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Bewohner fliehen aus ihren Häusern in der Nähe des Epizentrums.
  • Bewohner fliehen aus ihren Häusern in der Nähe des Epizentrums.
  • Foto: dpa/AP | Mosa\'ab Elshamy

Kiez-Autor sammelt Spenden für Marokko

„Es geht ihm gut“, sagt Annika Ruge (46) zu ihrem Mann Michel (53) und liest die Nachricht eines Freundes vor. Beide sitzen in dem Wohnzimmer ihrer Kiez-Wohnung, das Smartphone in Hörweite. Sobald es klingelt, springt Annika auf. Sie warten auf Lebenszeichen aus Marokko, haben viele Freunde in der Erdbebenregion. Eigentlich wollten die Ruges bei diesem Treffen über eine Fotoausstellung sprechen, die Ende des Monats in Rosi’s Bar (St. Pauli) stattfinden wird. Aus dieser wird nun eine Spendenaktion.

Monatelang waren der Bestsellerautor („Bordsteinkönig“) und seine Frau mit ihrer Tochter Jaguar (2) auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs, wohnten einige Wochen in einem Berberdorf im Atlasgebirge. Freunde hatten den Kontakt vermittelt. „Wir wurden dort aufgenommen wie eine Familie“, erinnert sich Annika Ruge gerne an die Zeit. „Brahim, das Oberhaupt des Berbervolkes, hat unsere Tochter mit auf sein Pferd genommen und ist mit ihr ausgeritten.“

Bei Erdbeben in Marokko sterben 3000 Menschen

Die Ruges wohnten in einfachen Hütten, halfen im Alltag. Brahim bestand darauf, das Paar noch mal nach Berberbrauch zu verheiraten. „Du sahst so hübsch aus“, sagt Michel Ruge und blickt seine Anni an. Danach werden beide wieder ernst. Zu dem Zeitpunkt warten sie noch auf ein Lebenszeichen ihrer Freunde. Erst am Tag darauf wird sie die erleichternde Nachricht erreichen. Doch etwa 3000 Menschen kamen bei den Erdbeben ums Leben, viele weitere werden vermisst.

Michel Ruge (r.) im Gespräch mit Berber-Oberhaupt Brahim Ruge/HFR
Michel Ruge mit Berber-Oberhaupt Brahim
Michel Ruge (r.) im Gespräch mit Berber-Oberhaupt Brahim

Das Beben hat das Dorf im Vergleich zu vielen anderen Gebieten weitestgehend verschont, berichtet Michel. Die Häuser hätten Risse, ein Stall müsse neu aufgebaut werden, aber alle der rund 50 Bewohner haben überlebt. Allerdings fehlt es – wie fast überall in der Region – an Lebensmitteln, Geldern für den Wiederaufbau, Medikamenten, Babynahrung.

Michel Ruge sammelt Spenden

Jaguar, die Tochter der Ruges, sitzt mit Kindern aus dem Bergdorf in einem Hof. Ruge/HFR
Jaguar, die Tochter der Ruges, sitzt mit Kindern aus dem Bergdorf in einem Hof.
Jaguar, die Tochter der Ruges, sitzt mit Kindern aus dem Bergdorf in einem Hof.

Die Ruges haben überlegt, wie sie helfen können, und wollen nun Spenden sammeln, die sie einem Freund, der Juan heißt, schicken möchten. Er restauriert Häuser in Marokko, will sich auch um die Schäden in dem Berberdorf kümmern. Erste Partner für eine Hilfsaktion haben sie bereits gefunden. „Wir verkaufen die Fotos, die wir bei Rosi in der Bar ausstellen, und spenden das Geld“, sagt Michel Ruge. Auf den Bildern, die am 28. September bei einer Feier zu sehen sein werden, ist die acht Monate lange Afrikareise, die die Familie im vergangenen Jahr machte, dokumentiert. Michel und Annika hoffen, dass sie so genug Spenden zusammenbekommen, um die Not der Menschen vor Ort ein wenig zu lindern.

Wer helfen möchte, kann unter myteacherafrica.com Kontakt aufnehmen.

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