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Simon Knipper mit seiner Frau Susanne Jäckel-Knipper und zwei ukrainischen Familien, die er direkt von der polnisch-ukrainischen Grenze nach Hamburg brachte.
  • Simon Knipper mit seiner Frau Susanne Jäckel-Knipper und zwei ukrainischen Familien, die er direkt von der polnisch-ukrainischen Grenze nach Hamburg brachte.
  • Foto: Patrick Sun

Komplett in Eigenregie: So half dieser Hamburger schon 29 Ukrainern

Die Hiobsbotschaften aus der Ukraine einfach vom Sofa aus verfolgen und nichts tun? Für Simon Knipper (44) aus Eimsbüttel kommt das nicht in Frage. Der Hamburger engagiert sich für die Ukraine und Kriegsgeflüchtete – und setzt in komplett in Eigenregie so einiges in Bewegung …

13.000 zurückgelegte Kilometer, 40.000 Euro gesammelte Spendengelder und 29 Schicksale: Das ist die bisherige Bilanz von Simon Knippers Ein-Mann-Hilfsinitiative.

Der Hamburger ist seit Putins Invasion fünf Mal nach Korczowa an der polnisch-ukrainischen Grenze gefahren, um Hilfsgüter wie Lebensmittel, Kleidung und medizinisches Equipment in die Ukraine zu bringen – und auf dem Rückweg Geflüchtete mit nach Hamburg zu nehmen.

Ukraine-Hilfe in Hamburg: Knipper sammelt Spenden

Doch warum engagiert sich der 44-Jährige so, obwohl er weder Freunde noch Familie in der Ukraine hat? „Jeder Mensch geht anders mit Kriegen und Bedrohungen um“, sagt Knipper der MOPO. „Ich musste einfach etwas tun.“ Auch weil Knipper seit Anfang März arbeitssuchend ist, wollte er seine Zeit sinnvoll einsetzen.

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Posted by Simon Knipper on Monday, April 4, 2022
Auf seinem Facebook-Profil gibt Simon Knipper Updates zu seinen Aktionen. Hier ein Video von seiner Tour Anfang April.

Nur wenige Tage nach dem Einmarsch sammelte er in einer Hauruck-Aktion in seinem Bekanntenkreis Spenden. Ursprünglich war nur eine der dreitätigen Touren geplant – doch der große Zulauf von Spenden machte immer mehr möglich.

Ein Kofferraum voller Hilfsgüter auf einer von Knippers Touren. Simon Knipper
Ein Kofferraum voller Hilfsgüter auf einer von Knippers Touren.
Ein Kofferraum voller Hilfsgüter auf einer von Knippers Touren.

Um zu wissen, was benötigt wird, hat sich Knipper über die sozialen Medien mit dem Deutschen Siegfried Eder vernetzt, der seit 20 Jahren in der Nähe von Lwiw im Westen der Ukraine lebt. Er nimmt die Hilfsgüter an der Grenze entgegen und verteilt sie in Dörfern, wo vor allem ältere Menschen leben, die das Land nicht verlassen können oder wollen.

Hamburger nimmt ukrainische Geflüchtete mit

Und Knipper nimmt sich auch Geflüchteten an, die er auf dem Rückweg mitnimmt. „Eine der größten Hürden ist die Sprachbarriere“, erläutert er. Vor Ort übersetzen zwar Helfer, doch bei der 13 Stunden langen Fahrt fällt die Verständigung schwer. „Die meisten der Geflüchteten sind Frauen und Kinder, die nach teils tagelanger Flucht traumatisiert sind“, sagt er. „Und dann steht da ein fremder Mann und sagt: Ich bringe euch hier weg. Natürlich ist es da erst einmal schwer, Vertrauen aufzubauen.“ Deshalb ruft Knipper stets eine Ukrainerin an, die er bei seiner ersten Fahrt nach Hamburg brachte und die den Passagieren etwas über ihn und Hamburg erzählen kann.

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Mit nach Hamburg bringt er nur diejenigen, für die er auch eine Unterkunft organisiert hat – mit vielen von ihnen bleibt er weiterhin in Kontakt. In Niendorf hat er etwa mit viel Hilfe ein leerstehendes Doppelhaushälfte für eine Familie ausgestattet. Mit Waschmaschine, Internet und Möbeln – allein durch private Spenden.

Von Montag bis Mittwoch ist Knipper bei seinen Touren an die polnisch-ukrainische Grenze unterwegs. Simon Knipper
Von Montag bis Mittwoch ist Knipper bei seinen Touren an die polnisch-ukrainische Grenze unterwegs.
Von Montag bis Mittwoch ist Knipper bei seinen Touren an die polnisch-ukrainische Grenze unterwegs.

„Die riesige Hilfsbereitschaft ist der Wahnsinn“, findet Knipper, der Spender über sozialen Medien gewinnt, wo er auch Fotos und Videos seiner Aktionen postet. Doch mittlerweile merkt auch er, wie die anfängliche Euphorie wieder abnimmt und Spenden nachlassen.

Ukraine: Spendengelder lassen nach – Knipper will weitermachen

Knipper aber will weitermachen. Um den Menschen zu helfen. Aber auch, weil ihn sein Engagement selbst verändert hat. Besonders prägend war ein Moment nach seiner ersten Tour, als er eine Mutter mit ihrem Sohn zu ihrem Bruder gebracht hatte, der bereits in Hamburg lebte. Bei ihrem Wiedersehen seien sie vor Dankbarkeit auf die Knie gefallen, berichtet Knipper. „Ich saß einige Tage vorher noch am Schreibtisch und habe langweiligste Arbeit erledigt. Und plötzlich werde ich mit so einer Emotionalität konfrontiert, so einer überwältigenden Dankbarkeit. Das hat mich verändert.“

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In seinen alten Beruf als Salesmanager will Knipper nicht zurück. Lieber will er sein neu entdecktes Talent auch im Arbeitsleben anwenden und sucht nun nach Möglichkeiten – und plant bereits seine sechste Tour.

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