Kritische Fragen zu Hass-Rede? Da duckt sich der türkische Moscheeverband lieber weg
Immer wieder fällt er durch Hass-Reden gegen Israel und Juden auf – so auch am vergangenen Montag: Ali Erbas, Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet, macht aus seinem Antisemitismus keinen Hehl. Sein Einfluss reicht dabei weit über die türkischen Grenzen hinaus, denn Erbas ist auch die oberste religiöse Autorität der deutschen Ditib und Dienstherr von fast 1000 Imamen, die in deutschen Moscheen predigen. Die MOPO wollte vom Ditib-Landesverband Hamburg wissen, wie er die jüngsten Aussagen aus der Türkei aufnimmt und bewertet. Die Antwort: ausweichend.
Immer wieder fällt er durch Hass-Reden gegen Israel und Juden auf – so auch am vergangenen Montag: Ali Erbas, Chef der türkischen Religionsbehörde Diyanet, macht aus seinem Antisemitismus keinen Hehl. Sein Einfluss reicht dabei weit über die türkischen Grenzen hinaus, denn Erbas ist auch die oberste religiöse Autorität der deutschen Ditib und Dienstherr von fast 1000 Imamen, die in deutschen Moscheen predigen. Die MOPO wollte vom Ditib-Landesverband Hamburg wissen, wie er die jüngsten Aussagen aus der Türkei aufnimmt und bewertet. Die Antwort: ausweichend.
„Jerusalem gehört den Muslimen. Palästina und Gaza sind Heimatländer der Muslime und werden es bis ans Ende der Zeit bleiben. Das zionistische Israel begeht in Gaza einen Völkermord mit seinen Angriffen, die auf einem schmutzigen und perversen Glauben basieren“, sagte Ali Erbas bei einer virtuellen Konferenz am vergangenen Montag. 200 muslimische Theologen aus 92 Ländern waren geladen, auch Vertreter der afghanischen Taliban.
Erbas und der türkische Präsident Erdogan zeigen derzeit unverhohlen Sympathie mit der terroristischen Hamas und propagieren offen, dass Israel der Feind aller Muslime ist. So bezeichnete Erbas Israel bei seiner Freitagspredigt vor zwei Wochen als „rostigen Dolch im Herzen der muslimischen Welt“, und Erdogan sprach von der Hamas vor wenigen Tagen als „Widerstandsbewegung“ und „Befreiungsgruppe“.
Hamburg: Landesverband Ditib weicht Frage nach Erbas‘ Israel-Position aus
Das Problem: Erbas hat in seiner Funktion als Chef der türkischen Religionsbehörde direkten Einfluss auf deutsche Muslime, denn die Ditib ist der Diyanet direkt unterstellt, sie gilt als „langer Arm Erdogans“ in Deutschland. Erbas bestimmt Leitlinien und Führung von 913 Imamen in Deutschland, muss an allen grundlegenden Fragen beteiligt werden und hat endgültige Entscheidungsbefugnis. Mehr als 960 Moscheevereine und über 70 Prozent der in Deutschland lebenden Muslime vertritt die Ditib nach eigenen Angaben.

Aufgrund der Reichweite der Ditib wollte die MOPO vom Ditib-Landesverband Hamburg wissen, welche Haltung er zu der antisemitischen und antiisraelischen Hetze seines obersten religiösen Führers hat. Doch die Frage bleibt unbeantwortet. Stattdessen schicken sie ein Freitagsgebet und etliche Pressemitteilungen, die den Angriff der Hamas auf Israel klar verurteilen.
So heißt es in einer Mitteilung des Ditib-Bundesverbands: „Wir verurteilen die unsäglichen Angriffe der Hamas auf die israelische Zivilbevölkerung im Nahen Osten erneut aufs Schärfste, distanzieren uns davon und rufen alle Parteien des Konflikts auf, der Gewalt ein Ende zu setzen.“ Sowohl das Existenzrecht Israels als auch das Existenzrecht Palästinas werden hier betont und die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung auf beiden Seiten deutlich abgelehnt. Auch der Jubel auf deutschen Straßen über das Massaker an Israelis wird klar verurteilt. „Gewalt und Hass hat keinen Platz auf deutschem Boden“, heißt es.
Ditib-Bundesverband verurteilt Hamas-Terror scharf
Entscheidend ist jedoch nicht nur die mediale Öffentlichkeit, sondern vor allem auch die Ditib-Community. Welche Botschaft wird deutschen Muslimen in Ditib-Gemeinden vermittelt? Ist sie ausgewogen oder entspricht sie der Weltanschauung des Juden-Hassers Erbas? In der Freitagspredigt „Der Islam ruft alle Menschen zum Frieden auf“ bleibt es vage: Darin heißt es zwar, „als Muslime verurteilen wir alle terroristischen Handlungen, unabhängig davon, von wem sie ausgehen und gegen wen sie gerichtet sind, und wir akzeptieren niemals Unterdrückung, Gewalt und Tyrannei.“ Da der Hamas-Terror jedoch nicht explizit erwähnt wird, liegt die Deutung letztendlich beim Gläubigen. Stuft er das Massaker an den Israelis vom 7. Oktober als „terroristische Handlung“ ein oder sieht er es als Teil des Befreiungskampfes der unterdrückten Palästinenser?
Der Journalist Eren Güvercin, Gründer der „Alhambra-Gesellschaft – Muslime für ein plurales Europa“, kritisiert derzeit in Artikeln und auf X (ehemals Twitter) verstärkt die Zurückhaltung einiger muslimischer Verbände in Deutschland. Auf X schreibt er: „Wenn muslimische Verbände sich als Religionsgemeinschaft bezeichnen, warum warnen diese nicht öffentlich davor, an Demonstrationen der islamistischen Hizbutahrir teilzunehmen? Sollten Religionsgemeinschaften nicht gerade in solchen angespannten Zeiten jungen Muslimen, die von Islamisten gezielt mobilisiert werden, Orientierung geben?“
Das könnte Sie auch interessieren: Aufregung um angebliche Taliban-Flaggen auf Palästina-Demo: Das steckt dahinter
Tatsächlich fehlt nicht nur die Warnung – selbst die Stellungnahmen zum Nahost-Konflikt sind beim Ditib Landesverband Hamburg nicht leicht zu finden. Es braucht ein paar Klicks bis zur Mitteilung „Eskalation am Gazastreifen zwischen Hamas und Israel“. Die zitierte Mitteilung des Bundesverbands wird hier augenscheinlich nicht aufgeführt.