Kinderfest mit Gegendemo: Tag der offenen Tür an der Blauen Moschee
Eigentlich sieht es aus wie ein gewöhnliches Familienfest, was sich da am Nachmittag des Tags der Deutschen Einheit abspielt. Allerdings: Ein Familienfest mit Gegendemo – denn die Blaue Moschee, die an der Straße Schöne Aussicht an der Außenalster ihren Tag der offenen Tür veranstaltete, wird vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft. Auch die MOPO musste vor Ort feststellen, dass die Offenheit trotz offener Türen ihren Grenzen hat. Die Polizei kam mit einem Großaufgebot. Was sagen Besucher und Exil-Iraner?
Eigentlich sieht es aus wie ein gewöhnliches Familienfest, was sich da am Nachmittag des Tags der Deutschen Einheit abspielt. Allerdings: Ein Familienfest mit Gegendemo – denn die Blaue Moschee, die an der Straße Schöne Aussicht an der Außenalster ihren Tag der offenen Tür veranstaltete, wird vom Verfassungsschutz als extremistisch eingestuft. Auch die MOPO musste vor Ort feststellen, dass die Offenheit trotz offener Türen ihren Grenzen hat. Die Polizei kam mit einem Großaufgebot. Was sagen Besucher und Exil-Iraner?
Das stürmische Wetter scheint der guten Stimmung beim Tag der Offenen Tür in und vor der Blauen Moschee am Dienstag keinen Abbruch zu tun: Frauen mit Kopftüchern verkaufen Kuchen, Besucher tummeln sich im Schutz der Zelte und innerhalb des Gebäudes wird angeregt geredet und gebetet. „Wir haben noch nie eine Moschee von innen gesehen“, sagt Besucher Thomas R. aus Braunschweig. Seine Freundin Laurence F. fügt hinzu: „Das wollten wir uns nicht entgehen lassen.“
Jedes Jahr stehen Gegendemonstranten vor der Moschee
Die Reaktion des Türstehers auf die Ankunft der Presse zeigt, dass die Offenheit am „Tag der Offenen Tür“ ihre Grenzen hat: „Sie können gerne Fotos machen“, sagt der junge Mann. „Aber für Zitate stehen wir nicht zur Verfügung. Man hat uns in letzter Zeit zu oft das Wort im Munde umgedreht.“
Das Islamische Zentrum (IZ) Hamburg mit seiner Blauen Moschee steht hart in der Kritik. Ihm wird vorgeworfen, das brutale und für Frauen lebensgefährliche Mullah-Regime in Iran zu unterstützen, homophob und antisemitisch zu sein und iranische Oppositionelle in Deutschland zu bedrohen. Der Verfassungsschutz stuft das IZ seit Jahren als extremistisch ein.
- Florian Quandt Amir Biglar, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt, hat die Demonstration organisiert.
Amir Biglar, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt, hat die Demonstration organisiert. - Florian Quandt Die iranische Sängerin Faravaz lebt seit 2018 in Deutschland und setzt sich gegen das Mullah-Regime ein.
Die iranische Sängerin Faravaz lebt seit 2018 in Deutschland und setzt sich gegen das Mullah-Regime ein. - Florian Quandt Thomas R. und Laurence F. aus Braunschweig interessieren sich für das Innere der Moschee.
Thomas R. und Laurence F. aus Braunschweig interessieren sich für das Innere der Moschee.
Deshalb stehen auch seit Jahren – während des Tags der offenen Tür – Demonstranten vor der Moschee. Seit es körperliche Auseinandersetzungen gab, müssen sie schräg gegenüber auf einer Wiese demonstrieren, streng bewacht von zahlreichen Polizisten. Iranische Flaggen mit der Aufschrift „Frau Leben Freiheit“ flattern im Wind, auf einer Bühne sind abwechselnd Sänger und Redner zu sehen.
Grüne und CDU wollen Blaue Moschee schließen lassen
„Wir sind hier, um den Besuchern der Moschee das wahre Gesicht der Verantwortlichen zu zeigen“, sagt Demo-Organisator Amir Biglar, der seit 40 Jahren in Deutschland lebt und aufgrund seiner politischen Arbeit nicht mehr in den Iran einreisen darf. „Sie nutzen den Staatsvertrag mit Deutschland und damit die Rechte und Steuergelder aus. Statt gesellschaftliche Arbeit zu leisten wie die Kirche, drangsalieren sie Oppositionelle, machen politische Arbeit in ihrem Sinne, sind offen antisemitisch.“
- Florian Quandt Auf den ersten Blick ist der Tag der offenen Tür einfach nur ein harmloses Familienfest: Es gibt Kinderschminken und selbstgebackenen Kuchen.
Auf den ersten Blick ist der Tag der offenen Tür einfach nur ein harmloses Familienfest: Es gibt Kinderschminken und selbstgebackenen Kuchen. - Florian Quandt An der Blauen Moschee in Uhlenhorst wurde am Dienstag Tag der offenen Tür gefeiert.
An der Blauen Moschee in Uhlenhorst wurde am Dienstag Tag der offenen Tür gefeiert. - Florian Quandt Im Inneren der Moschee gibt es Gespräche und Gebete.
Im Inneren der Moschee gibt es Gespräche und Gebete.
Aus diesen Gründen plädieren auch Grüne und CDU seit Monaten dafür, das IZ und damit die Moschee schließen zu lassen. Von der Moschee gehe „eine Bedrohung für iranische Oppositionelle in Deutschland aus“, sagte der Obmann der Unionsfraktion im Auswärtigen Ausschuss, Roderich Kiesewetter, im Februar. Die Hamburger CDU setzt sich weiter dafür ein, den Staatsvertrag mit dem Islamischen Zentrum auszusetzen. Anfang November tagt dazu der CDU-Verfassungsausschuss und es gibt eine Senatsbefragung zur Expertenanhörung.
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Währenddessen tun die Demonstranten vor der Blauen Moschee das, was sie am besten können: Sich mit Worten für ihre Meinung einsetzen. „In einer Religion sollte es um Respekt, Menschlichkeit und Fürsorge gehen“, sagt die Sängerin Faravaz, die gegen Nachmittag in eine Regenbogenflagge gehüllt auf der Bühne auftritt. „Stattdessen tötet das Mullah-Regime. Das muss enden!“