Verrückte Klimavorgabe: Mieter sollen nicht mehr lüften
Im Zuge der Energiewende stehen die Fördergelder für den Wohnungsbau auf dem Prüfstand. Aber als ziemlich sicher gilt schon jetzt, dass in Zukunft ein Neubau nur noch gefördert wird, wenn er den hohen Effizienzhaus-40-Standard erfüllt. Wohnungsunternehmen laufen Sturm dagegen. „Die Menschen wollen auch in Zukunft lüften“, ist Andreas Breitner, der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, überzeugt. Das ist aber bei KfW 40 nicht mehr vorgesehen.
- Deutsch (Deutschland)
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Im Zuge der Energiewende stehen die Fördergelder für den Wohnungsbau auf dem Prüfstand. Aber als ziemlich sicher gilt schon jetzt, dass in Zukunft ein Neubau nur noch gefördert wird, wenn er den hohen Effizienzhaus-40-Standard erfüllt. Wohnungsunternehmen laufen Sturm dagegen. „Die Menschen wollen auch in Zukunft lüften“, ist Andreas Breitner, der Direktor des Verbandes norddeutscher Wohnungsunternehmen, überzeugt. Das ist aber bei KfW 40 nicht mehr vorgesehen.
MOPO: Herr Breitner, was spricht gegen die geplante neue Förderpraxis?
Andreas Breitner: Die Effizienz-Standards sind so hoch angelegt, dass dann erhebliche Mehrkosten beim Wohnungsbau entstehen. Und soziale Vermieter mit geringer Rendite können nicht noch höhere Kosten tragen. So wird am Ende das Wohnen für mittlere und geringe Einkommen unbezahlbar.
Was macht das Effizienzhaus 40 so teuer?
Sie brauchen mehr von allen Baustoffen. Plus die Dämmung, die Lüftungsanlagen, der Lärmschutz, der Schallschutz, etc. Auch in der Unterhaltung sind diese Gebäude sehr teuer. Weil Sie die ganze Technik ständig warten müssen. Allein die Lüftung mit Wärme-Rückgewinnung ist sehr wartungsintensiv. Das ist alles teuer und kann auf die Mieter umgelegt werden.
Klimaschutz: Häuser sollen energieeffizient werden
Aber die Klimaziele sind ja durchaus wichtig. Laut Bundesumweltamt sind Immobilien für 30 Prozent der CO2-Emissionen in Deutschland verantwortlich.
Ja, aber auch schon der KfW-55-Standard bei Gebäuden hat in der Energieersparnis nicht das gebracht, was erwartet worden war. Außerdem können Sie auch nicht nur auf Energieeffizienz blicken. Sie müssen auch den Menschen im Blick haben.
Wie meinen Sie das?
Beim Effizienzhaus 40 ist zum Beispiel Lüften nicht mehr erwünscht. Es gibt stattdessen zentrale Lüftungsanlagen, bei denen regelmäßig der Filter gewechselt werden soll. Aber die Menschen wollen doch weiterhin über ihre Fenster lüften. Die werden sich da nicht umstellen.
Kann man in diesen Wohnungen dann gar nicht mehr lüften?
Das geht schon. Aber dann stimmt die Energiebilanz des Hauses nicht mehr, sie erreichen die energetischen Ziele nicht. Und dann haben sie die hohen Baukosten auch noch völlig unnütz aufgewandt. Sie können doch nicht nur ideologisch denken, sie müssen auch das Verhalten der Menschen einplanen.
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Was schlagen Sie statt der Effizienzhäuser für Lösungen vor?
Lassen Sie uns lieber mehr grüne Energie produzieren. Wenn die vom Mieter verbrauchte Energie aus Solar- oder Windenergie stammt, ist das doch okay. Dann ist die maximale Effizienz des einzelnen Hauses nicht mehr so wichtig.
Sind denn die Wohnungsunternehmen bereit, dort zu investieren?
Ja, das machen wir ja auch schon. Mit Solaranlagen und Geothermie. Auch Windkraft und Wasserstoff-Technologie wird uns da helfen. Außerdem ist es sinnvoll, auf regionale Energieversorgung zu setzen und die Energie dort im Quartier zu verbrauchen, wo sie erzeugt wird.