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Der Angeklagte mit Aktenordner vor dem Gesicht, daneben sein Anwalt
  • Der Angeklagte mit seinem Verteidiger Philipp Götze
  • Foto: hfr

Kindesmissbrauch per Chat? Verlesung der Anklage ist nur schwer zu ertragen

Er nannte sich „Zoey“, gab sich im Netz als verliebtes Teenagermädchen aus und soll in einem Chat Mädchen zwischen neun und 13 Jahren dazu gebracht haben, ihm Nacktfotos von sich zu schicken. Nun muss sich der 23 Jahre alte Mann unter anderem wegen wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern ohne Körperkontakt vor dem Landgericht verantworten. Was der Staatsanwalt aus den Chats vortragen muss, ist für Zuhörer kaum zu ertragen.

Der Angeklagte, ein kräftiger junger Mann mit Bart und grauem Sweatshirt, hat den Blick auf die Tischkante vor sich gerichtet, während der Staatsanwalt die 41 angeklagten Fälle vorträgt. Er zitiert jeweils aus den Chats und beschreibt mit sachlicher Stimme die Fotos und Videos, die die Mädchen nach Anweisungen von sich fertigten und an jemanden schickten, den sie für die 13-jährige „Zoey“ hielten. Zunächst soll der Mann die Kinder auf der Plattform „Likee“ unter falschem Namen angesprochen haben, später sei der Kontakt via WhatsApp weiter gegangen.

Sie sei 13 Jahre alt, lesbisch und verliebt in die Chat-Partnerin, schrieb „Zoey“ und fragte nach kurzer Zeit, ob man sich nicht gegenseitig Nacktbilder schicken wolle, sie fange auch an. Der Angeklagte soll dann Fotos von einem unbekannten Mädchen verschickt haben und seine kindlichen Chatparterinnen so manipuliert haben, dass auch sie sich auszogen. Einer Neunjährigen, die Angst hatte, schrieb er: „Ich finde dich langweilig.“ Als das Mädchen tat, was er verlangte, habe er sie gelobt: „Braves Mädchen, das machst du gut.“

Auf einigen Fotos sind Kuscheltiere zu sehen

Eine andere Chatpartnerin vertraute „Zoey“ an: „Ich werde in der Schule gehänselt.“ Diese Schwäche soll der Angeklagte sofort ausgenutzt haben: „Wenn du mir mehr zeigst, ist das gut für dich, weil ich dir dann schöne Sachen sage.“ Auf manchen Fotos sind Kinderzimmer mit Kuscheltieren zu sehen.

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Zwischen Juli 2022 und März 2023 soll der Mann auf diese perfide Weise 193 Fotos von 16 Mädchen erhalten haben. Außerdem fanden die Ermittler in seiner Wohnung in Farmsen-Berne fast 5000 weitere kinderpornographische Dateien. Zum Prozessauftakt äußerte der Angeklagte sich nicht. Sein Verteidiger ließ aber am Rande des Prozesses durchblicken, dass er den Kindern eine Zeugenaussage ersparen wolle. Das deutet auf ein Geständnis hin. Ein Urteil wird Ende November erwartet.

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