• Der Präsident der Hamburger Handwerkskammer Hjalmar Stemmann fordert spezielle Parkplätze für Handwerker.
  • Foto: Handwerkskammer

Kritik an Verkehrspolitik: Sollen Hamburgs Handwerker zu Nachtarbeitern werden?

Friseure, Bäcker, Fleischer oder Wäschereien – die Zahl der Handwerksbetriebe, die besonders unter Corona gelitten haben, ist lang. Bisher kommt das Handwerk besonders wegen der Hamburger Corona-Hilfen trotzdem ganz gut zurecht. Doch die Handwerkskammer fürchtet, dass die Folgen erst im kommenden Jahr spürbar werden. Umso massiver kritisiert die Kammer weitere Pläne für Anwohnerparkzonen und eingeschränkten Lieferverkehr.

Handwerkskammerchef Hjalmar Stemmann fordert deshalb: „Politik muss in dieser angespannten Lage alles vermeiden, was Arbeitgebern und Arbeitnehmern das Leben und Arbeiten zusätzlich erschwert.“

Insbesondere die Verkehrspolitik von Senator Anjes Tjarks (Grüne) ignoriere die besonderen Herausforderungen des Handwerkerverkehrs aber völlig.

Handwerkskammer fürchtet: Werkstätten müssen schließen

So dürfen Handwerker den verkehrsberuhigten Jungfernstieg nur bis 11 Uhr befahren. Ähnliche Probleme gab es beim autofreien Ottensen. Und in Anwohnerparkzonen müssen sie zusehen, ob sie einen der extrem knappen noch öffentlichen Parkplätze ergattern. Oder spezielle Anträge stellen. Stemmann: „In einer Wirtschaftskrise wirkt solch eine unausgewogene politische Agenda wie ein Brandbeschleuniger.“

Installateur Fahrrad

Installateur Theodor Röhm fährt in Bremen alle seine Kunden mit dem Lastenrad ab und verzichtet aufs Auto. Davon träumen auch die Grünen in Hamburg.

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Denn wenn Installateure, Maler oder Fliesenleger ihre Kunden nicht mehr mit dem Werkstattwagen anfahren könnten, müssten Läden und Werkstätten schließen. Verschärft werde die Lage durch die ständig steigenden Mieten, die auch das Handwerk belasten. „Die Politik setzt die Versorgungssicherheit der Bevölkerung aufs Spiel.“

Parkschild

In Hamburg gibt es immer öfter Anwohnerparken. Handwerker müssen Parkscheine ziehen, wenn sie denn einen freien Parkplatz finden.

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Laut Stemmann gibt es Handwerksbetriebe, die durch stark ausgeweitete Anwohnerparkzonen regelrecht aus ihren Quartieren gedrängt werden – in denen sie aber zum Teil seit Jahrzehnten ansässig sind. Dies widerspräche dem erklärten politischen Ziel, die Lebensqualität in den Quartieren durch Nutzungsmischung zu erhalten bzw. zu steigern.

Hamburger Handwerk: Lastenrad keine Alternative

Handwerksbetriebe litten auch stark unter verkehrsberuhigten Zonen. „Wie soll das in Zukunft weitergehen?“, fragt Stemmann. „Sollen künftig die 120.000 Beschäftigten im Hamburger Handwerk zu Nachtarbeitern werden, weil ihre Servicefahrzeuge tagsüber nicht gewünscht sind?“

Handwerkskammer: Wohngebiete ohne Werkstätten

Zudem gebe es immer mehr neu geplante Wohnquartiere, die komplett ohne Handwerksbetriebe erdacht worden seien. Etwa die Neue Mitte Altona und die Hafencity.

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„Oberbillwerder, der Kleine Grasbrook oder das Holsten-Areal dürfen nicht auch noch weitgehend handwerksfreie Stadtteile werden.“ Einige wenige Ladenlokale als Verkaufsstellen für Bäcker, Fleischer und Augenoptiker seien für eine handwerkliche Infrastruktur nicht ausreichend.

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