Kostenexplosion: Kann Hamburg die U5 überhaupt bezahlen?
Es war schon lange vorher befürchtet worden, am Freitag wurde es offiziell: Mehr als eine Milliarde Euro wird allein der erste Abschnitt der neuen U-Bahnlinie U5 teurer. Damit wird sie jetzt schon zur kostspieligsten U-Bahn, die jemals in Hamburg gebaut wurde. Die Gesamtkosten hält die Stadt allerdings aus verschiedenen Gründen weiterhin geheim. Kann Hamburg das überhaupt bezahlen und wie sicher ist es, dass der Bund finanziell einspringt?
Es war schon lange vorher befürchtet worden, vor einigen Tagen wurde es offiziell: Mehr als eine Milliarde Euro wird allein der erste Abschnitt der neuen U-Bahnlinie U5 teurer. Damit wird sie jetzt schon zur kostspieligsten U-Bahn, die jemals in Hamburg gebaut wurde. Die Gesamtkosten hält die Stadt allerdings aus verschiedenen Gründen weiterhin geheim. Kann Hamburg das überhaupt bezahlen und wie sicher ist es, dass der Bund finanziell einspringt?
Es war zu erwarten: Die aufgrund der Corona-Pandemie und des Ukraine-Krieges massiv gestiegenen Baukosten machen auch vor Hamburgs größtem Infrastrukturprojekt nicht Halt. Nun wurde bekannt, dass das 5,8 Kilometer lange erste Teilstück, die U5-Ost von Bramfeld bis in die City Nord, nicht wie ursprünglich beziffert 1,75 Milliarden Euro kosten wird, sondern 2,86 Milliarden Euro.
U5-Ost: Kosten steigen auf 2,86 Milliarden Euro
Danach ist aber noch lange nicht Schluss: Schließlich soll die neue U-Bahnlinie nicht nur über den kleinen Abschnitt im Hamburger Osten fahren, sondern einmal von Bramfeld über die Innenstadt bis nach Stellingen (Arenen). Das UKE soll eine eigene Station bekommen, genauso wie die Hamburger Uni.

Um die Gesamtkosten der autonom fahrenden U-Bahn macht der Hamburger Senat allerdings seit Jahren ein riesiges Geheimnis: Bis jetzt gibt es immer noch keine Kosteneinschätzung für die komplette 24 Kilometer lange Strecke. Dabei sind die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt bereits seit September 2022 in vollem Gange.
Warum sind die U5-Gesamtkosten immer noch geheim?
Verkehrsbehörde und Hochbahn beriefen sich in der Vergangenheit bereits auf „veränderte Verfahren zur Prüfung und Bewilligung solcher Vorhaben“. Man wolle sich die nötige Zeit dafür nehmen, die künftigen Kosten möglichst präzise einzuschätzen. Zu nah ist noch die Erinnerung an die bundesweit bekannt gewordene Kostenexplosion der Hamburger Elbphilharmonie, deren 866 Millionen Euro Baukosten die ursprünglichen Einschätzungen um mehr als das elffache überstiegen.

Die extremen Preissteigerungen bei der U5 habe die Stadt nicht abfedern können – auch nicht mit den Vorgaben zum „kostenstabilen Bauen“, die Hamburg nach der Elphi eingeführt hatte. Trotzdem sieht Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) die Stadt gut aufgestellt: „Hamburg hat schon vor Jahren für das Mammutprojekt Schnellbahnausbau Vorsorge getroffen“, sagte er. „Wir haben ein Sondervermögen eingerichtet, um Finanzierungsspitzen abzufedern.“ In diesem Topf befänden sich momentan rund eine Milliarde Euro.
Wird der Bund 75 Prozent der U5-Kosten übernehmen?
Dazu rechnet Hamburg fest damit, dass der Bund große Teile der U5-Baukosten übernimmt. Seit 2020 zahlt dieser in der Regel bis zu 75 Prozent der Kosten von großen Infrastrukturprojekten. Dafür gibt aber einige Bedingungen: Unter anderem muss Hamburg nachweisen, dass der „Nutzen-Kosten-Faktor“ (NKV) der U-Bahn mindestens bei 1 liegt. Vereinfacht erklärt bedeutet das, dass jeder in das Projekt investierte Euro am Ende auch einen gleichwertigen Nutzen bringen muss. Das können zum Beispiel eine verkürzte Reisezeit oder weniger CO2 sein.
Der NKV für die U5-Ost lag bereits vor der Kostenexplosion unter 1 – nach MOPO-Information wird aber erwartetet, dass der Wert für die Gesamtstrecke größer als 1 sein wird. Zwischen Juli und Ende September will die Stadt den Förderantrag beim Bund einreichen.
Klar ist: Sowohl der Senat als auch die Hochbahn wollen trotz der Kosten an dem Mega-Projekt U5 festhalten. Auch wenn Kritiker bereits in der Vergangenheit darauf hingewiesen hatten, dass der Bau einer U-Bahn nicht nur sehr viel teurer sein, sondern auch länger dauere als der einer Straßenbahn. Zuletzt war darunter sogar der eigene Klimabeirat des Senats gewesen. Laut der Behörde änderten die Preissteigerungen aber nichts an der Wirtschaftlichkeit der U5.