Kommt jetzt Hamburgs zweite Olympia-Chance?
Acht Jahre ist es her, seitdem die Hamburger dem größten Sportereignis der Welt eine Absage erteilt haben – jetzt ist es doch wieder Thema. Am Samstag lud der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zu einem Dialogforum in die Handelskammer ein, um sich ein Stimmungsbild einzuholen. Gut besucht war es allerdings nicht, vor allem eine wichtige Zielgruppe fehlte komplett. Die Verantwortlichen sind trotzdem optimistisch, mit ihrem neuen Bewerbungskonzept in der Hansestadt punkten zu können. Kritiker werfen ihnen vor, den demokratischen Prozess mit Füßen zu treten.
Acht Jahre ist es her, seitdem die Hamburger dem größten Sportereignis der Welt eine Absage erteilt haben – jetzt ist es doch wieder Thema. Am Samstag lud der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) zu einem Dialogforum in die Handelskammer ein, um sich ein Stimmungsbild einzuholen. Gut besucht war die Veranstaltung allerdings nicht, vor allem eine wichtige Zielgruppe fehlte komplett. Die Verantwortlichen sind trotzdem optimistisch, mit ihrem neuen Bewerbungskonzept in der Hansestadt punkten zu können. Kritiker werfen ihnen vor, den demokratischen Prozess mit Füßen zu treten.
„Es ist wenig überraschend, dass die Vorbehalte gegen Olympia noch im Vordergrund stehen“, sagte Stephan Brause, Leiter der DOSB-Olympiabewerbung, am Samstag. „Das Referendum von 2015 ist bei vielen Hamburgern noch sehr präsent, aber deshalb wollen wir ja ins Gespräch kommen.“ Damals stimmten 51,6 Prozent gegen eine Bewerbung. Etwa 650.000 Menschen gaben ihre Stimme ab, das überstieg die Beteiligung bei früheren Volksentscheiden enorm.
Olympia in Hamburg: Mehrere Städte in der Bewerbung
Mit Hamburg scheiterte die insgesamt siebte deutsche Olympiabewerbung. Inzwischen hat sich laut Brause einiges getan. Die Idee: Olympia nicht an einem Ort stattfinden lassen, sondern in mehreren Städten. Im Gespräch für die Sommerspiele 2036 oder 2040 sind unter anderem Hamburg und Berlin. „Ein großer Vorteil ist, dass wir so nichts neu bauen müssen“, so Brause zur MOPO. „Das war ja einer der Gründe, warum die Hamburger Bewerbung abgelehnt wurde. Das würde die Kosten enorm reduzieren.“

Die Pläne von 2015 sahen unter anderem ein komplett neues Olympiastadion der Superlative auf dem Kleinen Grasbrook vor. Heute entstehen dort 3000 Wohnungen. Jetzt will der DOSB stattdessen vorhandene Sportstätten aufrüsten oder temporär errichten.

„Das Einzige, das es in Deutschland noch nicht gibt, ist ein olympisches Sportbecken“, sagte Brause. „Wenn man das in einem Stadion oder einer Messehalle temporär errichten würde – das wäre für relativ wenig Geld möglich – gäbe es auf einmal 50.000 mögliche Zuschauer.“ Er ist überzeugt, dass dadurch auch die Preise für Eintrittskarten sinken würden. Denn ein Blick auf die Olympischen Spiele 2024 in Paris zeigt, dass der Einlass derzeit nur Personen mit dickem Portenmonnaie vorbehalten ist.
Kritiker bemängeln die gewaltigen Investitionen für Olympia
„Hat der DOSB nichts anderes zu tun, als sich permanent neue Formate für eine verzweifelte Bewerbung auszudenken?“, schimpft wiederum Dirk Seifert von der Initiative „fairspielen“. „Das ist ein komischer Umgang mit demokratischen Ergebnissen. Beim letzten Mal wurde auch erzählt, dass die Kosten nicht gigantisch werden, bis die erste Bilanz kam.“ Klaus Rühling von „NOlympia“ stimmt ihm zu. „Selbst wenn nichts neu gebaut wird, gäbe es trotzdem einen enormen Investitionsbedarf für Stätten und Infrastruktur, die danach nicht mehr in dem Umfang genutzt werden könnten.“
Natürlich gebe es bei derartigen Großveranstaltungen immer ein finanzielles Risiko, gibt Brause zu. „Aber durch die Aufteilung würde das auf mehrere Schultern verteilt. „Außerdem ist der Bund seit dem ersten Tag mit an Bord. Mit einem Bewerbungskonzept muss es dieses Mal eine klare Zusage geben, dass die Finanzierung abgesichert ist.“ Genaue Kosten kann er allerdings noch nicht nennen. Schließlich sei noch nicht einmal sicher, ob sich Hamburg überhaupt bewerbe. Darüber wolle man ja diskutieren.
Nur sehr wenige Menschen bei Veranstaltung des DOSB
Das Interesse an der Veranstaltung war allerdings mehr als überschaubar: Nur etwa 40 bis 50 Leute waren anwesend, die meisten aus Sportkreisen. „Vor allem die Jugend fehlt hier“, sagte Katharina Kondolitsch, Präsidentin des Hamburger Sportbundes. „Schließlich sind vor allem sie es, die die Spiele 2036 oder 2040 erleben.“ Der DOSB will deshalb mehr auf digitale Beteiligung setzen.

Vor Ort wurden jetzt zunächst die Vorschläge der Anwesenden auf Zetteln notiert. „Ich fände das toll, wenn Olympia nach Hamburg käme“, sagte die 31-jährige Jessica aus Hoheluft. Sie bezeichnet sich selbst als sportbegeistert. „Die Stadt würde dadurch international ins Rampenlicht kommen.“

Viele forderten mehr Trainingsstätten für Hamburgs Breitensport. Dafür spricht sich auch Heike Sudmann von den Linken aus. Dafür brauche laut ihrer Auffassung aber niemand die Olympischen Spiele. „2015 hat sich eine Mehrheit dagegen ausgesprochen. Jeder Versuch, diese Abstimmung zu ignorieren oder umzuinterpretieren zeigt nur, dass Senat und DOSB schlechte Verlierer sind.“ Grüne und SPD hatten sich 2022, als das Thema Olympia erstmals wieder präsent wurde, nur zurückhaltend geäußert. Sie betonten, wie wichtig ein breiter Beteiligungsprozess sei. Die Sportbehörde von Andy Grote (SPD) wollte den DOSB-Prozess „konstruktiv begleiten“.
DOSB will bis Sommer 2024 ein Konzept ausarbeiten
Wie geht es jetzt weiter? Der DOSB will das Feedback aus allen Städten in einer „Frankfurter Erklärung“ bündeln und seinen Mitglieder im Dezember präsentieren. Wenn diese ihre Zustimmung geben, soll daraus bis Sommer 2024 ein konkretes Bewerbungskonzept entwickelt werden. „Da steht dann fest, welche Städte sich bewerben könnten und wie. Anschließend würden die Bewohner wieder abstimmen“, sagte Brause.
Allerdings: Sollte Hamburg überhaupt weiter am Bewerbungsprozess teilnehmen wollen, müsste der Senat schon Anfang Dezember eine Absichtserklärung unterzeichnen. Kosten entstehen laut DOSB aber erst, wenn Hamburg tatsächlich zur Olympia-Bewerberstadt wird.