Blick auf das Alsterhaus am Jungfernstieg
  • Blick auf das Alsterhaus am Hamburger Jungfernstieg.
  • Foto: Patrick Sun

Keine Lust auf Shoppen? Am Jungfernstieg wird’s immer leerer

Als der Sommer losging, erwachte auch die Einkaufslust zaghaft wieder. Bei vielen Hamburger:innen hatte sich nach den ganzen Corona-Monaten die Shopping-Lust angestaut. Aber das scheint nun schon wieder vorbei zu sein: Immer weniger Menschen schlendern durch die Einkaufsstraßen. Wie sind die Prognosen für Jungfernstieg, Spitalerstraße und Neuen Wall?

Rund 1,09 Millionen Passant:innen erwartet „Hystreet.com“ im August auf der Spitalerstraße. Das Datenportal hat in zahlreichen Innenstädten Laserscanner aufgestellt, die die Publikumsfrequenz feststellen. Vor zwei Jahren waren es dort noch knapp 1,28 Millionen Menschen. Ein Rückgang um mehr als 15 Prozent.

Hamburg: Immer weniger Besucher in der Innenstadt

Auch für den Neuen Wall sieht es mit einem Rückgang um 25 Prozent auf gut 480.000 Menschen düster aus. Schlimmer noch ist es am Jungfernstieg: Gut 800.000 Menschen sollen sich dort in diesem Monat an den Geschäften vorbei bewegen. 28 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2019.

„Die Baustelle in der Mönckebergstraße trägt sicherlich dazu bei, dass andere Wege gewählt werden. Vor allem aber in den Nebenlagen werden die Frequenzverluste besonders deutlich“, sagte Brigitte Nolte, Geschäftsführerin des Handelsverbands Nord, zur MOPO.

Dabei sah es zu Beginn des Sommers noch danach aus, als sei ein gewisser Nachholbedarf bei den Kund:innen vorhanden. Für den Juni stellte das Statistische Bundesamt im Einzelhandel eine Umsatzsteigerung um 4,2 Prozent im Vergleich zum Mai 2021 und um 6,2 Prozent verglichen mit dem Juni 2020 fest.

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Besonders der Handel mit Textilien, Bekleidung, Schuhen und Lederwaren, der zuvor besonders hart von den Corona-Einschränkungen getroffen worden war, legte im Juni zu. Um satte 70,5 Prozent stieg der Umsatz demnach im Vergleich zum Mai.

Dass es zwischendurch gut aussah für den Einzelhandel, bestätigte Fritz Terbuyken, Vorstand der Mode-Einkaufsgesellschaft ANWR, kürzlich dem „Spiegel“. Es habe einen „extremen Push“ in der Bekleidungsbranche gegeben – die „Nachhol-Euphorie“ sei jedoch ebenso schnell wieder verflogen, wie sie ausgebrochen war.

Hamburg: Hemmen Corona-Bedenken Lust am Einkaufen?

Zu groß ist bei den Konsument:innen offenbar die Unsicherheit, was die Pandemie noch mit sich bringt. Die Debatte um mögliche Freiheiten für Genesene und Geimpfte oder ob im Herbst eine neue Infektionswelle mit erneut härteren Maßnahmen droht, lässt die Konsumstimmung jedenfalls nicht steigen.

Große Ausgaben seien bei vielen Menschen nur für Reisen oder Veranstaltungen eingeplant, zeigt eine aktuelle Studie des Marktforschungsinstitutes GfK. „Sorgen bezüglich der Delta-Variante und einer vierten Welle beeinflussen Konsumenten und ihre Kaufentscheidungen“, ordnete GfK-Expertin Petra Süptitz die Zahlen ein.

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In der Hamburger Innenstadt selbst wird die Lage allerdings alles andere als düster bewertet. Viele Menschen, die an der Nord- und Ostsee urlauben, kämen aktuell zu Tagesausflügen nach Hamburg, sagte Brigitte Engler, Geschäftsführerin des City Management Hamburg, der MOPO. Zwar fehlten der Tourismus und der normale Verkehr in der Innenstadt, wie man ihn aus Vor-Pandemie-Zeiten kenne. Aber vor dem Hintergrund der Pandemie sei sie „sehr zufrieden“: „Wir haben bessere Umsätze, als man mit der Frequenz erwarten würde.“

Das sei auf Veranstaltungen wie den Kultursommer oder Hamburgs Sommergärten zurückzuführen. Würden entsprechende Anlässe geschaffen, ließen sich die Kund:innen offenbar trotz Corona auf die Straßen locken.

Handelsverband Nord: Modebranche verliert Umsatz

Auch Leerstände seien kein Problem, für viele freigewordene Flächen hätte es schnell eine Nachfrage gegeben. Wie sieht die Prognose für den Rest des Jahres aus, wenn die große Urlaubs- und Ferienzeit vorbei ist? Gut, sagt Brigitte Engler. „Die positive Stimmung, die wir im Moment erleben, macht uns optimistisch“, auch für die Weihnachtszeit. Corona zum Trotz.

Brigitte Nolte stimmt mit in den vorsichtigen Optimismus ein: „Die aktuelle Konsumneigung führt dazu, dass die Unternehmen relativ optimistisch auf die zweite Jahreshälfte blicken“. Über alle Branchen hinweg rechnet der Handelsverband mit einem Umsatzplus von 1,5 Prozent für 2021.

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Als eine Art Problemkind sieht auch der Handelsverband Nord die Modebranche. Ein Umsatzrückgang von rund einem Drittel werde dort für das gesamte erste Halbjahr 2021 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum erwartet. Der Fahrrad- und der Lebensmittelhandel seien dagegen „deutlich besser“ durch das bisherige Jahr gekommen.

Bei allem Optimismus gibt es jedoch auch gewisse Unwägbarkeiten: Dazu zählt der Handelsverband das Infektionsgeschehen, die Lieferketten und die Inflation als Faktoren, die sich auch zum Negativen hin entwickeln könnten. Auch hier hat der Handel eine Antwort – und wirbt mit einer großen Kampagne namens „Leben statt Lockdown“ für Corona-Impfungen.

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