Kiffer am Steuer: Wird bald der Grenzwert beim Autofahren erhöht?
Wer mehr als einmal in seinem Leben gekifft hat weiß: Lieber die Tage danach nicht ins Auto steigen. Es droht nämlich der Führerscheinentzug – auch wenn man gar nicht mehr high ist. Nun steht die Cannabis-Legalisierung vor der Tür und der alte Marihuana-Grenzwert für Autofahrer zur Debatte – auch in Hamburg.
Bislang war es nämlich so: Wurde in der Blutprobe auch nur ein Nanogramm THC nachgewiesen, drohte der Führerscheinentzug. Da sich THC, also der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis, nur langsam abbaut, konnte diese Grenze bei einigen Menschen noch tage- mitunter sogar wochenlang nachgewiesen werden. Und das, obwohl sie längst nicht mehr in ihrer Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt waren.
- Deutsch (Deutschland)
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Wer mehr als einmal in seinem Leben gekifft hat weiß: Lieber die Tage danach nicht ins Auto steigen. Es droht nämlich der Führerscheinentzug – auch wenn man gar nicht mehr high ist. Nun steht die Cannabis-Legalisierung vor der Tür und der alte Marihuana-Grenzwert für Autofahrer zur Debatte – auch in Hamburg.
Bislang war es nämlich so: Wurde in der Blutprobe auch nur ein Nanogramm THC nachgewiesen, drohte der Führerscheinentzug. Da sich THC, also der psychoaktive Wirkstoff in Cannabis, nur langsam abbaut, konnte diese Grenze bei einigen Menschen noch tage- mitunter sogar wochenlang nachgewiesen werden. Und das, obwohl sie längst nicht mehr in ihrer Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt waren.
Grenzwert ein Problem für Autofahrer
Nun hat sich die Ampel-Koalition bekanntlich vorgenommen, Cannabis in Deutschland zu legalisieren und dementsprechend ist zu erwarten, dass der Konsum wohl eher zu- als abnehmen wird. Müssen die legalen Kiffer dann trotzdem aufs Autofahren verzichten?
Nein, findet Hamburgs vermutlich größter Cannabis-Polit-Experte, Wieland Schinnenburg. Der FDP-Politiker setzt sich seit Jahren für die Legalisierung von Marihuana ein und fordert nun gegenüber der MOPO: „Es muss Schluss sein damit, dass Cannabis-Konsumenten im Straßenverkehr schlechter behandelt werden als Alkohol-Konsumenten. Nur wer fahruntauglich ist, sollte bestraft werden.“ Seiner Meinung nach sollte der THC-Grenzwert angehoben werden, damit nicht ein Cannabiskonsum, der Tage zurück liegt, Probleme bereite. Wie hoch der Grenzwert angesetzt werden sollte, das will Schinnenburg Experten überlassen.
THC-Grenzwert schwierig zu definieren
Die Frage nach dem Grenzwert ist eine knifflige, weil es anders als beim Alkohol keinen wissenschaftlichen Schwellenwert gibt, ab dem man nicht mehr fahrtüchtig ist. Das liegt daran, dass Cannabis bei jedem unterschiedlich wirkt. Schätzungen von Experten liegen deshalb derzeit vor allem im Bereich von zwei bis vier Nanogramm, ab denen ein Mensch fahruntüchtig ist.
Zum Vergleich: Direkt nach dem Konsum eines Joints kann das THC im Blut schon mal auf 100 Nanogramm ansteigen – der Abbau verläuft dann von Konsument zu Konsument individuell und nicht so linear wie bei Alkohol.
Auf diese Unsicherheiten weisen auch die Grünen hin, wo man grundsätzlich für eine Diskussion zur Grenzwerterhöhung ist: „Eine Erhöhung des Grenzwertes ist unter Sachverständigen der Grenzwertfindungskommission des Bundes umstritten, auch aufgrund der individuell sehr unterschiedlichen Wirkung von THC. Zudem gibt es bislang nur wenige Studien zu dieser Frage. Dies muss sich im Zuge der geplanten Legalisierung ändern, wir brauchen mehr Forschung, um langfristig Rechtssicherheit zu schaffen. Bis dahin sollte der Fokus auf einer genaueren Prüfung der individuellen Fahrtüchtigkeit im Rahmen von polizeilichen Kontrollen liegen“, so Sina Imhof, innenpolitische Sprecherin der Fraktion.
Auch CDU offen für Erhöhung
Doch selbst die CDU, die jahrelang die Legalisierung blockiert hat, steht einer Anpassung des THC-Grenzwertes für Autofahrer nicht ablehnend gegenüber. „Höhere THC-Grenzwerte dürfen nicht als Einladung zum Fahren unter Drogeneinfluss verstanden werden. Für die CDU haben bewusstseinsverändernde Substanzen im Straßenverkehr nichts verloren. Es benötigt allerdings in der Frage der Fahruntüchtigkeit anscheinend eine Präzisierung, damit tatsächlich berauschte Fahrer richtig erfasst werden können“, so Dennis Gladiator, innenpolitischer Sprecher der CDU-Bürgerschaftsfraktion zur MOPO.
Kritischer ist man da beim ADAC, der sich gegen die Anhebung des Grenzwerts ausspricht, weil die THC-Dosis zu unterschiedlich bei verschiedenen Menschen ausfalle. „Die Sicherheit im Straßenverkehr darf nicht zur Disposition stehen”, sagte ein ADAC-Sprecher.
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Am Mittwoch könnte es erste konkrete Vorschläge geben, wie künftig mit kiffenden Autofahrern verfahren wird. Dann treffen sich Experten in Goslar um einen Vorschlag für einen neuen Grenzwert zu erarbeiten.