Krabbenkrise! Darum sind die Brötchen unbezahlbar geworden
Am Wochenende steht in Hamburg der Hafengeburtstag an. Doch wer während den Festlichkeiten ein traditionell nordisches Krabbenbrötchen essen möchte, muss tief in die Tasche greifen – Einige Gastronomien rufen teils zweistellige Preise auf. Der Erzeugerpreis für ein Kilogramm Krabben mit Schale beträgt derzeit 12 bis 13 Euro, wie die Sprecherin des Fisch-Informationszentrums in Hamburg, Julia St.-Böthig, sagte. Das ist über ein Drittel mehr als im Durchschnitt des vergangenen Jahres.
Im Bistro „Brücke 10“ an den Landungsbrücken kosten die Krabbenbrötchen sogar 15 Euro. „Wir bekommen nur die Hälfte der Lieferungen, die wir bestellen“, sagte ein Mitarbeiter des Bistros. „Solange es nicht mehr Krabben gibt, werden die Krabbenbrötchen wahrscheinlich noch teurer.“
Krabben gibt es zum Tagespreis
„Was am Ende im Verkauf aufgerufen wird, ist abhängig von den weiteren Verarbeitungs- und Vertriebswegen“, sagte St.-Böthig. Ein Fischbistro in Flensburg etwa verkauft die Krabbenbrötchen zum Tagespreis, wie an einer Preistafel zu sehen ist. Ein Fischgeschäft im schleswig-holsteinischen Büsum bietet die Krabbenbrötchen für 8,50 Euro an.
Zwar gibt es auch in Mecklenburg-Vorpommern Krabbenbrötchen zu kaufen, verbreiteter ist dort aber das Fischbrötchen mit Matjes oder Bismarckhering. Preissteigerungen gibt es hier laut Verkäufern kaum: In Rostock und auf Rügen gibt es das Fischbrötchen ab 4,50 Euro, in Stralsund für 5 Euro.
Durch Fressfeind: Krabben-Lager sind leer
Krabben sind ein saisonales Produkt, das mitunter starken Schwankungen unterworfen ist. „In den Wintermonaten werden traditionell die meisten Krabben gefangen“, sagte St.-Böthig vom Fisch-Informationszentrum. Vergangenen Winter seien die Fänge jedoch zurückgegangen, was auch an der explosionsartigen Vermehrung des Wittlings liege. Das ist ein kleiner Verwandter des Kabeljaus und ein natürlicher Fressfeind der Krabbe.
„Auch der Wittling mag die Krabbe“, sagte der Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaft der Deutschen Krabbenfischer, Kai-Arne Schmidt. Dadurch seien die Lager jetzt leer. Wissenschaftliche Erkenntnisse deuteten zudem darauf hin, dass der zunehmende Ausbau von Windparks und Stromkabel in der Nordsee auch einen Einfluss auf die Krabbenbestände haben könnte, sagte St.-Böthig. Das sei allerdings noch nicht ausreichend erforscht.
Fischbuden streichen Krabben von der Speisekarte
Bereits im vergangenen Jahr haben einige Restaurants und Fischbuden Krabben von der Karte gestrichen oder hohe Preise verlangt. Seit ein paar Jahren landen immer weniger Krabben in den Netzen. Von 2003 bis 2014 konnten die Fischer den Angaben zufolge pro Jahr fünfstellige Fangmengen abliefern, meist zwischen 11.000 und 14.000 Tonnen. Seit 2015 sind es – mit Ausnahme von 2018 – nur noch vierstellige Zahlen, im Schnitt um die 7000 Tonnen.
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Die niedersächsische und schleswig-holsteinische Flotte der Krabbenfischer wird nach Angaben der Erzeugergemeinschaft deshalb kleiner. „Immer mehr Kapitäne können nicht mehr von ihrer Arbeit leben.“ (dpa/mp)
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