Kostenexplosion bei Hamburgs Mega-Projekt: U5-Ost wird eine Milliarde teurer!
Seit September 2022 laufen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt von Hamburgs neuer U-Bahn, die U5-Ost. Jetzt wird klar: Die Baukosten haben sich seit den ersten Einschätzungen um mehr als eine Milliarde gesteigert. Woran liegt das, und droht dort tatsächlich das von Kritikern befürchtete „Milliardengrab“?
Seit September 2022 laufen die Bauarbeiten für den ersten Abschnitt von Hamburgs neuer U-Bahn, die U5-Ost. Jetzt wird klar: Die Baukosten haben sich seit den ersten Einschätzungen um mehr als eine Milliarde gesteigert. Woran liegt das, und droht dort tatsächlich das von Kritikern befürchtete „Milliardengrab“?
Mit einem feierlichen Spatenstich in Alsterdorf gaben Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) und Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) im September den Startschuss für den Bau der neuen U5.
U5 in Hamburg wird um 1,1 Milliarden Euro teurer
Das erste Teilstück führt über 5,8 Kilometer von Bramfeld in die City Nord am Stadtpark. Neben diesen beiden Haltestellen müssen noch zwei weitere neu gebaut werden: Steilshoop und Barmbek-Nord. Die bestehende U1-Haltestelle Sengelmannstraße soll künftig zur Umsteigestation umgebaut werden. Seit Jahren beziffert die Hochbahn die Kosten für diesen Abschnitt auf 1,75 Milliarden Euro.

Doch daraus wird nichts! Wie die Verkehrsbehörde der MOPO bestätigte, erhöhen sich die Kosten um circa 60 Prozent – auf 2,86 Milliarden Euro! Der Grund? Laut der Behörde zwei externe, nicht vorherseh- und kalkulierbare Preisentwicklungen: Die Corona-Pandemie und der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine, die die Baukosten inflationsbedingt in die Höhe getrieben hätten. Zunächst hatte das „Abendblatt“ berichtet.
Das sind die Gründe für die Milliarden-Preissteigerung bei der U5
„In der Folge sind die Baupreise in den letzten Jahren so stark wie seit 50 Jahren nicht mehr gestiegen“, sagt Verkehrssenator Tjarks. Das betrifft übrigens auch die U4, die auf die Horner Geest verlängert werden soll: Statt wie bisher 465 Millionen Euro rechnet die Hochbahn hier inzwischen mit 561 Millionen Euro.
Finanzssenator Andreas Dressel (SPD) sieht die Stadt trotzdem gut aufgestellt: „Hamburg hat schon vor Jahren für das Mammutprojekt Schnellbahnausbau Vorsorge getroffen“, sagt er. „Wir haben ein Sondervermögen eingerichtet, um Finanzierungsspitzen abzufedern.“ In diesem Topf befinde sich momentan rund eine Milliarde Euro. „Deshalb können wir heute mit einiger Ruhe sagen: Wir sind gut aufgestellt.“
Allerdings ist immer noch nicht geklärt, ob der Bund sich mit den von Hamburg erhofften 75 Prozent an dem Projekt finanziell beteiligt. Dafür muss die Stadt zunächst nachweisen, dass der Nutzen der U5 ihre Kosten übersteigt. Dieser Nachweis für die gesamte Linie wird laut Behörde aktuell erstellt.
Preissteigerungen ändern nichts an den U-Bahn-Projekten der Stadt
Für die Hochbahn und Tjarks steht jedenfalls fest, dass die steigenden Kosten nichts an dem Bauvorhaben ändern werden: „Für die Mobilitätswende und einen wirklichen Klimaschutz müssen wir konsequent den Weg weiter gehen, das Hamburger Schnellbahnnetz auszubauen“, sagt Hochbahn-Chef Henrik Falk. Vor allem Steilshoop und Bramfeld müssten angeschlossen werden.
Allerdings: Kritiker des U5-Projekts hatten die Stadt in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass der Bau einer U-Bahn nicht nur sehr viel teurer sei, sondern auch länger dauere als der einer Straßenbahn. Zuletzt war darunter sogar der eigene Klimabeirat des Senats: Hamburg müsse angesichts der Milliardenkosten eine Alternative prüfen. Eine Straßenbahn hatte Tjarks aber bereits mehrmals abgelehnt. „Der Senat verweigert sich den Fakten“, sagte die Linken-Verkehrsexperten Heike Sudmann damals. „Bei der U5 droht ein Milliardengrab.“
Baukosten stiegen im vergangenen Jahr um 16 Prozent
Die neuen Zahlen überraschen sie jetzt nicht: „Bei einer soliden Planung hätte der Senat Alternativen zum U-Bahn-Bau geprüft. Nun steht er dumm da“, sagt sie. „Wann, wenn nicht jetzt, kommt endlich die Einsicht, dass die Straßenbahn um ein Zigfaches günstiger ist, mehr neue Fahrgäste erreicht, schneller fertig und besser für das Klima ist?“
Im vergangenen Jahr stiegen die Baukosten laut statistischem Bundesamt um 16 Prozent. Die aktualisierte Kostenprognose rechnet laut der Behörde ab 2025 mit einer jährlichen Inflationsrate von 4,8 Prozent. Zwischen 2002 und 2021 lag dieser Wert bei durchschnittlich 2,4 Prozent.