müssten sich jetzt Möglichkeiten überlegen, wie sie der Gesellschaft ihre wichtige Rolle deutlich machen können, sagte die 61-jährige weiter. Schauspielerinnen und Schauspieler könnten zum Beispiel zum Besuch zu einsamen Menschen gehen, vielleicht auch in den Gesundheitsämtern aushelfen. „Ich denke manchmal: Natürlich sind wir enorm wichtig, aber vielleicht muss man in der Pandemie auch mal ein bisschen zurücktreten.“

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Die Planungsunsicherheit durch die ständigen Aufs und Zus in diesem Jahr mache die Lage auch für das Kulturzentrum Kampnagel schwierig. Man wisse eben nicht, wie lange man schließen müsse, könne aber auch keinen Plan B aufstellen.Wir arbeiten alle ins Leere“, erklärte Amelie Deuflhard, es sei mittlerweile „gar nicht mehr so einfach, die ganzen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu motivieren“.

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Zeit zum Jammern sei aber trotzdem nicht, findet die Kampnagel-Chefin. Geschlossene Kulturbetriebe seien zwar ein großes Problem, doch gebe es noch viele weitere Themen, die die Menschen aktuell beschäftigten. „Vielleicht sollten wir aufhören mit diesem selbstreferenziellen Diskurs, wie lange unsere Theater jetzt geschlossen sind, während um uns herum tatsächlich global wahnsinnig viele Probleme sind. Zum Beispiel in der Pandemie oder Donald Trump, der die Demokratie angreift oder brennende Flüchtlingslager.“ (fbo)

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