„Krass viele Menschen“: Darum stehen die Hamburger gegen die AfD auf
„Bunt statt braun“, „Nie wieder ist jetzt“, „Keine Toleranz den Intoleranten!“, steht auf den Plakaten der Demo-Teilnehmer. Am Sonntag gingen Zehntausende Menschen bei strahlendem Sonnenschein in der Hamburger Innenstadt auf die Straße unter dem Motto „Für Vielfalt und unsere Demokratie – Hamburg steht zusammen gegen die AfD“. Was treibt sie an? Haben sie Angst, dass solche Aktionen schon bald wieder verpuffen könnten? Die MOPO hat sich umgehört.
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„Bunt statt braun“, „Nie wieder ist jetzt“, „Keine Toleranz den Intoleranten!“, steht auf den Plakaten der Demo-Teilnehmer. Nach der Riesendemo in der vergangenen Woche gingen erneut mindestens 60.000 Menschen bei strahlendem Sonnenschein in der Hamburger Innenstadt auf die Straße unter dem Motto „Für Vielfalt und unsere Demokratie – Hamburg steht zusammen gegen die AfD“. Die Veranstalter sprechen gar von 100.000 – es sind in jedem Fall viel mehr Menschen gekommen als erwartet. Was treibt sie an? Haben sie Angst, dass solche Aktionen schon bald wieder verpuffen könnten? Die MOPO hat sich umgehört.
„Wir wollen uns gegen den aktuellen Rechtsruck in der Gesellschaft stellen“, sagt die 19-Jährige Charlotte, sie ist zusammen mit Elisabeth (13) zur Demo auf der Ludwig-Erhard-Straße gekommen. „Es ist so einfach, in der Demokratie zu demonstrieren. Dieses Privilegs müssen wir uns unbedingt wieder bewusst werden und es nutzen, um gegen rechts aufstehen“, ist Charlotte überzeugt.
Sie glaubt nicht, dass die Aktionen etwas Einmaliges bleiben. „So viele Menschen in meinem Umfeld haben den Aufruf und die Bilder auf Social Media geteilt, die sonst absolut nichts Politisches posten. Da passiert gerade wirklich was.“ Die Polizei geht von mindestens 60.000 Teilnehmern aus – noch mehr, als vergangene Woche.
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Auch Babsi (45) und Sonja (48) aus Fuhlsbüttel sind zuversichtlich: „Ich habe wirklich die Hoffnung, dass der eine oder andere Protestwähler durch diese ausdrucksstarken Bilder zum Nachdenken gebracht wird“, sagt die 45-Jährige. „Es ist wirklich krass, wie viele Menschen wieder gekommen sind, um ein Zeichen zu setzen – auch diejenigen, die man sonst eigentlich nicht in ersten Reihe bei Demonstrationen sieht, zum Beispiel ältere Menschen oder Familien.“
Die 31-jährige Lena hatte vorher auch länger überlegt, ob es eine gute Idee ist, mit ihrer kleinen Tochter Malin zu der Demo zu gehen. Ihr Begleiter Justus (30) hat die Fünfjährige auf den Schultern, sie hält fröhlich das Plakat mit „Wir lieben Vielfalt“ hoch. Für den Fall der Fälle gibt es einen extra Familienbereich mit mehr Ruhe und Platz am Michel.
„Es ist wichtig, dass so viele Menschen aus allen möglichen Gesellschaftsgruppen jetzt ein Zeichen setzen“, bekräftigt Justus. „Es ist Zeit, sich zu engagieren. Wir sind mehr und das müssen wir zeigen.“
Das finden auch Muhammad (29) aus Harburg und Henriette (27) aus Bramfeld. „Nach den Correctiv-Recherchen, nach denen Rechtextreme Massendeportationen von Migranten aus Deutschland planen, ist es notwendig, sich gegen diesen Gedanken zu positionieren und auf die Straße zu gehen“, sagt Muhammad.
Das ist auch der 30-jährigen Mona aus Fuhlsbüttel wichtig. Sie ist zusammen mit Ulrich (29) und Vivi (31), die dafür aus Horst im Kreis Steinburg in Schleswig-Holstein angereist sind, auf der Demo. „Wir haben Bock auf Demokratie“, sagt Mona. „Es ist unsere Pflicht, dass diese Aktionen einen wirklichen Einfluss haben und nicht gleich wieder verschwinden.“
Auch Sigrid Wynants (66) aus Hohenfelde hofft, dass die Demos kein Strohfeuer sind, sondern länger andauern. „Es ist wichtig, dass sich so viele Menschen gegen rechts äußern wie möglich.“
Zusammen mit ihrem Mann Albert Wynanz (67) und Hildegard Wöltje (71) war sie auch schon auf der Demo in der vergangenen Woche. „Viele sind bequem, auch ich“, gibt die 66-Jährige zu. „Aber dafür ist jetzt keine Zeit mehr.“