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  • Foto: Florian Quandt

Kündigungen kamen kurz vor Weihnachten: Aus für den Helfer-Hof von Niendorf

Niendorf –

„Die Ankündigungen kamen auf einen Schlag“, so Michael Hansel, Eigentümer der Fahrrad-Werkstatt Plattfuß. Kurz vor Weihnachten erhielten er und weitere Geschäftstreibende auf dem Gelände (Paul-Sorge-Straße Ecke An der Lohe) die Kündigung durch die Vermieterin – für die meisten Ladenbesitzer ein großes Problem.

Wer einen kaputten Drahtesel, ein krankes Tier oder kosmetische Beratungen suchte, der wurde bislang auf dem Gewerbehof fündig. Der Ort war jahrelang nicht nur für Hansel das geschäftliche Zuhause, auch ein Kosmetikstudio und eine Tierarzt-Praxis sind hier ansässig. Noch. 

Michael Hansel muss sein Geschäft womöglich ganz aufgeben. Er sucht händeringend nach einer Ausweichfläche für seine Fahrrad-Werkstatt. 

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Vor zwei Jahren eröffnete er den Fahrrad-Laden. Er habe zu der Vermieterin stets ein persönliches und gutes Verhältnis gehabt, sie habe öfters im Laden vorbei geschaut und sich mit ihm unterhalten. Daher war die plötzliche Kündigung ein besonders großer Schock. 

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Dieser Gewerbehof in Niendorf soll platt gemacht werden.

Foto:

Florian Quandt

Bis zum 31. März müsse er ausziehen, hieß es zunächst. Letztendlich verlängerte die Vermieterin die Frist dann bis zum Sommer. Dennoch: In dem angesetzten Zeitraum der Kündigungsfrist eine Alternative zum bisherigen Standort zu finden, sei nicht leicht, so Hansel – unter anderem wegen der teuren Mieten.

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Von den Niendorfern bekommt er jedoch viel Unterstützung: Seine Kunden und andere Anwohner kommen täglich und drücken ihre Anteilnahme, sowie den Wunsch aus, dass der Laden erhalten bleibe. Und auch prominente Gäste kamen in der Werkstatt vorbei – wie der Vorsitzende der Niendorfer SPD und Bürgerschaftsabgeordnete Marc Schemmel.

Die Vermieterin wollte sich gegenüber der MOPO zu den Kündigungen nicht äußern. Werkstatt-Besitzer Hansel vermutet, dass die Eigentümerin geerbt und das Gelände nun an einen Investor verkauft habe, der Wohnungen auf dem Gelände plant.

Niendorf: Tierarzt sieht die Kündigung auch als Neuanfang

Auf dem Gelände gibt es neben der Fahrrad-Werkstatt, einen Tierarzt, eine Kosmetikerin, einen Kubanischer Tanzclub sowie private Wohnungen. 

Tierarzt Dr. Andre Dörr praktiziert seit 19 Jahren hier vor Ort – auch er bekam sein Schreiben kurz vor Weihnachten. Mittlerweile hat der Tierarzt jedoch eine alternative Ladenfläche in der Borsteler Chaussee 47 gefunden. Anders als Michael Hansel sieht er den Vorgang entspannter: „Es ist natürlich ärgerlich, ich hätte gerne meine letzten Jahre hier auch noch gemacht, aber so ist es nun mal.“

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Dörr sagt, man könne den bevorstehenden Umzug auch als Chance, als „Neuanfang“ betrachten. Und auch mit Blick auf das Vorgehen der Vermieterin bleibt er ruhig: Es sei alles korrekt gelaufen, schließlich habe sie das Recht zu kündigen und das sei halt das Risiko, wenn man ein Geschäft miete. Wenn überhaupt könne man ihr aufgrund der Vorgehensweise „moralische Vorwürfe“ machen. Doch letztendlich stellt Tierarzt Dörr fest, „müsse man die Kirche auch im Dorf lassen“.

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