• Foto: Constantin Gubbels

Keine Struktur für Händler am Hafen: „Hamburg hat einen Micky Maus-Fischmarkt“

Eppendorf –

Die Corona-Krise hat Auswirkungen auf viele Lebensbereiche und auch auf die Berufe der Hamburger. Frank Tamaschke ist der Fisch-Guru von Eppendorf und erklärt, was neben Corona noch alles schief läuft auf Hamburgs Fischmarkt.

Lange Zeit lag dieser wegen der Corona-Krise auf Eis. Nun läuft der Markt wieder an und Einzelhändler Frank Tamaschke bekommt die Auswirkungen der letzten Monate zu spüren. Statt um zwei Uhr morgens – wie früher – steht er jetzt sogar schon eine halbe Stunde früher auf, um seinen Laden in Eppendorf für den Tag fertig zu machen. Das verrät er der MOPO im neuen Podcast „Die Lage“

Kunden stehen Schlange: Einzelhändler muss seit Corona noch früher aufstehen

„Wir haben von sieben bis 19 Uhr geöffnet, und die ersten Kunden stehen jetzt schon vor sieben Uhr vor der Tür“, so der Geschäftsführer von „Fische Schmidt“. „Da muss der Laden perfekt fertig sein.“ Deshalb fährt Tamaschke früh morgens an den Hafen, um an der Großen Elbstraße möglichst frischen Fisch zu kaufen.

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Doch in der letzten Zeit wird es für ihn immer schwerer, guten und auch mal exotischen Fisch zu finden. Das Problem sei, „dass wir in Hamburg so einen Micky Maus-Fischmarkt haben, wo es manchmal schwierig ist, einen vernünftigen Kabeljau oder Rotbarsch zu kriegen“.

Fisch-Guru empört: „Gastro vertreibt Fischhändler“

In der Straße am Fischmarkt habe es früher mehr Händler gegeben – doch die würden jetzt von der Gastronomie vertrieben. Die Gastronomen würden dann bei der Metro oder Delta Fleisch einkaufen, berichtet Tamaschke – und die Fischhändler dadurch immer weniger werden.

David Erkalp (CDU), Sprecher für Handel und Tourismus, hat davon bisher noch nichts gehört. Allerdings spricht er sich deutlich für die Gastronomie Hamburgs aus: „Wir in Hamburg wollen die Gastronomie ja auch fördern, besonders am Hafen“, sagt er der MOPO.

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Doch in einem Punkt sind sich die beiden Männer einig: Am besten wäre es, wenn Hamburg eine zentrale Markthalle hätte. „Soll man doch einfach den Fleischgroßmarkt, den Gemüse- und Blumengroßmarkt und den Fischgroßmarkt in einer der großen Hallen am Gemüsegroßmarkt ansiedeln“, so Tamaschke. „Dann ist alles an einem Platz und man kommt nur mit dem Gewerbeschein hinein.“

Problematisch sei momentan nämlich auch, dass viele Privatpersonen den Fisch direkt vom Großhändler kaufen, weil die Große Elbstraße öffentlich zugänglich ist. „Das geht eigentlich nicht. Es gibt eine Struktur: Hersteller – Großhändler – Einzelhändler – Endverbraucher“, so Tamaschke im Podcast. „Und da wird eine Sparte einfach rausgestrichen.“

CDU-Politiker wünscht sich Markthalle mit Fisch für Hamburg

„Das hätte Hamburg Charakter – wenn man als Hafenstadt so etwas nicht hat, dann fehlt das auch einfach“, findet auch Erkalp. Schon vor Jahren habe er diesen Vorschlag gemacht und fordere noch immer die eine Halle für Hamburg. Doch bislang tut sich in dieser Hinsicht nicht viel.

„In der Hafencity wird jetzt ein großes Einkaufszentrum gebaut – im letzten Plan war eine Art Markthalle mit eingeplant“, tröstet der Politiker. Für eine große Markthalle mit vielen Bereichen und Angeboten sei er aber immer zu haben. „Eine, wo man schlendern und essen kann, mit Besonderheiten. Das hat Charme für ganz Hamburg.“

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Das dürfte aber scheinbar erst einmal ein Traum bleiben. Vorerst müsse man sehen, wie sich der Markt entwickelt, so Erkalp. Schließlich könne man Händlern nicht vorschreiben, welchen Beruf sie wo wählen sollen – und so können auch Gastronomen im Hafen anmieten und zum Leid von Tamaschke ihren Fisch bei der Metro anstatt beim Fischhändler kaufen.

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