3700 fehlende Kita-Plätze? Senatorin reagiert und gibt klares Versprechen
In Hamburg fehlen laut einer Bertelsmann-Studie rund 3700 Kita-Plätze fürs kommende Jahr, in Berlin sogar 17.000. Damit lasse sich der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auch 2023 nicht für jedes Kind erfüllen. Die Hamburger Sozialbehörde bezeichnet die Erhebung als „falsch“, liefert selbst erstaunliche Zahlen zur Lage in der Kita-Betreuung und gibt ein klares Versprechen.
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In Hamburg fehlen laut einer Bertelsmann-Studie rund 3700 Kita-Plätze fürs kommende Jahr, in Berlin sogar 17.000. Damit lasse sich der Rechtsanspruch auf einen Kita-Platz auch 2023 nicht für jedes Kind erfüllen. Die Hamburger Sozialbehörde bezeichnet die Erhebung als „falsch“, liefert selbst erstaunliche Zahlen zur Lage in der Kita-Betreuung und gibt ein klares Versprechen.
Die Bertelsmann Studie kommt zu dem Schluss, dass in Hamburg aktuell 1000 weitere Kita-Fachkräfte eingestellt werden müssten. Die Kosten dafür würden der Studie zufolge rund 44 Millionen Euro pro Jahr betragen. Hinzu kämen laufende Ausgaben für Betrieb und mögliche Baukosten.
Auch die Sozialbehörde geht von steigenden Bedarfen aus, rechnet aber mit 1000 weiteren Fachkräften aufwachsend für die nächsten Jahre und nicht kurzfristig. Dass schon im nächsten Jahr tausende Kinder trotz Kita-Rechtsanspruch nicht versorgt sein werden, bezeichnet die Behörde als schlicht falsch.
Sozialsenatorin Leonhard: Es fehlen keine Kita-Plätze
Sozialsenatorin Melanie Leonhard (SPD): „Für alle Kinder steht eine Betreuung zur Verfügung, fünf Stunden pro Tag inklusive Mittagessen sogar für alle Eltern kostenfrei.“ Sie verspricht: „Falls jemand keinen Platz finden sollte, helfen wir konkret – dafür stehen bei Bedarf die Bezirksämter mit dem Kitaplatz-Nachweisverfahren zur Verfügung.“
Laut Bezirke-Abfrage der Sozialbehörde lagen im April 2022 für ganz Hamburg lediglich 25 offene Platznachweisverfahren vor, die in Bearbeitung waren. Das zeige, dass es ausreichend Plätze gebe.
Besonders groß ist laut Studie der zusätzliche Bedarf bei der Betreuung von Kindern unter drei Jahren. In dieser Altersgruppe würden in Hamburg 47 Prozent der Kinder in Kitas betreut. 53 Prozent sollten es laut Bedarfsanalyse aber sein. Allein um diese Lücke zu schließen sind laut Studie 3200 neue Plätze nötig; für Kinder ab drei Jahren fehlen demnach weitere 500 Plätze.
Kitas in Hamburg: Mehr Kinder als Betreuungsangebot?
Zudem wird in der Studie bemängelt, dass 69 Prozent der Hamburger Kita-Kinder in Gruppen betreut würden, deren Personalschlüssel nicht den wissenschaftlichen Empfehlungen entspreche. So liege der Personalschlüssel in den Krippen bei 1 zu 4,1 – eine vollzeitbeschäftigte Fachkraft betreut rechnerisch 4,1 Kinder. Bundesweit liege der Schlüssel bei 1 zu 3,9. Empfohlen wird von der Bertelsmann Stiftung ein Schlüssel von 1 zu 3.
Würde man dieser Empfehlung im kommenden Jahr nachkommen wollen, müssten insgesamt rund 6200 Fachkräfte zusätzlich beschäftigt werden, was Personalkosten von über 271 Millionen Euro jährlich zur Folge hätte und wegen des Fachkräftemangels eh kaum umsetzbar sei.
Bertelsmann-Studie: zu wenig Fachkräfte in Hamburg
Die Sozialbehörde rechnet vor, dass in den vergangenen zehn Jahren fast 300 neue Kitas in Hamburg hinzugekommen sind, über 28.000 Kinder sind in dieser Zeit zusätzlich in die Betreuung gekommen. Insgesamt werden heute in Hamburg über 80.000 Kinder in Kitas betreut.
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Auch die Qualität in der Kindertagesbetreuung habe über die vergangenen Jahre deutlich zugelegt. Das sehe man auch am verbesserten Betreuungssschlüssel. Leonhard: „Bei einer wachsenden Bevölkerung und immer mehr Kindern brauchen wir auch künftig viele gute Kitas – und deswegen auch immer mehr Fachkräfte. Daher unternehmen wir seit Jahren große Anstrengungen beim Ausbau der Ausbildungskapazitäten und zahlen im Schnitt deutlich über der Vergütung in anderen Bundesländern.“