Neue Eigentümer: Talkt Maaßen bald auch auf „Hamburg 1“?
Erst im Herbst wurde „Hamburg 1“ vor der Insolvenz gerettet, jetzt hat der TV-Lokalsender schon einen neuen Eigentümer. Es ist von „Neustart“ und „Synergieeffekten“ die Rede. Doch wer zieht nun die Fäden und wie sieht das Programm künftig aus? Es lohnt ein Blick nach Berlin.
- Deutsch (Deutschland)
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Erst im Herbst wurde „Hamburg 1“ vor der Insolvenz gerettet, jetzt hat der TV-Lokalsender schon einen neuen Eigentümer. Es ist von „Neustart“ und „Synergieeffekten“ die Rede. Doch wer zieht nun die Fäden und wie sieht das Programm künftig aus? Es lohnt ein Blick nach Berlin.
Turbulente Monate für „Hamburg 1“ mit Sitz an der Rothenbaumchaussee (Rotherbaum): Erst kürzlich von Unternehmer Frank Otto und dem früherem HSV-Chef Jürgen Hunke vor der Insolvenz gerettet, müssen sich die Mitarbeiter schon auf neue Besitzer einstellen. Denn Otto und Hunke haben den Sender an die „Godd Group“ verkauft. Es werde natürlich Änderungen geben, sagt „Hamburg 1“-Geschäftsführer Michael Schmidt nun, „die wir in den nächsten Monaten gemeinsam erarbeiten werden“.
„Hamburg 1“: Neue Besitzer haben schon Lokalsender
Und was bedeutet das fürs Programm? Ein Blick nach Berlin: Hier besitzen die neuen Eigentümer mit „TV Berlin“ bereits einen Lokalsender. Sie übernahmen ihn 2013, als er ebenfalls vor der Insolvenz stand. Dursun Yigit ist hier Chefredakteur, seine Ehefrau Seyhan Yigit Geschäftsführerin.
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Über die Geschäftsführung ist nur wenig öffentlich bekannt, an dem Programm des Senders gab es über die Jahre aber häufiger deutliche Kritik. 2015 bezeichnete ihn der Medienjournalist Stefan Niggemeier als „aserbaidschanischen Regierungssender“, auch das Magazin „Vice“ kam 2021 zu dem Schluss, dass der Sender mit aserbaidschanischem Geld Beiträge produziert und regierungsfreundliche Interviews gezeigt habe. Der „TV Berlin“-Journalist Peter Brinkmann sei dabei „mehr Stichwortgeber als kritischer Journalist“, so das Magazin.
Kritik an „TV Berlin”: Umstrittener Publizist hat eigene Talkshow
Ebenfalls umstritten: Der Ex-Verfassungsschutz-Chef Hans-Georg Maaßen (CDU), der mit seinen Äußerungen immer wieder für Kritik sorgt und mit dem der „C. H. Beck“-Verlag gerade die Zusammenarbeit beim Grundgesetzkommentar beendet hat, ist regelmäßig beim Sender zu Gast. Hier forderte er etwa einen Gesinnungstest für „Tagesschau“-Journalisten – ebenfalls im Interview mit Brinkmann, der von dem Medienmagazin „DWDL.de“ wegen fehlender Distanz und Nachfragen kritisiert wurde.
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Der umstrittene Publizist Roland Tichy hat bei „TV Berlin“ mit „Tichys Ausblick“ zudem eine eigene wöchentliche Talkshow, die schon vom Namen her an das Online-Portal „Tichys Einblick“ anknüpft. Er wolle eine „grassierende Cancel-Kultur durchbrechen“, sagte Tichy zum Start der Sendung – und „auch denen eine Bühne bieten, die sonst nicht oder nicht mehr im TV zu sehen sind“. Laut Dursun Yigit solle das Format „der Stimme der schweigenden Mehrheit ein Forum bieten.“ Maaßen war einer der ersten Gäste der Sendung.
Zukunft von „Hamburg 1“: Das sagt Frank Otto
Was bedeutet das nun für „Hamburg 1“? Bekommen Maaßen und Tichy auch dort Sendezeit? Die MOPO fragte bei Dursun und Seyhan Yigit nach, bis zum Redaktionsschluss lag keine Antwort vor. Auch zur Kritik äußerten sie sich nicht. In der Mitteilung zum Senderkauf heißt es, dass man Kompetenzen bündeln und Synergien heben werde. „Wir möchten jede Farbe Hamburgs ins Bewegbild bringen und die mediale Integration vorantreiben“, so Dursun Yigit.
Frank Otto geht indes nicht davon aus, dass sich das Programm von „Hamburg 1“ an den Berliner Sender anpasse – denn die Sendungen müssten für das jeweilige Publikum funktionieren. „Es gibt in Hamburg eine andere Zielgruppe und auch eine homogenere Stadtgesellschaft“, sagt er der MOPO. Der Verkauf sei in dem Insolvenzverfahren die überzeugendste Lösung gewesen und habe Gläubiger und Mitarbeiter gesichert. Er könne sich eine Zusammenarbeit mit „TV Berlin” vorstellen – zum Beispiel mit einer Wissenschaftssendung.