Kult-Restaurant „La Sepia“ in der Schanze: Fisch, Fleiß und große Krisen
Gegrillter Rotbarsch, Venusmuscheln in Weißweinsud, Austern auf Eis: Im „La Sepia“ in der Sternschanze dreht sich alles um Fisch und Meeresfrüchte. Am 4. Juni feiert das portugiesische Kult-Restaurant seinen 40. Geburtstag. Die MOPO blickt mit der Gründerin und dem Inhaber zurück: Wie alles begann, welche Krisen das Lokal erschütterten und welche Pläne es für die Zukunft gibt.
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Gegrillter Rotbarsch, Venusmuscheln in Weißweinsud, Austern auf Eis: Im „La Sepia“ in der Sternschanze dreht sich alles um Fisch und Meeresfrüchte. Am 4. Juni feiert das portugiesische Kult-Restaurant seinen 40. Geburtstag. Die MOPO blickt mit der Gründerin und dem Inhaber zurück: Wie alles begann, welche Krisen das Lokal erschütterten und welche Pläne es für die Zukunft gibt.
Sigrid Meyer erinnert sich noch gut daran, wie alles anfing: Mit ihrem portugiesischen Lebenspartner Rui Goncalves wohnte sie direkt gegenüber von dem Restaurant am Schulterblatt. „Da war zuerst eine jugoslawische Familie drin, die Frühstück verkauft hat. Dann für ein paar Monate der Portugiese ,La Sepia’“, erzählt die 64-Jährige der MOPO.
„Rui und ich haben immer schon gedacht, das wäre genau das Richtige für uns.“ Und dann, 1983, entdecken die beiden tatsächlich die Annonce: Für gerade mal 25.000 DM hat das Paar das Restaurant damals gekauft und den Namen übernommen.
„Wir haben unseren Fisch in einer Vitrine ausgestellt und hatten einen großen Grill, auf dem wir ganze Zander und Knoblauchbrot gegrillt haben“, so Meyer. „Wir hatten von 12 Uhr mittags bis 4 Uhr nachts geöffnet. Das ,La Sepia‘ war ein preiswerter Laden und wirklich ein Selbstgänger. Wir haben einfach die zwei-Liter-Flaschen Wein auf den Tisch gestellt und die Gäste haben nur so viel gezahlt wie sie getrunken haben.“ Das Paar trennte sich 1987 und Sigrid Meyer stieg aus dem „La Sepia“ aus. Rui Goncalves starb 2003. Seine Mutter Marlene übernahm das Restaurant.
Gleich mehrere Krisen musste das „La Sepia“ überstehen: 2013 waren die Betreiber pleite, mussten das Restaurant am Schulterblatt schließen. Die „Patrizia Immobilien AG“ kündigte den Mietvertrag, erhöhte die monatliche Miete um 80 Prozent auf 9506,75 Euro. Am Neuen Pferdemarkt eröffnet der Portugiese neu – dort ist er bis heute.
2015 folgte ein skurriler Rechtsstreit: Ein ehemaliger Co-Betreiber untersagte dem „La Sepia“, den Namen weiter zu nutzen. Kuriose Folge: Das Namensschild musste zerstört werden, die Karte war plötzlich namenlos und auch die Kellner durften sich am Telefon nicht mehr mit „La Sepia“ melden.
„Ein Stammgast, ein prägender Anwalt für Markenrecht, hat uns damals geholfen, den Namen zu retten“, erzählt der aktuelle Inhaber Bendix Sander-Knauer (38) der MOPO. „Durch seine Hilfe ist er seitdem Teil der ,La Sepia‘-Familie geworden.“
Der runde Geburtstag des Kult-Lokals wird mit 150 geladenen Gästen gefeiert. „40 Jahre sind heutzutage der Wahnsinn in der Gastronomie, vor allem im so schnelllebigen Hamburg“, sagt Betriebsleiter Bogislav von Heyden-Linden (39) zur MOPO. Das Geschäft laufe jetzt wieder gut. „Wir schaffen es, die Schanze von damals und heute zu kombinieren. Wir versuchen, auch auf Nachhaltigkeit zu setzen und sind nicht zu stylisch.“
„La Sepia“: Das Fisch-Restaurant feiert 40. Geburtstag
Trotzdem habe sich vor allem die Speisekarte stark verändert. „Früher gab es im ,La Sepia‘ einfache Küche, die auf Masse gesetzt hat“, so von Heyden-Linden. „Das war aber für die Zukunft des Restaurants so nicht weiter umsetzbar. So dass wir uns entschieden haben, frisch und moderner zu werden, ohne die Vergangenheit zu vergessen.“
Für die Zukunft haben Bendix Sander-Knauer und Bogislav von Heyden-Linden neue Pläne: „Wir wollen noch mehr Kochboxen vertreiben, die man online bestellen kann. Das sind vorbereitete Menüs, die man zu Hause nach Anleitung nur fertig kochen muss“, sagt Sander-Knauer.
„Außerdem hätte ich gerne einen Foodtruck, mit dem wir bei Hochzeiten oder Straßenfesten Essen verkaufen können.“ Zudem seien „Kitchen-Partys“ geplant, bei dem die Gäste den Köchen zuschauen und auch mitkochen dürfen.
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Auch Sigrid Meyer wird zur Geburtstagsfeier kommen. Sie lebt heute lebt in Eilbek und betreibt das Tapas-Restaurant „Rossio“. „Ich gehe immer noch manchmal im ,La Sepia‘ essen, auch wenn es mit dem Laden von damals nichts mehr zu tun hat“, sagt sie. „Früher war die Schanze wirklich ein punkiges Viertel, in dem sich noch alle kannten.“