Kiez? Was ist das?: Wenn man in der Pandemie nach Hamburg zieht
Als ich im April 2020 aus dem hessischen Offenbach nach Hamburg zog, wusste ich noch nicht, dass ich länger als nur die geplanten zwei Monate bleiben würde. Zehn sind es mittlerweile geworden – und mir ist kürzlich bewusst geworden: Ich kenne die Hansestadt gar nicht ohne Corona.
Das wurde mir in einer Morgenkonferenz bei der MOPO klar, als der Aufruf kam, sein persönliches Lieblingscafé oder -restaurant zu benennen. Ich habe gar keins. Wie auch während des Lockdowns? Klar war ich in den paar Monaten im Sommer mal unterwegs, aber so ein richtiges Stamm-Café habe ich da noch nicht gefunden.
So ist es, während einer Pandemie nach Hamburg zu ziehen
Natürlich war ich schon vor der Pandemie mal in Hamburg — meistens mit meinen Eltern im Volksparkstadion. Aber eine Stadt lernt man ja meistens ganz anders kennen, wenn man wirklich dort lebt und nicht für ein paar Tage als Tourist durch die Straßen stiefelt.
Das könnte Sie auch interessieren: Traumhaus — Was den Hamburgern wichtig ist
Zurzeit wohne ich in einer Vierer-WG, zwei meiner Mitbewohner sind ebenfalls während der Pandemie hier eingezogen. Manchmal, wenn wir abends in der Küche sitzen, machen wir Pläne für die „Zeit danach“.
Einmal waren wir nur ein Bier davon entfernt, uns ein Whiteboard zu bestellen und in den Flur zu hängen: Beschrieben mit Unternehmungsideen.
Kiez-Besuch: Einmal für eine Foto-Tour
Auf dem Kiez war ich tatsächlich schon einmal! Und zwar mit einer Freundin auf Foto-Tour. Sie zeigte oft nach rechts und links. „Das hier ist der Hans-Albers-Platz, da ist eigentlich immer die Hölle los“, sagte sie traurig unter der Maske. Und auch mich bedrückte der Anblick, obwohl ich es vorher noch nie gesehen hatte.
Corona in Hamburg: Homeoffice und Spaziergänge
Neben Foto-Touren, um Hamburg wenigstens etwas zu erkunden, gehe ich oft spazieren. Oder lerne von meinen Mitbewohnern allerlei nützliche Tricks: Zum Beispiel kann ich jetzt Kronkorken mit drei Fingern in den Mülleimer schnipsen.
Meine Kolleginnen und Kollegen kenne ich mittlerweile hauptsächlich vom Bildschirm. Wenn das Internet nicht mal wieder kriselt, weil bei mir jemand im anderen Zimmer gleichzeitig Online-Vorlesungen hat und die Gesichter dann doch oft recht pixelig werden.
Corona: Arbeiten im Homeoffice ist ein Privileg
Damit das nicht falsch rüberkommt: Ich bin sehr dankbar, während der Corona-Pandemie die Möglichkeit zu haben, in eine neue Stadt zu ziehen. Und dass ich überhaupt im Homeoffice arbeiten kann ist auch ein Privileg, dessen ich mir bewusst bin.
Ich freue mich einfach auf die Zeit, wenn ich die Stadt irgendwann mal richtig kennen lernen kann — ohne Corona. Haben Sie Tipps, was man dann unbedingt machen sollte? Dann schreiben Sie mir an Annalena.Barnickel@mopo.de.