„Ich liebe meine Arbeit“: Von der Kiez-Stripperin zur Fischmarkt-Mama
Im Aufenthaltsraum neben der öffentlichen Toilette am Hamburger Fischmarkt herrscht reges Treiben. Mitarbeiter der Stadtreinigung nutzen ihre Pause, um mit Helga Halbeck zu plaudern, die in der Mitte sitzt und immer wieder herzlich lacht. Die 64-Jährige hat schwierige Zeiten hinter sich, war lange Tänzerin auf dem Kiez – heute bessert sie ihre Rente mit der Betreuung des Fischmarkt-Klos auf. Und könnte glücklicher nicht sein.
Wie beliebt Helga Halbeck bei ihren Mitmenschen ist, hört man an den warmen Worten der Müllmänner. „Sie ist wie unsere Mama“, sagt einer. „Sie kümmert sich um jeden und hat immer ein offenes Ohr.“ Sogar an ihren freien Tagen kommen sie vorbei – so wie Sascha Stolpe, der gerade Urlaub hat und Helga – keiner hier sagt Frau Halbeck zu ihr – sein schickes neues Fahrrad vorzuführen.

Im Aufenthaltsraum neben der öffentlichen Toilette am Hamburger Fischmarkt herrscht reges Treiben. Mitarbeiter der Stadtreinigung nutzen ihre Pause, um mit Helga Halbeck zu plaudern, die in der Mitte sitzt und immer wieder herzlich lacht. Die 64-Jährige hat schwierige Zeiten hinter sich, war lange Tänzerin auf dem Kiez – heute bessert sie ihre Rente mit der Betreuung des Fischmarkt-Klos auf. Und könnte glücklicher nicht sein.
Wie beliebt Helga Halbeck bei ihren Mitmenschen ist, hört man an den warmen Worten der Müllmänner. „Sie ist wie unsere Mama“, sagt einer. „Sie kümmert sich um jeden und hat immer ein offenes Ohr.“ Sogar an ihren freien Tagen kommen sie vorbei – so wie Sascha Stolpe, der gerade Urlaub hat und Helga – keiner hier sagt Frau Halbeck zu ihr – sein schickes neues Fahrrad vorzuführen.

Donnerstag bis Sonntag betreut Helga Halbeck die Toilette, die der Reinigungsfirma ihrer Cousine gehört. Sonntags öffnet sie schon um halb fünf – dann kommen die ersten Fischmarkt-Gäste. „Ich liebe meine Arbeit“, sagt sie. „Hier entstehen wundervolle Gespräche mit ganz verschiedenen Leuten. Zwischendurch sitze ich gerne draußen, lese Zeitung und beobachte die Schiffe.“
Klo-Frau am Fischmarkt: Helga Halbeck musste viel einstecken
Helga Halbecks Leben war nicht immer einfach. Über ihre frühe Kindheit spricht sie nicht gern. Mit 18 wurde sie Tänzerin in einem Stripklub auf der Reeperbahn. Ihre Eltern fanden das gar nicht gut, die Nachbarn lästerten. „Es hieß, ich würde anschaffen gehen.“ Ihr Ruf sei schlecht gewesen. Als Halbeck 24 Jahre alt war, starb ihr erster Ehemann, ihre große Liebe. Die junge Witwe blieb mit ihrer kleinen Tochter zurück. „Da bin ich nie drüber hinweggekommen“, sagt sie. Zwei Mal heiratete sie noch, keiner ihrer späteren Ehemänner sei mit dem ersten vergleichbar gewesen. Aber: Einen Sohn hat sie noch bekommen, beide Kinder sind ihr ganzer Stolz.
Vom Fischmarkt ist Helga Halbeck seit acht Jahren nicht mehr wegzudenken. Bevor sie am Sonntag die Toilette aufmacht, hilft sie am Fischstand von Heidi Fisk beim Aufbau, fährt dreimal die Woche Bestellungen für sie aus. „Ich habe hier viele Freunde und sehe alles positiv. Wer Gutes tut, bekommt auch Gutes zurück – und andersherum“, sagt sie und berichtet lachend davon, wie sie ihre Schwester geneckt habe und anschließend gegen eine Tür gerannt sei. Darum steckt ihr Arm nun in einem dicken blauen Verband.
Auf dem Fischmarkt-Klo erlebt man schräge Geschichten
Auf der Toilette bekommt Helga Halbeck schon mal die ein oder andere schräge Geschichte mit. „Neulich war eine Mutter mit ihrem unwilligen Kind auf dem Frauenklo, als der Vater vom Männerklo rüber brüllte, das Kind solle doch nun endlich sein Geschäft machen“, berichtet die 64-Jährige und muss lachen: „Währenddessen stand er am Pissoir und pinkelte!“
Einige Besucher haben keinen Respekt vor ihrer Arbeit: „Die denken, ich pudere ihnen umsonst den Hintern ab.“ Und wieder muss sie lachen, diesmal über ihre handfeste Ausdrucksweise. Doch sie wolle sich nicht aufregen, sich durch nichts mehr stressen lassen. Auch nicht durch Kinder, die in ihrem Klo „die Sau rauslassen.“ Für alle anderen hat sie immer ein paar Süßigkeiten im Schrank.
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Die Männer von der Stadtreinigung beenden ihre Pause und verabschieden sich. Morgen kommen sie wieder – und holen sich warme Worte bei Helga im Klohaus am Fischmarkt ab. Wenn es nach ihr geht, wird das noch lange so weitergehen: „Ich will hier nämlich arbeiten, bis ich 102 bin“ – und dann lacht Helga Halbeck wieder ihr ansteckendes Lachen.