• Foto: picture alliance / Hauke-Christi

Konzerte, Fußball und Co.: Experten-Zoff um die Großveranstaltungen

Die Diskussionen über Großveranstaltungen werden wieder lauter: Viele Menschen wollen endlich wieder feiern, Konzerte besuchen und auf Festivals gehen. Experten sind sich jedoch uneinig, ob die Massen-Veranstaltungen schon wieder stattfinden dürfen.

Der Leipziger Epidemiologe Markus Scholz rät angesichts steigender Infektionen in der Corona-Pandemie von einer Rückkehr zu Großveranstaltungen ab. „Die zweite Welle zeichnet sich deutlich ab, da wir nun über mehrere Wochen einen Anstieg der aktiven Infektionszahlen feststellen“, sagte Scholz.

In Hamburg kamen seit Donnerstag 29 neue Fälle dazu – in ganz Deutschland gab es 1449 Neuinfektionen. „Ich sehe daher aktuell keinerlei Spielraum für weitere Lockerungen – auch und gerade nicht für Großveranstaltungen.“

Epidemiologe: Normalisierung des Schulbetriebs geht vor

Bereits sich abzeichnende Effekte durch Reiserückkehrer sind laut Scholz „stark beunruhigend“. Es müsse daher jetzt darum gehen, den Schulbetrieb zu normalisieren. „Wir sollten uns nun zunächst darauf konzentrieren, wie die Hygienekonzepte mit Lüften und Maskentragen in den Schulen funktionieren“, so der Professor.

Das könnte Sie auch interessieren: „Geht um das Leben auf beiden Seiten“ – Das sagt Sarah Connor zum geplanten Corona-Konzert 

Bei Großveranstaltungen gebe es mehrere Risiken, die beachtet werden müssten. „Die Menschen gehen umher, holen sich Getränke, gehen auf die Toilette – da finden dann sehr viele Kontakte statt, die bei einer großen Personenanzahl kaum nachzuvollziehen sind“, sagte Scholz. Auch die Hygienekonzepte, die etwa festgelegte Wege oder eine Maskenpflicht vorsähen, ließen sich bei großen Menschenansammlungen kaum durchsetzen.

Erste Konzerte und Bundesliga mit Zuschauern 

Genau aus diesen Gründen gibt es momentan viel Zoff in Deutschland – in NRW ist für den 4. September ein Konzert mit ungefähr 13.000 Zuschauern geplant. Sarah Connor, Rae Garvey, Bryan Adams und Co. wollen trotz Corona im Düsseldorfer Fußballstadion „Merkur Spielarena“ auftreten. Vergangenen Freitag wurden diese Pläne bekannt und sorgen seitdem für Diskussionen: Viele wollen endlich Freiheiten und Großveranstaltungen zurück und ebenso viele halten diese Wünsche für rücksichtslos. Ob das Konzert wirklich stattfindet, soll spätestens am 31. August entschieden werden.

Video: Demo, Testpflicht und Co. – Das sagen die Hamburger zu den Corona-Schlagzeilen

Doch so langsam scheinen die Veranstaltungen wieder anzulaufen. Auch Zuschauer der Bundesliga seien bald zumindest wieder „denkbar“ im Stadion – so äußerte Bürgermeister Peter Tschentscher zumindest gegenüber der „Bild“.

Virologe: Großveranstaltungen wieder denkbar 

Auch der Hamburger Virologe Jonas Schmidt-Chanasit hält eine Rückkehr der Massen-Veranstaltungen grundsätzlich für möglich – etwa mit umfangreichen Testungen im Vorfeld. Wichtig sei es, die Zahl der Neuinfektionen in einer Region im Blick zu behalten. „Davon sollte dann abhängig sein, wie viele Menschen eine Veranstaltung besuchen können und auch wie lange. Ich würde daher für ein flexibles Modell plädieren, das sich an das Infektionsgeschehen in einer Region anpasst“, sagte der Virologe.

Wissenschaftler der Uniklinik Halle wollen am 22. August mit einem Konzert-Experiment in Leipzig näher bestimmen, unter welchen Rahmenbedingungen Großveranstaltungen etwa in geschlossenen Räumen trotz der Corona-Pandemie möglich sein könnten. Bis zu 4000 Probanden sollen dazu an einem Pop-Konzert von Tim Bendzko teilnehmen. Sie und die Helfer müssen vor Studienbeginn einen Corona-Test durchführen und ein negatives Ergebnis mitbringen. (wb/se/dpa)

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp